zum Hauptinhalt
ARCHIV - 29.04.2016, Brandenburg, Eberswalde: Ein Straftäter steht vor einem vergitterten Fenster in einer Klinik für Forensische Psychiatrie (Maßregelvollzug) auf dem Gelände eines Krankenhauses. Bremen will mehr Plätze für die Unterbringung psychisch kranker Straftäter schaffen. (zu dpa «Bremer Senat entscheidet über Maßregelvollzug») Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Patrick Pleul

Clan-Einbruch im Berliner Haftkrankenhaus: Remmos wollten verurteiltes Familienmitglied befreien

Sie kamen in der Nacht mit der Flex: Der Versuch von Mitgliedern des Remmo-Clans, einen Angehörigen aus dem Maßregelvollzug zu befreien, scheiterte. Nun hoffen Ermittler auf Videoaufnahmen.

Banküberfall, Goldmünzen-Klau, Diebstahl des Sachsen-Geschmeides – der Berliner Remmo-Clan ist berüchtigt, einige Männer kennen sich mit Einbrüchen aus. Doch diesmal ging es nicht um Schätze und Geld, sondern um ein Familienmitglied. Versuchte Gefangenenbefreiung vermerkten Polizeibeamte später im Einsatzprotokoll.

Die Männer kamen in der Nacht zu Mittwoch gegen 3 Uhr. Ihr Ziel: das Krankenhaus des Maßregelvollzugs des Landes Berlin im Ortsteil Buch. Dort sind psychisch kranke oder suchtkranke Straftäter untergebracht.

Zuerst schnitten sie den Zaun auf. Sie wussten genau, zu welchem Zellenzimmer sie gehen mussten – dort, wo ein 26-jähriger Remmo-Mann einsitzt. Mit einem Trennschleifer versuchten sie Gitter aufzuschneiden. Doch das Sicherheitspersonal bemerkte die Einbrecher.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Zunächst versuchten die Mitarbeiter in die Zelle zu kommen, doch die Tür war von innen versperrt. Die Ermittler vermuten, dass das Schloss manipuliert worden ist. Erst als er bemerkte, dass seine Kumpanen wieder fort waren, öffnete er die Tür. Nun ist er in einer Isolierzelle untergebracht.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Die Täter flüchteten und rasten unerkannt mit zwei Autos davon. Ihr Werkzeug für den Einbruch ließen sie am Tatort liegen. Die Ermittler konnten noch die Aufnahmen aus den Überwachungskameras sichern. Zuerst berichtete die „Berliner Morgenpost“.

Das LKA ermittelt

Die für den Maßregelvollzug zuständige Senatsgesundheitsverwaltung bestätigte, dass es in jener Nacht „den Versuch gab, einen Patienten aus dem Krankenhaus des Maßregelvollzugs in Buch zu befreien. Dieser Versuch war aufgrund des schnellen und professionellen Eingreifens des Sicherheitspersonals nicht erfolgreich. Verletzt wurde niemand.“ Auch das Landeskriminalamt ermittele.

Für die Gewerkschaft der Polizei (GdP) ist das ein klarer Fall: „Das ist ein durchaus dreister Versuch, der einmal mehr beweist, dass es im Zusammenhang mit Familie Remmo Protagonisten gibt, die rechtsstaatliche Sanktionen wie den Maßregelvollzug missachten und eher als Auslegungssache sehen“, sagte Jendro.

Es sei zu hoffen, dass durch die Videoaufnahmen die Täter überführt werden können. „Dann müssten sie auch nicht wieder mit Flex Zäune und Gitter durchtrennen, sondern könnten gleich in der Zelle nebenan Platz nehmen“, sagte der GdP-Sprecher.

Der Maßregelvollzug ist massiv überlastet. Es fehlt nicht nur Personal, auch werden immer mehr Straftäter von den Gerichten wegen Drogenproblemen dort untergebracht. Wegen fehlender Therapieplätze kommen Kriminelle auch immer wieder vorzeitig frei. In diesem Jahr mussten deshalb nach Angaben von Justizsenatorin Felor Badenberg (parteilos, für CDU) bereits 17 Straftäter vorzeitig entlassen werden.

Erst im Februar musste ein Remmo-Mann freigelassen werden. Der Kokain-Entzug im Maßregelvollzug war wegen Platzmangels nicht möglich. Der Ex-Boxer und Neffe von Clan-Boss Issa Remmo war im September 2021 vom Landgericht zu sieben Jahren Haft wegen schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung verurteilt worden.

Als Müllmänner verkleidet, maskiert und ausgerüstet mit Schreckschusswaffen hatten er und drei Komplizen am 19. Februar 2021 vor der Volksbankfiliale am Ku‘damm 648.500 Euro erbeutet. Ein fünfter Mann fuhr den Fluchtwagen.

Tropfende Nase verriet Kokainsucht

Der Clan-Mann wurde wegen seiner Kokainsucht überführt. Seine tropfende Nase hinterließ Spuren an der Kleidung eines Sicherheitsmannes. Ein Gutachter hatte ihm eine schwere, krankhafte seelische Störung wegen der Drogenabhängigkeit attestiert.

Das Gericht verfügte neben der Haft die Unterbringung im Maßregelvollzug für bis zu zwei Jahre für den Drogenentzug. Doch weil das nicht möglich war, kam er wieder frei. Nach kurzer Reise in die Türkei stellte er sich einige Wochen später aber wieder und ging freiwillig zum Entzug ins Haftkrankenhaus.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false