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Kinder spielen auf dem Ammonitenbrunnen des Bildhauers Volker Bartsch auf dem Olof-Palme-Platz am Berliner Zoo und Aquarium.

© ANNETT KLINGNER

Volker Bartsch über seinen Ammonitenbrunnen am Berliner Zoo: „Eine Art Abenteuerspielplatz – das freut mich sehr“

Für unseren Artikel zum Dreibezirke-Eck in Berlins City West haben wir den Berliner Bildhauer als Schöpfer des zentralen Kunstwerks dort befragt. Hier das Interview im Wortlaut.

Stand:

Heinz Ohff schrieb seinerzeit im Tagesspiegel, er erwarte, dass sich am Olof-Palme-Platz ein neuer Treffpunkt bilden wird, „Off-Ku’damm“. Hat sich diese Hoffnung aus Ihrer Sicht erfüllt?
Der Olof-Palme-Platz zieht Familien und Menschen an, die den Zoo oder das Aquarium besuchen - anders als der Kudamm, der eher zum Flanieren und Shoppen einlädt. Mein Brunnen ist aber seit seiner Einweihung 1987 eine Art Abenteuerspielplatz, mehrere Generationen Kinder sind schon darauf herumgeklettert – das freut mich sehr.

Welche Rolle haben die mit dem Platz verbundenen Erinnerungen, dessen „Psychogeographie“, wenn man so will, bei Ihrer Arbeit am Ammonitenbrunnen gespielt?
Wenngleich mich die Geschichte des früheren Kudamm-Teils, der 1925 zur Budapester Straße wurde, sehr interessiert, hat sie keine Rolle für die Arbeit am Brunnen gespielt. Der Platz wurde auch erst vier Jahre nach der Einweihung Olof Palme gewidmet.

Ich wollte einerseits Bezug auf die unmittelbare Nähe zum Aquarium nehmen und unbedingt auch einen Irritationsmoment zu den sehr geradlinigen, linearen, funktionalen und dem damaligen Geschmack entsprechenden glattpolierten Fassaden der umliegenden Gebäude setzen. In meinem Brunnen gibt es keinen einzigen rechten Winkel.

Zeitungsausriss des Fotos und der Überschrift des Feuilletons von Tagesspiegel-Kulturchef Heinz Ohff über Volker Bartsch und seinen Ammonitenbrunnen vom 2. November 1986. Der Artikel ist mit der gesamten damaligen Tagesspiegel-Seite oben in der ersten Frage verlinkt und nachlesbar.

© Tsp

Und während die Umgebung streng und ein bisschen gelackt wirkt, beschreibt der große graphitfarbige Schieferberg auf den ersten Blick eine willkürliche Szenerie. Dabei herrscht hier absolute Ordnung im Chaos. Die Einfassung des Brunnens beschreibt einen fossilen Ammoniten. Rund 200 Einzelplastiken (Schiefer, Bronze, Granit) fügen sich in einer gegenläufigen Bewegung zu einer Gesamtformation zusammen.

Und während Schiefer sonst häufig fossile Abdrücke der Einschlüsse aufweist, ist dieser hier in 160 Metern Tiefe gebrochen, wo er härter, kompakter und monochrom ist. Die Fossilien liegen als bronzene Urtiere zwischen den Schollen und verweisen auf urzeitliches Leben als frühe organische Lebensformen.

Wie gefällt Ihnen die heutige architektonische Einfassung des Platzes vor allem mit Blick auf den durchaus platzprägenden Ersatzbau für die einstige Volksbankzentrale mit eckiger, dunkler Fassade statt einst eher warmhell und rund? Kommt ihr Brunnen dort weiterhin gut zur Geltung aus Ihrer Sicht?
Städte verändern sich, das gehört dazu. Die einstige Volksbankzentrale habe ich nicht als architektonisch besonders wertvoll wahrgenommen. Sowohl der neue Bürobau als auch die umgebaute DIN-Zentrale wirken da viel zeitgemäßer und beeinträchtigen die Wirkung des Brunnens in keiner Weise.

Wie sehen Sie die Verkehrssituation am Olof-Palme-Platz? Könnte dort in Sachen Aufenthaltsqualität – auch mit Blick auf die erste Frage zu Heinz Ohffs Treffpunkt-Hoffnung - etwas verbessert werden und, wenn ja, wie aus Ihrer Sicht?
Um den Platz etwas zu „beruhigen“, wurde sein Niveau damals etwas abgesenkt, das hat sich bewährt. Wichtig für die Platzqualität ist in jedem Fall, dass er gut gepflegt wird: intakte Bänke, angenehme Begrünung, ein regelmäßig gereinigter Brunnen mit fließendem Wasser, sodass sich alle Besuchenden wohlfühlen können.

Wie stehen Sie zu Plänen, dort anstelle des Europacenter-Parkhauses ein weiteres, noch viel größeres Hochhaus zu errichten?
Die Größe des angedachten Hochhauses sehe ich nicht als Problem. Ich bedaure allerdings, dass mitten im Herzen der Stadt ein weiterer gähnend-langweiliger Klotz geplant ist, der der pulsierenden modernen Stadt in keiner Weise gerecht wird.

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