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Ufersingen 2024.

© André Görke 

„Ufersingen“ zwischen Berlin und Potsdam: Kirchen laden zum Glienicker See – doch 2025 ist vieles anders

Am Badesee zwischen Berlin und Potsdam treffen sich jedes Jahr hunderte Menschen zum „Ufersingen“. Der Ursprung reicht bis zum Mauerbau zurück. Im November 2025 gibt es entscheidende Änderungen.

Stand:

Sie singen ihre Lieder über den schönen Badesee am Berliner Stadtrand hinweg, der bis 1989 eine ganz besonders hässliche Seite hatte. Mitten durch den Glienicker See verlief die Staatsgrenze der DDR: Todeszone statt Badespaß. Mauern, Zäune, Hunde, Wachtürme, grelle Lichter am Ufer. Das alles ist lang vorbei. Doch dieses wichtige Kapitel ist nicht vergessen – weder im West-Berliner Ortsteil Kladow, noch in Groß Glienicke, das heute zu Potsdam gehört.

Einmal im Jahr kommen die Bürgerinnen und Bürger an beiden Ufern des Badesees zusammen, um gemeinsam Weihnachtslieder zu singen, mit Blasmusik, Kerzenschein, wärmendem Tee. So auch am 29. November 2025. Allerdings gibt es diesmal entscheidende Neuigkeiten: Das Ufersingen findet erstmals an neuen Standorten statt.

Weihnachtliches Ufersingen Kladow (vorne) und Groß Glienicke (hinten).

© André Görke

Die Inspiration dazu gaben Jugendliche, die nach dem Mauerbau im Winter 1963 über die Grenze hinweg Weihnachtslieder miteinander sangen, sehr zum Ärger der DDR-Grenzschützer. Das Mädchen, das auf die West-Berliner Lieder einstimmte, wurde später verhaftet. Ihre Geschichte wird bis heute erzählt – auch beim Ufersingen am 29. November.

Bisher sangen die Berliner an der großen Kladower Badewiese „Pferdekoppel“ im Norden des Sees (nahe der BVG-Haltestelle). In diesem Jahr gibt es neue Standorte, wo die beiden Kirchengemeinden aus Berlin-Kladow und Groß Glienicke stehen und singen werden: 2025 ziehen alle erstmals nach Süden, zur Badestelle „Moorloch“. Und auch die Potsdamer ziehen an ihren neuen Standort.

Er ist der Pfarrer der Schilfdachkapelle in Berlin-Kladow: Alexander Remler.

© privat

„Die Kirchengemeinde Groß Glienicke wird, anders als in den Vorjahren, diesmal an der Badestelle in Groß Glienicke stehen. Und damit wir uns trotzdem gut über den See sehen und vor allem hören können, gehen wir diesmal zur Badestelle Moorloch am Restaurant ‘Bootshaus Kladow’“, erzählte Pfarrer Alexander Remler, 53, dem Tagesspiegel. Er arbeitet seit 2017 in der Schilfdachkapelle in Berlin-Kladow, die eine besonders enge und interessante Bindung nach Groß Glienicke hat – siehe Infokasten weiter unten.


Ein Tagesspiegel-Video vom „Ufersingen“

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„Auf der Kladower Seite treffen wir uns um 17 Uhr an der Schilfdachkapelle und ziehen in einer stimmungsvollen Lichterprozession zum See. Dort beginnt das Adventssingen dann um 18 Uhr“, erzählt Pfarrer Remler.

Die Groß Glienicker Gemeinde trifft sich wiederum am 29. November um 17 Uhr in der Dorfkirche. Dort wird der 15-minütige Dokumentarfilm über Christa Duha gezeigt – jenes Brandenburger Mädchen, das damals auf die Weihnachtslieder der West-Berliner Jugendlichen reagierte und später verhaftet wurde. Im Anschluss zieht die Kirchengemeinde gemeinsam zur Badestelle, um die Lieder rüber ans Kladower Ufer zu singen.

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