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Klimademonstranten besetzten das Frankfurter Tor.

© Foto: Tenzin Heatherbell

Update

Blaulichteinsatz für Schlaganfallpatient: Spezialrettungswagen musste Klima-Blockierern über Gehweg ausweichen

Rund 30 Mitglieder der „Letzten Generation“ haben sich am Freitag am Frankfurter Tor auf die Straße geklebt – und behinderten einen 12-Tonnen-„Stemo“ mit Noteinsatz.

Bei einer größeren Blockadeaktion von Klima-Aktivisten der Gruppe „Letzte Generation“ am Frankfurter Tor in Friedrichshain ist am Freitag ein Stroke-Einsatz-Mobil (Stemo), ein Spezialwagen für Schlaganfälle, auf dem Weg zu einem Patienten behindert worden. Zuerst berichtete die „B.Z.“.

Der Zwölftonner im Blaulicht-Einsatz musste von Osten kommend an der Proskauer Straße auf den Geh- und Grünstreifen neben der Fahrbahn ausweichen, um die Blockade zu umfahren. Nach 250 Meter konnte der Wagen wieder auf die Petersburger Straße rollen. Bereits in einem anderen Fall – am 26. Oktober – stand ein Stemo auf dem Weg ins Krankenhaus im Stau

„Es ist unglaublich, wie grob fahrlässig die Klebenden mit der Gesundheit anderer Menschen umgehen. Bei Schlaganfällen zählt wirklich jede Sekunde und dank der Stemos können lebenswichtige Maßnahmen ohne Zeitverlust eingeleitet werden“, sagte Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP). „Wer mutwillig Staus verursacht und gar nicht gewährleisten kann, dass die Bildung von Rettungsgassen möglich ist, spielt mit Menschenleben.“ Es sei auch nicht ungefährlich mit einem Zwölftonner auf den Gehweg „fahren zu müssen, um durchzukommen“.

Seit 2011 ist das Stroke-Einsatz-Mobil in Berlin unterwegs, drei Fahrzeuge sind im Einsatz. Warum es so wichtig ist, beschreibt die Feuerwehr so: „Die Herausforderung besteht darin, möglichst frühzeitig zu erkennen, ob die Symptome des Patienten von einem Gefäßverschluss oder einer Blutung verursacht werden. Dies ist mit den Mitteln des Stroke-Einsatz-Mobils (STEMO) noch am Einsatzort möglich.“

Bei einem Gefäßverschluss könnten dann sofort Medikamenten zur Auflösung eines Blutgerinnsels gegeben, also die sogenannte Thrombolyse begonnen werden. Die am Einsatzort begonnene Therapie könne dann anschließend in der Klinik ohne Zeitverlust fortgesetzt werden. Ausgerüstet ist das Stemo mit einem mobilen Computertomographen, Labordiagnostik und Geräten zur telemedizinischen Vernetzung mit Kliniken.

Klimaaktivisten klagten über Handverletzungen

Nachdem Polizisten die auf der Fahrbahn am Frankfurter Tor festgeklebten Aktivisten abgelöst hatten, klagten einige von ihnen über Handverletzungen. Sie forderten laut Polizei ärztliche Behandlung, die Feuerwehr rückte mit mehreren Einsatzkräften an.

Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei vom Freitagnachmittag mussten zwei Personen behandelt werden. Auf Fotos sind leichte Hautabschürfungen an den Händen zu sehen.

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Die Polizei war mit insgesamt 230 Kräften im Einsatz, hieß es. Auch die Bundespolizei war im Einsatz. Unterstützt wurden die Demonstranten vom Orchester Lebenslaute, das ebenfalls eine Straße am Frankfurter Tor blockierte und dabei klassische Musik spielte.

Musiker des Orchesters Lebenslaut beteiligten sich an der Aktion. 
Musiker des Orchesters Lebenslaut beteiligten sich an der Aktion. 

© Foto: Tenzin Heatherbell

Parallel zur Blockade am Frankfurter Tor kletterten Demonstranten an der Fassade des Bundesverkehrsministeriums in der Invalidenstraße in Mitte hoch. Laut Polizei seien acht Personen vor Ort, vier hätten erfolgreich die Außenfassade bestiegen. Die Polizei sei zwar im Einsatz, weil die Hausleitung die Aktion jedoch dulde, würden die Beamten zunächst nicht eingreifen, hieß es.

Die Protestgruppe „Letzte Generation“ hatte am Freitagmorgen mitgeteilt: „Heute sind dutzende Menschen im Herzen Berlins zusammengekommen, um sich entschlossen dem tödlichen Kurs der Bundesregierung entgegenzustellen. Sie blockieren friedlich den Verkehr am Frankfurter Tor, weil sie das Politikversagen in der Klimakatastrophe nicht länger stillschweigend hinnehmen können.“

GdP-Sprecher Jendro kritisierte: „Sich an einem Freitagmorgen auf den Asphalt von wichtigen Verkehrsadern zu kleben, ist Nötigung und ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr.“ Straftaten seien kein legitimer Protest im demokratischen Rechtsstaat. Für politische Entscheidungen brauche es politische Mehrheiten, so Jendro, „unsere Demokratie ist nicht verhandelbar“.

Die Protestgruppe „Letzte Generation“ hatte in den vergangenen Wochen regelmäßig Straßen in Berlin blockiert. Heftige Kritik gab es, als am 31. Oktober ein Spezialfahrzeug der Berliner Feuerwehr während einer Blockade in einem Stau stecken blieb. Das Fahrzeug sollte bei der Bergung einer lebensgefährlich verletzten Radfahrerin helfen. Die Frau starb einige Tage später.

Nach den jüngsten Angaben der Berliner Feuerwehr sei die Rettung der Frau durch die Aktion der Klimademonstranten erheblich erschwert worden. Am Donnerstag diskutierte der Bundestag hitzig über härtere Strafen für die Klimademonstranten.

Die Berliner Polizei ergreift inzwischen Maßnahmen, um die Protestaktionen der Gruppe zu erschweren. So entfernte die zuständige Autobahn GmbH auf Anfrage der Berliner Beamten Leitern an insgesamt acht Schilderbrücken an der A100. Einen entsprechenden Bericht der „B.Z.“ bestätigte die Polizeisprecherin auf Nachfrage. So soll es den Demonstranten erschwert werden, auf die Schilderbrücken zu klettern und sich daran festzukleben. (mit dpa)

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