
© CDU Reinickendorf
Senat pocht auf einheitliche Toiletten: Nordberliner dürfen graues Dorf-WC nicht begrünen
Ein modernes WC-Gebäude stört den Anblick des historischen Dorfkerns in Lübars – fand die Bezirkspolitik. Doch nach zwei Jahren kommt die Absage von der Umweltverwaltung.
Stand:
Seit knapp drei Jahren darf sich das Dörfchen Lübars am Rande Berlins an einer öffentlichen Toilette erfreuen. Viele Nordberliner hatten sich das WC gewünscht, damit die zahlreichen Ausflügler, die an schönen Wochenenden in das älteste Dorf Berlins pilgern, nicht immer an der Dorfgaststätte Schlange stehen.
Mehr als 200 Unterschriften für ein Klo-Häuschen kamen seinerzeit in einer Online-Petition zusammen. Statt des gewünschten denkmalgerechten WCs kam alsbald ein Häuschen im Design der „Berliner Toilette“ an den Dorfanger.
So mitten im historischen Ortskern erschien der würfelförmige, graue Bau einigen Lübarsern dann doch zu modern und trist. Kaum stand das Häuschen unweit der Kirche, schrieb sich die CDU auf die Fahne, es passend zum Dorf bemalen oder doch zumindest begrünen zu lassen. Das Reinickendorfer Bezirksparlament segnete den Vorschlag ab, dann verschwand der Plan in den Tiefen der Verwaltung.
Umweltstaatssekretärin pocht auf Einheitlichkeit
Nach gut zwei Jahren meldet sich die zuständige Senatsumweltverwaltung nun beim Bezirksamt zurück - und lehnt dankend ab. „Eine Umgestaltung der Außenwände von Berliner Toiletten sollte grundsätzlich nicht erfolgen“, erklärt Umweltstaatssekretärin Britta Behrendt (CDU).
Denn die öffentlichen stillen Örtchen sollten durch das „einheitliche Erscheinungsbild einen gewissen Wiedererkennungswert aufweisen und so schneller für Nutzende auffindbar sein“, schreibt sie in der Antwort an ihre Parteikolleginnen im Rathaus Reinickendorf. Eine künstlerische Gestaltung würde außerdem die Reinigung der Außenwände erschweren und die Hürde für Graffitisprayer senken, das Häuschen zu verunstalten.
Auch von der Idee, das triste Pissoir hinter Grünzeug zu verstecken, hält Berendt nichts. Durch eine Hecke oder anderweitige Bepflanzung könne „das Wildurinieren befördert“ werden, befürchtet die Staatssekretärin. Das stille Örtchen am Dorfanger dürfte als vorerst grau bleiben.
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