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Das Mahnmal im Juni 2025.

© André Görke

Trauer um Kay Zareh: Der Mann, der diesen wichtigen Gedenkort am Berliner Havelufer schuf

Er: Sohn eines Iraners. Sie: Israelin. In Berlin bauten sie ein Architekturbüro auf und hinterließen Großes – ein Mahnmal, eine bekannte Schule und mehr. Freunde erinnern sich an seine Vorliebe im Schlachtensee.

Stand:

Dieser Gedenkort ist eng mit der Stadt verbunden und an prominenter Stelle zu finden: Seit 1989 steht das Mahnmal am Spandauer Altstadtufer, direkt an Spree Ecke Havel, wo einst Spandaus Synagoge von Rabbiner Arthur Löwenstamm stand. Der Rabbiner wurde verjagt, das Gotteshaus niedergebrannt und von den Nazis abgerissen. Bis heute wird an Berlins großer Flussmündung an dieses Verbrechen erinnert.

Der Architekt, der dieses Mahnmal zusammen mit seiner Frau Ruth Golan schuf, ist vor wenigen Tagen gestorben. Sein Name: Kay Zareh.

Blick vom Havelufer auf das Mahnmal und die Mauer mit den Opfern.

© André Görke/TSP

Die Inschrift auf dem Stein.

© André Görke

Infotafeln erklären die Geschichte dieses Ortes am Altstadtufer,wo einst die Synagoge stand (im Rücken des Fotografen).

© André Görke

„Er starb nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 82 Jahren. Wir erinnern uns an ihn mit Dankbarkeit“, schreibt die Erinnerungsbeauftragte der evangelischen Kirche in Spandau, Gudrun O’Daniel-Elmen in ihrem Nachruf.

4. November 1989: das erste Foto vom Mahnmal im Tagesspiegel – damals noch ohne Namensmauer dahinter. Und natürlich in Schwarz-Weiß.

© Tsp-Archiv

Die Beerdigung fand vor wenigen Tagen auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee statt, obwohl Kay Zareh nicht jüdischen Glaubens war, wie O’Daniel-Elmen weiß: „Das Grab befindet sich auf dem Feld für Paare mit nur einem jüdischen Partner.“

Sein Vater wurde in Teheran geboren, er in Spandau

Spandau war seine Heimat, hier ist er im Krieg 1943 geboren – als Sohn einer Deutschen und eines Iraners aus Teheran. Auch das ist in diesen Tagen so erwähnenswert, denn während des Architekturstudiums an der TU Berlin verliebte er sich in eine Israelin aus Jerusalem: Ruth Golan. Zusammen gründeten sie ein Architekturbüro.

Zareh war auch Leser des Tagesspiegel-Newsletters für Spandau und hat sich immer wieder eingebracht. Denn er hat 1990 auch an einem anderen bekannten Spandauer Bauwerk mitgewirkt: an der Bertolt-Brecht-Schule.

20. Dezember 1990: Im Tagesspiegel ist die Eröffnung der Bertolt-Brecht-Schule ein Top-Thema. Darin fällt auch der Name von Kay Zareh.

© Tsp-Archiv

Sie ist mit 1200 Jugendlichen Spandaus größte Schule und hat eine lebhafte Geschichte. Nach Asbestfunden 1990 wurde die alte Schule damals gesperrt, nebenan entstand in rasender Geschwindigkeit der heutige Ersatzbau. „Alles im Eilverfahren“, hat Zareh mal im Spandau-Newsletter erzählt. „Unser Ersatzbau sollte acht, maximal zwölf Jahre überdauern, damit man im angemessenen Zeitraum einen soliden Schulneubau planen und bauen würde.“

Der BBO-Ersatzbau steht bis heute und ist auch 35 Jahre später noch in Betrieb. Ein Neubau nebenan befindet sich in Planung, diesmal aber ohne Kay Zareh und seine Frau Ruth Golan. Die war bereits 2012 gestorben und ebenfalls stadtbekannt: „Sie war die Haus- und Hofarchitektin der jüdischen Gemeinde“, schrieb damals die „Jüdische Allgemeine Zeitung“.

Das Architekturbüro wirkte an noch viel mehr Orten der Stadt mit, auch in der Berliner Innenstadt – zum Beispiel an der Synagoge in der Pankower Rykestraße.

Wir haben einen besonders liebenswürdigen Menschen verloren, unseren frühmorgendlichen Mitschwimmer im Schlachtensee.

Aus einer Traueranzeige im Juni 2025 im Tagesspiegel

Nach der Beisetzung wurde auch im Tagesspiegel in vielen Traueranzeigen von Freunden und der Familie an Zareh erinnert – und an dessen Vorliebe für einen erfrischenden Sport: „Wir haben einen besonders liebenswürdigen Menschen verloren, unseren frühmorgendlichen Mitschwimmer im Schlachtensee.“

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