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Nach „Ausländer raus“-Parolen in Berliner Tennisclub : Rassistisches Party-Gegröle laut Polizei nicht strafbar
Bei einer Party in einem Tennisclub in Berlin rufen Partygäste rassistische Parolen zu dem Song „L’amour toujours“. Der Tennisclub distanzierte sich in einem Schreiben von den „verfassungsfeindlichen Parolen“.
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Nach Bekanntwerden eines Videos mit rassistischen Gesängen bei einer Party in einem Berliner Tennisclub geht die Polizei nicht davon aus, dass es sich dabei um strafbare Handlungen handelt. Nach jetzigem Kenntnisstand und aktueller Einschätzung handele es sich nicht um Straftaten, sagte eine Polizeisprecherin.
Bei einer Feier im Clubhaus eines Berliner Tennisvereins hatten am Wochenende mehrere Partygäste rassistische Parolen gerufen. Das zeigt ein Video, das in den sozialen Medien kursiert. Zuerst berichtete die „Bild“-Zeitung über den Vorfall. Demnach handelt es sich um den Tennis-Club 1899 Blau-Weiss in Grunewald.
Auf dem Video ist ein Partyraum mit etwa hundert Menschen zu sehen. Personen tanzen und hüpfen zur Musik und rufen dabei „Ausländer raus, Ausländer raus“.
Polizei: Strafbar nur mit weiteren Aktionen
Die Polizeisprecherin sagte, die Gesänge wären dann strafbar, wenn es weitere Begleitumstände gegeben hätte, Nazi-Symbole oder direktes Adressieren der Slogans an Menschen. Das habe sich auch aus der Bewertung des ähnlichen Vorfalls im vergangenen Jahr in einer Bar auf Sylt ergeben. Eine endgültige strafrechtliche Einordnung des Vorfalls müsse aber die Berliner Staatsanwaltschaft vornehmen.
Die Clubführung hatte zuvor eine Stellungnahme an die Mitglieder herausgegeben, die dem Tagesspiegel vorliegt: In dem Video seien „verfassungsfeindliche Parolen während einer Veranstaltung auf unserem Clubgelände zu hören. Wir verurteilen diese Äußerungen aufs Schärfste und distanzieren uns ausdrücklich von jeglichem extremistischen oder diskriminierenden Verhalten“. Der Club sei „nicht der Veranstalter dieser Feier“ gewesen. „Dennoch nehmen wir den Vorfall sehr ernst.“
Der Club stehe „für Weltoffenheit, Respekt und ein friedliches Miteinander“ und verurteile auch in seiner Satzung „jede Form von Gewalt – sei sie körperlich, seelisch oder sexualisiert.“
Neuntklässler sollen die Parolen gegrölt haben
Laut „B.Z.“ wurde auf der Website des ebenfalls in Grunewald ansässigen Tennisclubs Rot-Weiß für die Veranstaltung geworben: „Gemeinsam mit dem TC 1899 Blau-Weiss laden wir Sie herzlich zur Purple White Après-Ski-Party am Samstag, dem 1. März 2025, ein. Freuen Sie sich auf eine unvergessliche Nacht.“ Der Eintrag ist mittlerweile gelöscht. Veranstalter der Party war laut Rechtsanwalt Ben M. Irle, der die beiden Tennisclubs vertritt, ein in der Tennisszene bekannter DJ. Die Party sei zudem öffentlich zugänglich gewesen und nicht nur für Mitglieder.
Irle betonte am Montagabend gegenüber dem Tagesspiegel, dass es sich nur um eine kleine Gruppe von fünf bis sechs Neuntklässlern gehandelt habe, die die betreffenden Textzeilen gegrölt haben. Andere Partygäste seien daraufhin an die Jugendlichen herangetreten und hätten sie aufgefordert, die rassistischen Parolen zu unterlassen. Weder der DJ noch das Barpersonal, sagt der Anwalt, hätten von dem Vorfall etwas mitbekommen.
Beendet wurde die Veranstaltung kurz darauf jedoch trotzdem. Das habe aber nichts mit den Parolen zu tun gehabt, sondern mit einer großen Gruppe von Jugendlichen, die sich ohne Ticket Zutritt zu der Partylocation verschafft habe.
Obwohl keine strafrechtlichen Konsequenzen zu erwarten gewesen seien, wollte der Club laut Irle Strafanzeige stellen. Zudem sei man gerade dabei, die Namen der Jugendlichen herauszufinden und ob diese beziehungsweise deren Eltern Mitglieder in einem der beiden Tennisclubs sind. Konsequenzen wie ein Ausschluss aus dem Verein seien möglich. Immerhin widersprächen die Parolen nicht nur eindeutig der Vereinssatzung, sondern schadeten auch dem Ruf des Tennisclubs.
Im Frühjahr 2024 hatte ein ähnliches Video, das in einem Nobellokal auf der Nordseeinsel Sylt aufgenommen wurde, für Aufsehen gesorgt. Grölende junge Männer und Frauen riefen zu der Melodie des Party-Hits „L’amour Toujours“ von Gigi D’Agostino „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“. In den Wochen und Monaten danach kam es zu dutzenden ähnlichen Vorfällen in Berlin und Brandenburg.
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