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„Der Politiker wurde zersetzt“: Stefan Gelbhaar äußert sich – und erstattet Strafanzeige gegen zwei Frauen
Die Causa Gelbhaar geht weiter: Der Grünen-Abgeordnete geht wegen Verleumdung gegen zwei Politikerinnen vor. Die Vorwürfe gegen ihn habe er als kafkaeske Situation erlebt.
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Im Fall der erfundenen Belästigungsvorwürfe gegen den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar geht der Abgeordnete nun juristisch gegen eine aktuelle sowie eine ehemalige Parteikollegin vor. Wie die „Zeit“ am Mittwoch berichtete, erhebt Gelbhaar in einer Strafanzeige den Vorwurf der Verleumdung, der üblen Nachrede sowie der falschen Verdächtigung in mittelbarer Täterschaft. Der Zeitung lag die Anzeige vor.
Bei der Berliner Generalstaatsanwaltschaft hieß es, bislang sei keine Anzeige von Gelbhaar erfasst. Er könne aber nicht ausschließen, dass sie bereits eingegangen sei und bearbeitet werde und nur noch nicht im System erfasst sei, erklärte ein Sprecher.
Bei einer der beiden namentlich benannten Frauen handelt es sich laut „Zeit“ um die Berliner Grünen-Bezirkspolitikerin Shirin Kreße, die Gelbhaar mutmaßlich unter falschem Namen und mit einer gefälschten eidesstattlichen Erklärung belastet hatte. Sie verließ die Grünen inzwischen, auch der Bundesparteivorstand erstattete Anzeige gegen sie. Eine weitere Frau aus der Grünen Jugend soll Vorwürfe der „sexualisierten Gewalt“ durch Gelbhaar gegenüber Journalisten geäußert haben.
Nach Berichten über Belästigungsvorwürfe hatte der Grünen-Bundestagsabgeordnete Gelbhaar auf eine Kandidatur auf der Berliner Landesliste der Partei verzichtet und wurde als Direktkandidat für den Wahlkreis Berlin-Pankow abgewählt. Allerdings waren die Vorwürfe gegen ihn offenbar teilweise erfunden. Der Sender rbb hatte wegen der aufkommenden Zweifel an den Darstellungen seine Beiträge über Gelbhaar zurückgezogen.
Sieben Personen, die Vorwürfe gegen Gelbhaar geäußert haben, halten dem Bericht der „Zeit“ zufolge bisher aber an ihren Anschuldigungen fest. Was genau sie dem Politiker vorwerfen, ist bislang nicht bekannt.
Gelbhaar: „Für mich war das eine kafkaeske Situation“
„Es wurden angemessene Maßnahmen ergriffen, sich von der Identität der meldenden Personen zu überzeugen“, heißt es in einem Schreiben des Justiziars der Grünen, aus dem die Wochenzeitung zitiert. Man habe zumindest „plausibilisiert“, dass die Meldungen „sich zu einem relevanten Vorwurf grenzverletzenden Verhaltens verdichten“.
Gelbhaar beschrieb die Konfrontation mit den Vorwürfen gegen ihn in der „Zeit“ als kafkaesk. „Es ging in Wellen. Da ist diese Hoffnung, dass das irgendwie vorbeizieht“, sagte Gelbhaar über die vergangenen Wochen seit Beginn der öffentlichen Diskussion um Belästigungsvorwürfe gegen ihn Mitte Dezember. „Für mich war das eine kafkaeske Situation“, sagte er. „Ich sollte mich gegen Vorwürfe verteidigen, die ich quasi nicht kannte.“
Nach der Bundestagswahl am 23. Februar wird Gelbhaar im Parlament nicht mehr vertreten sein. „Seit diesem Montag bin ich politisch erst mal ohne Perspektive“, sagt er mit Blick auf die abgelaufene Frist zur Aufstellung der Direktkandidaten. „Der Politiker wurde zersetzt, der Mensch zutiefst erschüttert. Was noch steht, ist der Anwalt“, so Gelbhaar, der selbst Strafverteidiger ist. Er sei noch dabei, zu verstehen, was eigentlich passiert sei.
Die „Zeit“ berichtet, Gelbhaar habe, als die Vorwürfe bekannt wurden, jeden Tag ein angstlösendes und beruhigendes Medikament gegen Herzrasen genommen, ebenso wie Medikamente gegen Magengeschwüre. Er habe kaum gegessen und sieben Kilogramm an Gewicht verloren. (dpa, AFP, Tsp)
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