
© dpa/Soeren Stache
Brand behindert Berliner Bahnverkehr bis Freitagabend: Linksextremisten bekennen sich zu Anschlag auf Kabelschacht in Wuhlheide
Der Anschlag auf einen Kabelschacht richtete sich gegen die Deutsche Bahn und die Autofabrik Tesla. Die Einschränkungen im Regional- und Fernverkehr sind größer als gedacht.
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Das Feuer in einem Kabelschacht an der Bahnstrecke nach Erkner nahe Wuhlheide wurde mutmaßlich von Linksextremisten gelegt. Der Anschlag vom Mittwoch richtete sich gegen die Bahn und vor allem gegen die Autofabrik Tesla, die dem umstrittenen US-Milliardär Elon Musk gehört.
Die Schäden sind größer als zunächst gedacht. Die Strecke für den Regional- und Fernverkehr zwischen Ostkreuz und Erkner bleibt voraussichtlich bis Freitagabend gesperrt, die Züge werden umgeleitet. Der Schneefall behindere die Reparatur, hieß es bei der Bahn. Die S-Bahn ist nicht betroffen.
Auf der Internet-Plattform Indymedia wurde am Mittwochnachmittag ein Bekennerschreiben veröffentlicht. Darin heißt es: „Wir haben heute früh die Bahnstrecke, über diese jeden Tag tausende Tesla-Arbeiter:innen von der Hauptstadt nach Grünheide, sowie Gütertransporte mit Öl und Gas von Ost nach West verfrachtet werden, unterbrochen und in unmittelbarer Nähe zum Kabelschacht der Bahn einen Funkmast in Brand gesetzt.“
Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen
Der für politische Delikte zuständige Staatsschutz des Berliner Landeskriminalamtes hat die Ermittlungen übernommen. Eine Polizeisprecherin sagte, dass in der Nähe der Kabeltrasse zudem mehrere Sende- und Funkmasten entdeckt wurden, die Brandbeschädigungen hatten. Im Bekennerschreiben ist nur die Rede von einem angezündeten Mast. Die Taten wurden gegen 4 Uhr früh nach einem Alarm in der DB-Leitstelle entdeckt.
Brandenburgs Innenministerin Katrin Lange (SPD) verurteilte den Anschlag: „Es ist nicht das erste Mal, dass Tesla und die Deutsche Bahn zum Angriffsziel von gewaltbereiten Linksextremisten werden“, sagte sie der Agentur dpa. Teile dieser Szene wiesen neben einem hohen Maß an ideologischer Verblendung auch eine hohe kriminelle Energie aus. „Der neuerliche Anschlag zeigt: Der Linksextremismus in Deutschland bleibt eine nicht zu unterschätzende Herausforderung.“
Vor etwa einem Jahr hatte es einen großen Brandanschlag auf die Stromversorgung von Tesla gegeben, das Werk stand tagelang still. Tesla hatte den Schaden auf einen dreistelligen Millionenbetrag geschätzt. Sogar Firmenchef Elon Musk hatte sich auf seiner Plattform X gemeldet: „Das sind entweder die dümmsten Ökoterroristen der Welt oder sie sind Marionetten derer, die keine guten Umweltziele haben“, so Musk.
Die Tat am Mittwoch früh im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick dürfte nicht von den gleichen Tätern verübt worden sein, die Bekennerschreiben unterscheiden sich stark. Die aktuelle Selbstbezichtigung ist zudem nicht unterschrieben. Zu den meisten Anschlägen auf Kabel der Bahn hatte sich in den vergangenen 15 Jahren eine „Vulkangruppe“ bekannt.
Im Jahr 2011 hatte die Serie von Anschlägen begonnen, bis 2013 gab es mehrere Brände, oft im Bereich Ostkreuz. Täter wurden nie ermittelt. In den Bekennerschreiben hatten die Täter regelmäßig die Namen isländischer Vulkane genommen, beim Anschlag auf den Strommast vor einem Jahr hatten die Täter sich nach einem portugiesischen Vulkan benannt.
Rund zwei Meter Kabel wurden zerstört
2018 gab es nach einigen Jahren Ruhe zunächst einen Anschlag auf Hochspannungsleitungen, danach wieder mehrere auf die Bahn. Die Polizei ging damals davon aus, dass mindestens einer der Täter Insiderkenntnisse von Bahntechnik haben muss, da immer die entscheidenden Knoten getroffen wurden. Polizeiintern wurden die Täter als „Vulkanier“ bezeichnet.
Beim aktuellen Anschlag wurden zwei Meter Kabel zerstört, der Schaden halte sich also in Grenzen, hieß es. Die Täter kritisieren im aktuellen Fall, dass die Deutsche Bahn für die Tesla-Gigafactory einen Güterbahnhof am Werksgelände baut. Dafür sei „eine Schneise der Verwüstung“ in den Wald geschlagen worden.
Die Bahn nennt in ihrer App „Vandalismus“ als Ursache. Die Linien RE2 und RE7 fahren nicht über die Stadtbahn, sondern werden über Gesundbrunnen und Lichtenberg umgeleitet, ebenso die Eurocity nach Polen. Die RB23 fällt zwischen Flughafen BER und Ostbahnhof ersatzlos aus. Die RB21 endet statt in Gesundbrunnen am Zoo. Der von Tesla bezahlte Shuttle-Zug von Erkner zum Werk fährt gar nicht.
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