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Bundestag folgt Vorschlag von Kai Wegner: „Berlin bekommt eine Yad-Vashem-Straße“
Einen Abschnitt der Dorotheenstraße nahe des Reichstags soll nach der israelischen Holocaust-Gedenkstätte benannt werden. Der Regierende Bürgermeister sieht darin ein starkes Zeichen.
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In Berlin-Mitte soll ein Straßenabschnitt in unmittelbarer Nähe zum Reichstagsgebäude und dem Brandenburger Tor in Yad-Vashem-Straße umbenannt werden. Die Bau- und Raumkommission des Bundestags hat am Mittwochabend eine entsprechende Empfehlung an den Ältestenrat ausgesprochen, wie eine Parlamentssprecherin bestätigte.
Nach dem Beschluss, der dem Tagesspiegel vorliegt, soll die Dorotheenstraße auf rund 130 Metern zwischen Friedrich-Ebert-Platz und Wilhelmstraße am Jakob-Kaiser-Haus des Bundestags künftig nach der Holocaust-Gedenkstätte benannt sein.
„Unter optimalen Rahmenbedingungen ergibt sich eine frühestmögliche Wirksamkeit im Mai 2026“, heißt es in der Beschlussvorlage der Baukommission des Ältestenrats. Vorher muss die Umbenennung noch vom Berliner Senat beschlossen werden. Außerdem müssen eine entsprechende Allgemeinverfügung im Amtsblatt bekannt gegeben und Einspruchsfristen eingehalten werden.
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) zeigte sich zuversichtlich. „Berlin bekommt eine Yad-Vashem-Straße“, sagte Wegner dem Tagesspiegel. „Nach einem Gespräch mit dem Freundeskreis Yad Vashem haben wir die Initiative für eine Umbenennung einer Straße in Mitte ergriffen.“ Daher begrüße er die Entscheidung der Baukommission des Ältestenrates des Bundestags und freue sich sehr auf eine zeitnahe Umbenennung der Dorotheenstraße.
„Die Benennung einer Straße nach der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem ist ein wichtiges und starkes Zeichen – gerade in Zeiten zunehmenden Antisemitismus.“ Die Prüfung und abschließende Entscheidung liege jetzt beim Bezirk Mitte. Die Senatskanzlei sei in engem Austausch mit dem Bezirksamt Mitte. Das bestätigte ein Sprecher des Bezirksamts. „Ich hoffe zeitnah auf einen positiven Beschluss durch den Bezirk“, sagte Wegner.
Die Initiative für die Umbenennung geht auf den Verein „Freundeskreis Yad Vashem“ zurück, der zuerst Anfang 2024 den Wunsch nach einer Würdigung der Gedenkstätte an Wegner herangetragen hatte. Wegner hatte sich im September 2025 an Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) gewandt, die das Vorhaben unterstützte. Auch der Direktor der Yad-Vashem-Gedenkstätte, Dani Dayan, hatte sich bei Klöckner dafür eingesetzt.
Das unverrückbare Bekenntnis zur Sicherung jüdischen Lebens in unserem Land ist wichtiger denn je.
Bundestagsvizepräsident Omid Nouripour (Grüne)
In der Beschlussvorlage der Baukommission heißt es, der Berliner Senat sowie der Bezirk Mitte würden bei der Einleitung der erforderlichen Maßnahmen zur Straßenumbenennung durch den Deutschen Bundestag „positiv begleitet“. Bundestagsvizepräsident Omid Nouripour (Grüne), der Vorsitzender der Baukommission ist, begrüßte die Initiative: „Das unverrückbare Bekenntnis zur Sicherung jüdischen Lebens in unserem Land ist wichtiger denn je“, sagte Nouripour. „Ich bin zuversichtlich, dass sich der Ältestenrat unserer Empfehlung anschließt.“
In Berlin wäre es die dritte Straßenumbenennung zum Holocaust-Gedenken in kurzer Zeit. Erst am Freitag wurde die Kohlfurter Straße im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg offiziell in Regina-Jonas-Straße umbenannt. Die 1902 in Berlin geborene Jonas war die weltweit erste Rabbinerin. Am 12. Oktober 1944 wurde sie in das KZ Auschwitz deportiert und dort kurz nach ihrer Ankunft ermordet. Als ihren Todestag nennt die Gedenkstätte Yad Vashem den 12. Dezember.
Ende November wurde entschieden, dass der Platz vor dem Berliner Abgeordnetenhaus in Mitte künftig den Namen der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer trägt. Wenn alles läuft wie geplant, soll der Platz im Herzen Berlins spätestens im Frühjahr umbenannt werden. (mit epd/KNA)
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