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Ehrengäste im Einsatz. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender tanzten auch im vergangenen Jahr bei der Eröffnung des  Bundespresseballs einen  Walzer.

© IMAGO/Jadranko Marja

Bundespresseball im Hotel Adlon in Berlin: „Wenn wir das Vertrauen verlieren, hat die Demokratie verloren“

Schmorbraten vom Sterne-Koch, Neuköllner Börek, ein Auftritt der Big Band der Bundeswehr und eine Karaoke-Bar: Was die 2300 Gäste bei dem Ball erwartet.

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Beinahe könnte der 72. Bundespresseball sich mal wieder über einen amtierenden Bundeskanzler als Ehrengast freuen. Friedrich Merz hat den Ball mit Frau Charlotte schon früher besucht und war offensichtlich angetan. Am 4. April ist es wieder so weit, da tanzen 2300 Gäste der Bundespressekonferenz im Hotel Adlon Kempinski am Pariser Platz.

Dass Merz bis dahin ins Amt gewählt wird, ist freilich äußerst unwahrscheinlich. Was die Schar der Ehrengäste angeht, ist der Vorsitzende der Bundespressekonferenz, Mathis Feldhoff, diesmal auf ein Maximum an Flexibilität eingerichtet. Der Ball-Termin stand lange fest, bevor sich abzeichnete, dass sich gerade in diesen Tagen eine neue Regierung zusammenfinden muss.

Zwar haben einige Noch-Minister und Länderchefs zugesagt. Die eine oder andere unerwartete Wendung kann aber durchaus in letzter Sekunde einen Strich durchs Vergnügen machen. Dabei ist der Bundespresseball einem guten Zweck gewidmet. „Für die Demokratie, Pressefreiheit stärken“ lautet das Motto, das aktuell wie nie zuvor scheint.

10.000
Euro bekommt Amnesty International als Spende.

Die traditionelle Spende in Höhe von 10.000 Euro geht in diesem Jahr an Amnesty International, weil sich diese Organisation um inhaftierte Journalisten überall auf der Welt kümmert. Die Summe entspricht dem Honorar, das die Big Band der Bundeswehr normalerweise für ihren Einsatz auf dem Ball bekäme, den sie aber gratis zur Verfügung stellt.

Den Eröffnungswalzer bestreiten der Bundespräsident, Frank-Walter Steinmeier und seine Frau, Elke Büdenbender als Ehrengäste und Gastgeber Mathis Feldhoff mit Partnerin Regina Kramer. Zur offiziellen Eröffnung wird nicht nur Mathis Feldhoff sprechen. Auch Berlins Ehrenbürgerin Margot Friedländer will ein paar Worte sagen, obwohl die 103-Jährige am selben Tag bereits vormittags in Münster mit dem Sonderpreis des Westfälischen Friedens geehrt wird. Dort wird der Bundespräsident die Laudatio halten. Beim Ball trifft sie ihn also bereits zum zweiten Mal an diesem Tag.

Er kann mit einem einzigen Bild eine ganze Geschichte erzählen.

Mathis Feldhoff über den Fotografen Michael Kappeler.

Zur Eröffnung gehört auch die Verleihung des Preises der Bundespressekonferenz. Der geht in diesem Jahr an den Chef-Fotografen der Deutschen Presse-Agentur, Michael Kappeler. „Er kann mit einem einzigen Bild eine ganze Geschichte erzählen“, sagt Feldhoff und erinnert an die berühmte Aufnahme von dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama, der beim G7-Gipfel in Elmau lässig auf einer Bank sitzt, während die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel stehend auf ihn einredet.

Kappeler engagiert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich in der Bundespressekonferenz, ist unter anderem im Mitgliedsausschuss des Vereins tätig. Stellvertretend gehe der Preis auch an alle freien und festangestellten Fotografen, die seit 1978 gleichberechtigte Mitglieder im Verein der Hauptstadtpresse seien, sagt Feldhoff.

Seit Januar ist der Ball restlos ausverkauft

Dass der Ball keine reine Party, sondern bewusst auch politisch ist, komme bei Journalisten, Politikern und Partnern, wie Bayer, der Schwarz Gruppe, Philip Morris und Uber gut an, sagt Feldhoff. Bereits seit Januar sind die 2300 Tickets restlos ausverkauft. Nicht nur Besucher von außerhalb, auch Berliner Gäste lassen sich am Ende einer langen Nacht gern mal entspannt ins Hotel-Bett fallen und nutzen die Annehmlichkeiten des Luxushotels..

Für Ball-Karten gibt es bereits eine lange Nachrückerliste. Nicht eingeladen ist die AFD. Dass es in der Partei deutliche Anzeichen von Pressefeindlichkeit und damit Ablehnung einer wichtigen Säule der Demokratie gebe, passe nicht zu einem Fest der Demokratie, sagt Feldhoff. Der Journalist und Gastgeber sieht die Politik wie auch die Medien in der Pflicht, den Menschen bei aller notwendigen Kritik auch Zuversicht zu vermitteln. „Wenn wir das Vertrauen verlieren, hat die Demokratie verloren.“

Burrata mit Bärlauch, Tarte Tatin mit Apfel-Chutney

Zwar arbeite man mit der AFD im Alltag der Bundespressekonferenz zusammen. Aber beim Ball solle darauf geachtet werden, „dass wir nicht Dinge aufgeben, die wir hinterher bereuen“. Auch der russische Botschafter und der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder haben keine Einladungen bekommen.

Wie in jedem Jahr gibt es vor dem Eröffnungstanz für einen Teil der Gäste ein gesetztes Dinner mit Spezialitäten vom Sterne-Koch. Jonas Zörner serviert unter anderem Blumenkohlcreme mit argentinischen Wildfang-Garnelen, außerdem geschmorte Rinderbrust mit grünem Spargel und als vegetarische Alternative Polenta mit Honig-Tomate.

2300
Gäste werden erwartet.

Die Flaneure werden an den Büfetts zu einer kulinarischen Entdeckungsreise rund um die Welt eingeladen. Da gibt es Sushi, Coq au Vin, brasilianische Käsebrote, Mousse von brandenburgischer Burrata mit Bärlauch, Tarte Tatin mit Apfel-Chutney, Crêpes mit fermentiertem Gemüse und italienisches Eis.

Wurst aus Eberswalde und Börek mit Tahini, Granatapfel und Feldsalat aus Neukölln sind auch im Angebot. Das ganze Hotel verwandelt sich in eine Ball-Fläche. Auf alle Gäste wartet gegen Mitternacht die kultige Currywurst im Milchbrötchen. Musik gibt’s nicht nur von der Big Band. DJ Fox legt Disco-Hits auf. „The Live Society“ bringt Beats und Klassiker der Tanzmusik mit. Das DJ-Duo MMJ82 und Trigger bedienen den Geschmack von Anhängern des Hip-Hops, Rap und der elektronischen Tanzmusik.

Neu ist in diesem Jahr die Karaoke-Bühne, sogar mit Moderatorin. Auch die ist schon länger in der Planung, erfüllt aber gerade in der schwierigen Phase der Koalitionsverhandlungen eine wichtige Ablenkungsfunktion. Da kann man sich dann mal so richtig die Seele aus dem Leib singen.

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