Diebstahl in Marzahn-Hellersdorf: Clan-Mann in Berlin vor Gericht – er soll der „Goldnest“-Dieb sein
Das „Goldnest“ aus einer Berliner Schule bleibt verschwunden. Ab Montag muss sich ein Mann aus einem deutsch-arabischen Clan vor Gericht verantworten.
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Etwas mehr als zwei Jahre ist es her, dass das Kunstwerk „Vogelnest aus Gold“ aus einer Berliner Schule gestohlen wurde – nun wird einem 20 Jahre alten Mann aus einem deutsch-arabischen Clan der Prozess gemacht. Munyr F. muss sich ab Montag vor dem Jugendschöffengericht Tiergarten verantworten, die Anklage wirft ihm besonders schweren Diebstahl, Diebstahl mit Waffen, Einbruchsdiebstahl und gemeinschädliche Sachbeschädigung vor. Einem Sohn aus dem berüchtigten Remmo-Clan konnte hingegen vorerst nichts nachgewiesen werden.
Munyr F. wird vorgeworfen, am 15. Mail 2019 kurz nach Mitternacht gemeinsam mit mindestens einem Mittäter durch ein Fenster der Grundschule eingebrochen zu sein, dort eine Glasvitrine mit einer Glassäge aufgesägt und das darin ausgestellte, filigrane Kunstobjekt entwendet zu haben. Das Gericht teilte mit, dass das Kunstwerk einen Wert von 28.000 Euro habe. Gegen weitere Mitbeschuldigte konnte der Tatverdacht nicht hinreichend konkretisiert werden, heißt es von den Ermittlern.
F. war zur Tatzeit 18 Jahre alt, er stammt aus einer der zwölf arabischen Großfamilien aus dem Libanon in Berlin. Einige Mitglieder fallen seit Jahren durch Straftaten auf. Auch Munyrs damals zehnjähriger Bruder soll dabei gewesen sein, ebenso ein damals 19 Jahre alter Sohn des mächtigen Clanchefs Issa Remmo. Alle drei Verdächtigen waren zur Tatzeit staatenlos, die beiden Älteren wurden bei der Polizei als Intensivtäter geführt.
Das „Goldnest“ ist weiterhin verschwunden. Die 74 Zweige des Nestes bestehen aus 814 Gramm 999er-Feingold. Wie bei anderen Einbrüchen von Clan-Kriminellen ist beim Diebstahl Spezialwerkzeug genutzt worden. Die Täter haben ein Loch in die gesicherten Türen geschnitten, auch in der siebenfach verglasten Vitrine mit Sicherheitstechnik war ein Loch.
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Die Ermittler vermuten, dass das Goldnest ebenso wie die 2017 gestohlene 100-Kilo-Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum, für die später zwei Remmo-Männer verurteilt wurden, eingeschmolzen worden sein könnte. Die Kriminalpolizei hatte nach dem Diebstahl des Goldnestes zwei Wohnungen, ein Juweliergeschäft und ein Auto in Neukölln durchsucht – betroffen waren Familie F. und die Remmos.

© privat
Bei dem Einbruch in die Schule waren die Täter äußerst professionell ausgestattet und brauchten nicht einmal 14 Minuten, um in die Schule einzusteigen und das Goldnest zu stehlen – trotz Sicherheitstechnik, Alarmanlage und gläsernem Wandsafe. Sie ließen sogar mehrere der 74 Goldzweige zwischen den Glassplittern zurück.
Zivilfahnder hatten die Clan-Jungen beobachtet
Dabei hätte die Tat verhindert werden können. Zivilfahnder der Polizei hatten die drei Clan-Jungen wenige Tage vor dem Einbruch an der Schule beobachtet. Munyr F. war in die Schule gegangen, wo im Foyer die Vitrine für das Goldnest in eine Wand eingelassen ist. Die Ermittler fanden das Auftreten von F. auffällig, ganz gezielt soll er den Glaskasten beobachtet haben.
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Die Fahnder hatten nach den Erfahrungen mit dem Diebstahl der Goldmünze „Big Maple Leaf“ aus dem Bodemuseum in Mitte, für den sich später Remmo-Männer verantworten mussten, eine interne Warnung herausgegeben: Es könne ein Einbruch von Clan-Mitgliedern bevorstehen.
Denn in den Tagen zuvor war bereits die Alarmanlage an der Tür zwei Mal ausgelöst worden. Nachdem die Polizei zunächst verstärkt an Schule Streife fuhr, ließ die Polizeiführung die Anordnung auslaufen. Zwei Tage später war das „Goldnest“ gestohlen. Der Künstler Thorsten Goldberg sagte danach: „Das Kunstwerk war besser gesichert als die Goldmünze im Bodemuseum.“
Die Ermittler werteten den Einbruch auch als Machtdemonstration der Clans – denn der Wert des Nestes reicht kaum die die sonstigen Beuteerträge heran.
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