zum Hauptinhalt
Vivantes-Klinikum in Berlin-Neukölln.

© Mario Heller/Tagesspiegel

Die Krankenhausreform wird ernst: Berliner Kliniken müssen sich nach Partnern umsehen

Die Reform des scheidenden Gesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD) zwingt kleinere Kliniken zur Partnersuche. Die Krankenhäuser sollten dabei schnell und souverän vorgehen.

Hannes Heine
Ein Kommentar von Hannes Heine

Stand:

Über Jahre ist über Vor- und Nachteile debattiert worden, verbreiteten alle Seiten ihre Szenarien, bildeten sich Allianzen dafür und dagegen. Nun wird sie spürbar: die umstrittene Krankenhausreform.

Umstritten, weil sich der scheidende Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bis zuletzt mit massiver Kritik aus den Kliniken konfrontiert sah, die seinen Worten zufolge ja bald eine bessere Versorgung anzubieten in der Lage sein sollten.

Umstritten auch, weil die Reform zwar die Krankenhauslandschaft verändern wird, nicht aber das dreigliedrige Gesundheitswesen als Ganzes. In das System der niedergelassenen Ärzte und die oft vergessenen kommunalen Gesundheitsämter greift Lauterbach nicht ein.

Nun gut, in Deutschland mag man es eben fragmentiert, sei’s drum. Lauterbach brachte das für die Krankenhausreform entscheidende Gesetz durch den Bundestag. Und selbst seine Kritiker bezweifeln ganz überwiegend nicht, dass die vielen Kliniken hierzulande angehalten, wenn nicht gezwungen werden müssten, Synergien zu erzeugen.

Womit wir vom Abstrakten zum Konkreten kommen: In Berlin, wo jeder jeden Ort in maximal zwei Stunden erreichen kann, gibt es mehr als 50 vom Staat bislang als nötig anerkannte Krankenhäuser mit insgesamt 60 Standorten. Das dürfte eine der höchsten Klinikdichten der Welt sein, wohlgemerkt: Es handelt sich um Krankenhäuser, die Anspruch auf öffentliche Mittel und Gelder der gesetzlichen Kassen haben.

Für Ärzte und Pflegekräfte gilt, sie werden angesichts der demografischen Entwicklung sprichwörtlich mehr denn je gebraucht

Die Reform soll gerade kleinere Kliniken so unter Druck setzen, dass sie als stationärer Standort aufgegeben oder mit anderen Krankenhäusern fusioniert werden. Die ersten nach den Lauterbach’schen Parametern durchgeführten Analysen zeigen, dass die Chancen kleiner Kliniken, alle demnächst erforderlichen Standards zu erfüllen, oft geringer sind.

Jetzt gilt für Manager, Ärzte und Pflegekräfte dort zweierlei: Sie werden gebraucht, angesichts der demografischen Entwicklung sprichwörtlich mehr denn je. Doch weil in einer alternden Gesellschaft eben überall Fachpersonal gesucht wird, ist es sinnvoll, die knappen Kräfte in größeren Kliniken zu bündeln.

Auch in Berlin gibt es dahingehend ein Modell. Die DRK-Kliniken entschieden sich, das kleinste ihrer drei Krankenhäuser ab 2026 als stationären Standort zu schließen. Die allermeisten Beschäftigten werden in anderen Kliniken gebraucht, nicht zuletzt im größeren DRK-Krankenhaus in Westend.

Dieser Vorstoß ist bemerkenswert, weil die Spitze der DRK-Kliniken die dirigistischen Maßnahmen aus dem Hause Lauterbach zugleich heftig als „Staatsmedizin“ kritisierte. Gut beraten ist, wer sich trotz Zornes auf den Minister nach Partnerkliniken für sein Krankenhaus umsieht – und die Reform so vielleicht besser macht, als sie gedacht war.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })