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Daniel Eliasson (26) ist stellvertretender Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen in Steglitz-Zehlendorf. Er ist massiven Bedrohungen und antisemitischer Hetze ausgesetzt.

© Santiago Rodriguez

Drohungen gegen jüdischen Lokalpolitiker in Berlin: Telefonnummer und Mail-Adresse veröffentlicht

Der Berliner Staatsschutz ermittelt: Mutmaßliche Rechtsextreme haben sensible Daten des Grünen-Bezirksverordneten Daniel Eliasson gepostet.

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Die Drohungen, die Daniel Eliasson erhält, sind extrem: „Du Hurensohn, wirst in Berlin geschlachtet wie ein Rindvieh.“ Ein anderer Nutzer fordert den Steglitz-Zehlendorfer Bezirksverordneten der Grünen dazu auf, sich umzubringen und seinen Selbstmord live zu streamen. In einer E-Mail, der Absender verwendet einen Klarnamen, droht der Schreiber, „vielleicht komm ich mal auf einen Kaffee mit den Jungs vorbei“.

Antisemitische Hass-Posts sind für den jüdischen Grünen-Politiker nichts Neues. Doch nachdem Daniel Eliasson in den sozialen Medien die jüngsten Enthüllungen von Jan Böhmermann gelobt hatte, wurden die Drohungen massiv. In der jüngsten Sendung des „ZDF Magazin Royal“ hatte Böhmermann die Identität des rechten YouTubers „Clownswelt“ enthüllt. Am Samstag postete Nutzer „Your Local Bastard“ die Telefonnummer und Mail-Adresse des Lokalpolitikers.

Daniel Eliasson ist stellvertretender Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen in Steglitz-Zehlendorf. Er ist massiven Bedrohungen und antisemitischer Hetze ausgesetzt.

© KASIMIR HELDMANN

Daniel Eliasson erstattete Strafanzeige. Ein Fachkommissariat des Polizeilichen Staatsschutzes habe die Ermittlungen übernommen, sagte Anja Dierschke, die stellvertretende Pressesprecherin der Berliner Polizei dem Tagesspiegel. Zu etwaigen Schutzmaßnahmen für den Bezirksverordneten wolle sie sich aus polizeitaktischen Gründen nicht äußern.

Die Accounts sind eindeutig dem Vorfeld der AfD zugehörig.

Daniel Eliasson, bedrohter Grünen-Politiker

Warum er Opfer des sogenannten Doxxings, das heißt der Veröffentlichung privater Daten, geworden ist, ist Eliasson klar: „Ich äußere mich schon lange und ich tue das als jüdischer Politiker“, sagte er am Mittwoch dem Tagesspiegel am Telefon. Die massiven Drohungen ließen zwar kein gutes Gefühl zurück, „aber sie entmutigen mich auch nicht“. Im Gegenteil: „Für mich ist klar, dass ich jetzt erst recht klar und deutlich sein muss, weil diese Leute sonst gewinnen“. Er habe nach den Hass-Attacken und für seine Haltung viel Unterstützung aus seiner Partei und von anderen erhalten, das habe ihm „sehr gut“ getan.

Woher die Attacken gegen ihn kommen, sei ihm bewusst. „Die Accounts sind eindeutig dem Vorfeld der AfD zugehörig.“ Auf der Plattform X, vormals Twitter, werde öffentlich über das „Doxxen“ von Linken diskutiert. Er hält die meisten der Droh-Posts vor allem für digitale Angeberei. „Aber ich muss davon ausgehen, dass auch gewaltbereite Rechtsextreme darunter sind.“

„Nicht nur ich bin betroffen“, sagte Daniel Eliasson, „sondern auch die Mitarbeiter der Böhmermann-Redaktion – es wurden auch die Namen der Kinder von Jan Böhmermann bei Telegram verbreitet.“ Und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: „Das macht mir Sorge.“

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