zum Hauptinhalt
Der Loveparade-Gründer Dr. Motte veranstaltet auch den „Rave the Planet“-Demozug, der am Samstag durch Berlin zieht.

© dpa/Annette Riedl

Loveparade-Nachfolger zieht durch Berlin: Darf's bitte etwas politischer sein auf Ihrem Rave?

Die Neuauflage der Loveparade kommt wieder in die Hauptstadt – nach 20 Jahren. Doch unsere Autorin vermisst die Politik im Techno. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Jana Weiss

Together again – so lautet das Motto der Technoparade „Rave the Planet“, die an diesem Sonnabend als Neuauflage der Loveparade durch Berlins Straßen ziehen soll. Wieder zusammen also, das ist schön, das klingt nach Sich-in-die-Arme-fallen nach mehr als zwei Jahren Pandemie und fast 20 Jahren Berliner Loveparade-Abstinenz.

25.000 Menschen sollen vom Kurfürstendamm zur Siegessäule raven, begleitet von bunten Trucks, die lauten Techno spielen. Müll, Lärm, Streckensperrungen – muss das sein?, werden sich manche Berliner fragen. „Spaßbremsen!“, entgegnen andere. Doch man muss weder etwas gegen Spaß noch gegen gesperrte Straßen haben, um die „neue Loveparade“ nicht gut zu finden.

Veranstaltet wird das Event, das als politische Demonstration angemeldet ist, von Loveparade-Gründer Dr. Motte. Als dieser im Sommer 1989 zum ersten Mal eine Hand voll Raver durch West-Berlin führte, lautete sein Motto „Friede, Freude, Eierkuchen“ – eine politische Schwammigkeit, die die Loveparade nie losgelassen hat.

Auch in diesem Jahr lesen sich die Forderungen eher quatschig – zum Beispiel die nach einem gesetzlichen Feiertag als „Tag der elektronischen Tanzmusikkultur“.

Dabei gäbe es massig Themen, für die es sich auf die Straße zu gehen lohnte: Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine, der Klimawandel, die frauenfeindliche Abtreibungspolitik in den USA sind nur einige Beispiele.

Friede, Freude, back together

Natürlich wird bei der Parade irgendwer „Stop the war!“ durch ein Mikrofon rufen und versichern, dass man gerade ein Zeichen für den Frieden setze – aber dass es überhaupt Redebeiträge bei dieser Demo gibt, ist nur den Regeln Berlins zu verdanken: Dr. Motte beschwerte sich öffentlich darüber, dass die Stadt ihn zwinge, Wortbeiträge ins Programm aufzunehmen, damit die Veranstaltung als politische Demonstration durchgeht.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Auch der Kampf für die Clubkultur hat seine Berechtigung. In Berlin wurden Clubs letztes Jahr als Kulturstätten anerkannt und haben damit mehr Rechte – das ist längst nicht überall in Deutschland so. Aber vielleicht ist ein Ü60-jähriger Berufsjugendlicher nicht der richtige Fürsprecher für eine junge Szene, die gerne ernster genommen werden möchte.

Zumal Motte die Loveparade im Laufe der Neunziger zu einer kommerziellen Massenveranstaltung gemacht hat, der letztendlich der Status als politische Demonstration entzogen wurde.

Partys müssen nicht politisch sein. Aber wenn sie schon als Demonstrationszug durch die Hauptstadt ziehen, könnten sie dazu genutzt werden, ein echtes Zeichen für Demokratie und Freiheit zu setzen – mit etwas mehr Anspruch als „Friede, Freude, back together.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false