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Berlin: BSE: Zanderfilet statt Tafelspitz

Thunfischbrötchen statt Bratwurst, Zanderfilet statt Tafelspitz - in Zeiten von nicht enden wollenden BSE-Hiobsbotschaften kommt in Berliner Haushalten immer mehr Fisch auf den Tisch. "Das Millenniums-Geschäft vom letzten Jahr ist drin und teils schon überholt", sagt Karl-Heinz Franke, Niederlassungsleiter des Großhandelsbetriebs Deutsche See.

Thunfischbrötchen statt Bratwurst, Zanderfilet statt Tafelspitz - in Zeiten von nicht enden wollenden BSE-Hiobsbotschaften kommt in Berliner Haushalten immer mehr Fisch auf den Tisch. "Das Millenniums-Geschäft vom letzten Jahr ist drin und teils schon überholt", sagt Karl-Heinz Franke, Niederlassungsleiter des Großhandelsbetriebs Deutsche See. Das Unternehmen beliefert unter anderem gehobene Hotels und Restaurants, Krankenhäuser sowie Lidl, Karstadt und andere Einzelhandelsbetriebe. Sein Unternehmen beziehe die Tiere nur von Fischfarmen etwa in Norwegen, Irland und Schottland, deren Betreiber nachweisen können, dass sie kein Tiermehl verfüttern, sagte Franke.

"Die Leute greifen verstärkt zu", sagte auch Rita Rendelsmann, bei der Deutschen See in Bremerhaven zuständige Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit. Lachse, Forellen, Lachsforellen, aber auch Edelfisch wie Steinbutt, Seezunge und Zander verkauften sich besser als sonst um diese Jahreszeit. Wegen der mit der Tiermehlverfütterung von Fischen verbundenen Unsicherheit verlange das Unternehmen Lieferantennachweise zu Futtermitteln und ziehe auch selbst Proben, sagte Frau Rendelsmann. Bei "Fisch Schmidt" in Kreuzberg hieß es, es sei "ein bisschen mehr zu tun als sonst", die Kundschaft bevorzuge ganze Fische, die man beispielsweise "im Ofen braten" kann.

"Der Absatz ist gut", meint auch Günter Altekrüger, Mitinhaber des gleichnamigen Betriebs in Weißensee. Umsatzsteigerungen kann er aber nicht bemerken, das Geschäfte liefe wie in den Vorjahren. Obgleich die Kundschaft auch beim Forellenhof Roter in Spandau dieser Tage in langen Schlangen ansteht, hat sich Renate Huber "eigentlich noch mehr erhofft". Auch hier werden in Norwegen ohne Tiermehl aufgewachsene Forellen verkauft, die in den Tagen bis zu ihrer Tötung in Berlin gar kein Futter mehr erhalten.

Auch bei "Kropp" in Neukölln werde Fisch "etwas besser verkauft", sagte Geschäftsführer Michael Kropp. Das liege aber auch an der Jahreszeit. Was geht? "Der obligatorische Karpfen, Lachs, Lachsfilet und Feinfische." Auf die BSE-Krise angesprochen, sagte Kropp, der auch Aufschnitt und Wild anbietet, "man sollte die Kirche im Dorf lassen". Deswegen steht auch im Laden ein Schild mit der sinngemäßen Aufschrift, jeder möge sich auf seinen gesunden Menschenverstand verlassen. Das tut auch Manfred Löffler, der an der Bezirksgrenze zwischen Kreuzberg und Treptow auf der Lohmühleninsel am heutigen Sonnabend noch zwischen 11 und 14 Uhr selbst geräucherten Aal, Lachs und Lachsforelle verkauft. Die Fische beschafft er nur bei tiermehlfreien Betrieben in Dänemark. Eigentlich hat der Elektriker seinen Nebenerwerb schon aufgegeben - "aber die Kunden haben mich angerufen und überzeugt, zum Jahreswechsel doch wieder zu räuchern".

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