
© dpa/ Paul Zinken
Elektroschocker: Brandenburger Polizei testet 2018 auch Taser
Am Dienstag setzte die Berliner Schutzpolizei erstmals einen Taser ein. In Brandenburg ist das rechtlich einfach möglich, im nahenden Jahr soll ein Test beginnen.
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Erstmals seit Beginn des Testlaufs hat die Berliner Polizei einen Taser, im Fachjargon ein Distanz-Elektroimpulsgerät, eingesetzt. Am Dienstagabend vereitelten Beamte in Kreuzberg damit vermutlich einen Selbstmord. Ein 31-Jähriger kletterte am U-Bahnhof Hallesches Tor auf dem Geländer des Hochbahn-Viadukts herum. Beamte setzten ihn mit einem Elektroschocker außer Gefecht: Er konnte in eine Klinik gebracht werden.
Mit der Elektropistole werden Pfeile abgeschossen, die durch Drähte mit der Waffe verbunden sind. Darüber fließen kurz 50.000 Volt – die getroffene Person ist sofort handlungsunfähig. Innensenator Andreas Geisel (SPD) hatte im Februar einen dreijährigen Einsatztest für die Schutzpolizei in Kreuzberg und Mitte angeordnet, beim Spezialeinsatzkommando (SEK) werden Taser seit Jahren genutzt.
Damit war Geisel einer jahrelangen Forderung von Polizei und Gewerkschaften nachgekommen. Doch in Berlin gelten im Ländervergleich hohe Hürden, hier werden Taser rechtlich wie Schusswaffen eingestuft.
Mischszene aus aus Rockern, Neonazis und Hooligans mit Kampfsporterfahrung im Visier
Die Polizei in Brandenburg hat das Problem nicht, dort lässt das Gesetz die Elektorschocker ohnehin zu. Nun sollen Beamte 2018 erstmals Taser probeweise einsetzen. Das hat das Polizeipräsidium beim Innenministerium beantragt. Getestet werden sollen die Geräte vorerst im Landessüden im Kreis Elbe-Elster und von der Einsatzhundertschaft in Cottbus.
Im Polizeipräsidium wird mit dem Start des Pilotprojektes nicht vor Mitte 2018 gerechnet. Der Test soll ein Jahr lang laufen. Dann wird entschieden, ob Streifenbeamte grundsätzlich mit Elektroschockern ausgestattet werden.
Die Taser sollen eine Lücke schließen zwischen dem Einsatz von Schlagstock oder Pfefferspray und dem Gebrauch der Schusswaffe als Ultima Ratio. Während in Berlin die Erfahrung zeigt, dass Verwirrten und psychisch Kranken mit Tasern das Leben gerettet werden kann, hat Brandenburgs Polizei eine andere Klientel im Blick: Eine Mischszene aus Rockern, Neonazis und Hooligans mit Kampfsporterfahrung im Landessüden.
Ein Vorfall in Guben wird als Paradebeispiel für den Taser-Einsatz genannt. Im Januar waren vier Beamte wegen eines Beziehungsstreits gerufen worden. Ein 25-jähriger erprobter Kampfsportler setzte die Beamten außer Gefecht, Schlagstock und Pfefferspray halfen ihnen nicht.
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