
© André Görke
„Das ist ein guter Tag“: Das Galeria-Kaufhaus in Berlin-Spandau ist gerettet
75 Mitarbeiter können aufatmen: Die Galeria-Filiale in der Spandauer Altstadt bleibt erhalten. Für die Standorte in Lichtenberg und Tempelhof ist dagegen Ende August Schluss.
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Am Freitagvormittag wurden die entscheidenden Verträge unterzeichnet, kurz danach stießen viele Menschen mit Sekt an. Die Mitarbeiter des Warenhauses Galeria Karstadt Kaufhof in Berlin-Spandau hatten gerade erfahren, dass ihr Standort nicht aufgegeben wird. Überbracht hatten die Nachricht unter anderem Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) und der Insolvenzverwalter der Kaufhauskette, Stefan Denkhaus.
„Das ist ein guter Tag“, sagte Giffey. Der Unternehmer Bernd Beetz, der zusammen mit einem US-Investor die Kette gekauft hatte, erklärte: „Das hätte ich nicht für möglich gehalten.“ Vor 42 Tagen sei noch von einer Schließung die Rede gewesen. Alle 75 Arbeitsplätze bleiben erhalten.
Entscheidend für die Weiterführung des Geschäftsbetriebs war die Einigung von Eigentümern und Vermieter der Spandauer Immobilie über eine für beide Seiten akzeptable Miete. Vermieter ist die Bayerische Versicherungskammer.
Ende April standen die Zeichen noch auf Schließung
Noch Ende April war geplant, dass Spandau sowie die Standorte Tempelhof und Lichtenberg zum 31. August geschlossen werden. An der Schließung von Tempelhof und Lichtenberg hat sich allerdings auch durch die jüngste Entscheidung nichts geändert.
Ebenfalls fortgeführt werden die Standorte in Köln (Breite Straße), Mainz, Mannheim, Oldenburg und Würzburg. Von den derzeit noch 92 Filialen sollten ursprünglich 16 am 31. August geschlossen werden. Jetzt sind es noch zehn. Damit bleiben bundesweit 82 Filialen erhalten.
Enormen Anteil an der Berliner Einigung hatte offenbar Wirtschaftssenatorin Giffey. „Sie hat sich permanent darum bemüht, alle Akteure zusammenzubringen, sie hat nie locker gelassen“, sagten Denkhaus und Beetz übereinstimmend. Giffey erklärte dazu, dass man in Bezug auf die drei Berliner Standorte bei Spandau noch die größte Hoffnung gehabt habe, dass der Standort fortgeführt werden könnte.
Der Senat hat vermittelt
Giffey betonte, dass der Senat lediglich eine Vermittlerrolle gespielt habe. „Wir haben uns nicht an den Mieten oder an sonst etwas beteiligt“, sagte die SPD-Politikerin. Details zum weiteren Geschäftsbetrieb nannte Denkhaus nicht. „Das ist geheim.“
Beetz aber betonte, dass die neuen Eigentümer Wert auf eine nachhaltige Entwicklung des Warenhauses legten. „Wir können nicht stehen bleiben, wir müssen das Konzept Warenhaus weiterführen, damit es eine nachhaltige Zukunft hat“, sagte Beetz. Auch Giffey wies darauf hin, dass Warenhäuser in Zukunft attraktiver gemacht werden müssten. Sie müssten vielfältigere Angebote als bisher machen.
Giffey sagte aber auch, sie habe die Ende August schließenden Standorte ebenfalls im Blick. „Wir müssen dort sehr viel mit den jeweiligen Bezirksbürgermeistern arbeiten, damit es dort keinen Leerstand gibt und die Standorte attraktiv gemacht werden.“
Die Spandauer Filiale an der Carl-Schurz-Straße hatte 1965 erstmals eröffnet, damals noch als Hertie. Später wurde daraus Karstadt, dann Galeria. Erst vor wenigen Jahren wurden das Parkhaus und der Innenhof des Kaufhauses modernisiert. 1997 hatte Spandau den Verlust der Hertie-Filiale in Siemensstadt verkraften müssen.
Zwei weitere Berliner Standorte werden geschlossen
Deutschlands letzte große Warenhauskette hatte im Januar einen Insolvenzantrag gestellt. Sie gehörte zur Signa Holding des österreichischen Geschäftsmanns René Benko, die ebenfalls Insolvenz anmeldete.
Die Mehrheit der Immobilien gehört insolventen Objektgesellschaften aus der Signa-Gruppe. An diese mussten die Galeria-Kaufhäuser teils sehr hohe Mieten zahlen, was den Immobilienwert erhöhte, die Warenhäuser jedoch finanziell unter Druck setzte.
Im April hatte Giffey noch mit Blick auf die Standorte in Spandau, Lichtenberg und Tempelhof gesagt: „Die Entscheidung zur Schließung von drei Kaufhaus-Standorten ist bitter.“ Sie sei jedoch „erleichtert“, dass es immerhin für sechs Berliner Standorte eine Perspektive gebe. „Die neuen Investoren sehen bei den fünf Standorten Alexanderplatz, Schloßstraße, Tegel, Kurfürstendamm und Hermannplatz die notwendige Substanz und Wirtschaftlichkeit.“ Hinzu komme das ehemalige Kaufhaus in der Müllerstraße, das derzeit von der Eigentümerin umgebaut wird und „in neuer Form wieder öffnen soll“. (mit dpa)
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