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Ein Fahrzeug der Straßenreinigung.

© Kitty Kleist-Heinrich

Straßenreinigung: BSR will Parkverbot fürs Kehren

Seit einem Jahr müssen Autofahrer in Britz an einem Tag im Monat ihre Autos umparken - wegen der Straßenreinigung. Die BSR will das Modellprojekt ausweiten.

In wenigen Tagen wird das Modellprojekt „Umparken für die Straßenreinigung“ in Britz ein Jahr alt: Seit November gilt in den Straßen der Hufeisensiedlung an einem Tag im Monat vier Stunden lang ein Halteverbot. Der Versuch ist längst nicht der erste, den BSR und Bezirksämter gestartet haben, um den Männern in orange freie Bahn zu verschaffen. Aber er ist aus Sicht der BSR der bisher erfolgreichste, so dass die Regelung beibehalten werden soll. Auch die Ausweitung auf andere Wohngegenden ohne große Parkplatznot wird erwogen – sofern Anwohner und Ämter mitziehen, wie es bei der BSR heißt. In Neukölln jedenfalls „läuft es gut“, resümiert BSR-Sprecherin Sabine Thümler.

Allerdings dürfte statistisch inzwischen bald jeder zweite Autobesitzer aus der Hufeisensiedlung ein Knöllchen kassiert haben oder sogar abgeschleppt worden sein. Letzteres tut mit etwa 180 Euro deutlich mehr weh als der Strafzettel vom Ordnungsamt für 15 Euro. Die Falschparker werden nach einer Gratisschonfrist seit März angezeigt und seit April auch umgesetzt. Laut einer Bilanz, die das Neuköllner Ordnungsamt auf Nachfrage zog, gab es im ersten Monat 50 Knöllchen und 29 Einsätze des Abschleppwagens. Im Mai waren es nur elf Strafzettel und 18 Abgeschleppte. Im Juni ging die Knöllchenzahl stark hoch auf 63 und die der Abgeschleppten leicht auf 21. Nach einer leichten Delle in den Sommerferien sind die Zahlen nun wieder so hoch wie zu Beginn: Allein für die ersten drei Oktoberwochen meldete das Ordnungsamt 43 Knöllchen und 29 kostenpflichtige Umsetzungen, wie das Abschleppen offiziell heißt. „Wir stehen vor einem Phänomen“, heißt es dazu im Rathaus. Allerdings sei Ähnliches auch andernorts zu beobachten: Selbst an Orten, an denen seit Jahren täglich kontrolliert werde, stünden immer Autos im Parkverbot.

In der Hufeisensiedlung kamen die Autobesitzer nur in wenigen Einzelfällen um den Ärger herum, weil die Ordnungsamtler per „Halterabfrage“ das Auto vor der Haustür zuordnen konnten und die Leute herausklingelte.

Bei den Anwohnern ist eher Zuspruch als Protest zu hören: „Die Straßen sind eindeutig sauberer seitdem“, sagt eine Frau. Eine Nachbarin berichtet von nur vereinzelten, inzwischen aufgegebenen Boykottversuchen. Eine weitere Anwohnerin sagt: „Ich habe kein Problem damit. Die Uhrzeit ist ja auch ganz praktisch. Wer zur Arbeit fährt, ist um acht ohnehin unterwegs.“ Ginge es nach der BSR, wäre in den Wohnstraßen mit „Parktaschen“ überall Halteverbot. Denn die dort quer zur Fahrtrichtung parkenden Autos ragen mit Front oder Heck über den Bordstein, so dass der Dreck unter ihnen kaum erreichbar ist. Stefan Jacobs

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