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Der neue Entwurf für die Siemensstadt 2.0 wurde am Mittwoch in Berlin vorgestellt.

© Britta Pedersen/dpa

Update

Eines der größten Berliner Zukunftsprojekte: Die Siemensstadt 2.0 gewinnt an Kontur

Das Berliner Planungsbüro Ortner&Ortner siegt im Wettbewerb und soll die Siemensstadt bauen. Nun wird deutlicher, wie das Riesenprojekt künftig aussehen soll.

Eines der größten Berliner Zukunftsprojekte nimmt Konturen an. Am Mittwoch präsentierten Siemens und Senat den Gewinner des städtebaulichen Wettbewerbs für ein rund 70 Hektar großes Areals in Siemensstadt. Er sei „begeistert und stolz“, sagte Siemens-Vorstandsmitglied Cedrik Neike.

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Der gebürtige Berliner Cedrik Neike hatte als 18-Jähriger seine Ausbildung in Siemensstadt begonnen und wies nun darauf hin, dass sich das Areal in den vergangenen Jahrzehnten kaum verändert habe. Das wird nun anders. „Wir wollen Altes bewahren und Neues schaffen“, sagte Neike. In Siemensstadt 2.0 werde „die Zukunft der Arbeit neu definiert und ein lebenswerter Stadtteil geschaffen“.

Der Gewinnentwurf für das Großbauprojekt kommt vom Berliner Planungsbüro Ortner & Ortner Baukunst.

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Der Konzern, der 1847 in Berlin gegründet worden war, investiert rund 600 Millionen Euro in den neuen Investitionscampus. In ähnlicher Größenordnung beteiligt sich der Senat an dem Projekt, dabei geht es vor allem um Verkehrsinfrastruktur.

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) äußerte sich am Mittwoch ähnlich stolz wie Neike. „Wir haben viel erreicht, auch an Geschwindigkeit“, lobte Müller die Zusammenarbeit diverser Verwaltungen und Behörden mit dem Konzern.

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Die 16-köpfige Jury sei nach den zweitägigen Beratungen zu einem „einvernehmlichen Votum“ gekommen. In dem Siegerentwurf des Architekturbüros Ortner & Ortner (O&O) Baukunst sieht Müller sowohl den „Respekt vor der Geschichte“ des historischen Geländes gewahrt als auch den Blick auf die Zukunft gerichtet. „Das macht einen auch ein bisschen stolz und glücklich, dass wir das in Berlin zeigen können“, sagte Müller.

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Die Wirtschaftssenatorin Ramona Pop gratulierte dem Gewinner und erklärte: „Die Jury hatte es nicht leicht bei den vielen großartigen Ideen und Visionen der Planungs- und Architekturbüros. Der städtebauliche Wettbewerb Siemensstadt 2.0 hat gezeigt, wie Industrie, Politik und Verwaltung in Berlin Hand in Hand erfolgreich für die Industriestadt Berlin zusammenarbeiten.“

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18 Architektur- und Stadtplanungsbüros hatten an dem Wettbewerb teilgenommen. Sie hatten eine Art Pflichtenheft über 200 Seiten abzuarbeiten. Die historische Dimension der Aufgabe steht bereits in der Einleitung der Ausschreibungsunterlagen: Die Siemens-Gründer hätten bereits 1897 werkseigenen Wohnungen mit den Arbeitsplätzen in den Industriehallen kombiniert. Kulturelle und soziale Einrichtungen wie Kirchen, Schulen, Freizeiteinrichtungen und Parks gehörten damals ebenfalls zur ersten Siemensstadt.

Eine 100-jährige Tradition wird fortgeführt

„Diese über 100-jährige Tradition soll jetzt weitergeführt und weiterentwickelt werden“, heißt es in den Unterlagen, die der Konzern in fünf Kapitel mit mehreren hundert Unterpunkten gegliedert hat und die mit dem Senat abgestimmt wurden: Umweltschutz, Umgang mit Bestandsgebäuden, Grünflächen, Mobilität und Erschließung des Areals.

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Die Siemensstadt 2.0 soll ein  CO2-neutraler Standort werden, bei dem Ressourceneffizienz und nachwachsende Rohstoffe bereits im Planungsprozess mitgedacht werden“, formuliert Siemens das Ziel.

Die Öffentlichkeit erhält Zutritt

Insgesamt umfasst das Gebiet in Spandau an beiden Seiten der Nonnendammallee rund 70 Hektar, das entspricht ungefähr der Fläche von 100 Fußballfeldern. Heute sind dort Industrie- und Verwaltungsfunktionen angesiedelt, die  Öffentlichkeit ist von dem Industrieareal so gut wie ausgeschlossen. Das wird sich in den kommenden Jahren ändern. „Tradierte Formen“ von Arbeiten, Wohnen und Produzieren sollen überwunden werden. In den Wettbewerbsunterlagen heißt es, „neue Formen der Mobilität und die fortschreitende Digitalisierung unseres Alltags führen zu neuen Anforderungen, schaffen aber auch neue Freiräume, die große Auswirkungen auf die Stadt als Lebensraum haben werden“.
Das Großprojekt zusammengefasst:

  • Siemens investiert 600 Millionen Euro in einen Innovationscampus für Wohnen, Arbeiten und Lernen
  • Bis 2030 soll alles fertig sein - eröffnet wird in Etappen
  • Etwa 3000 Wohnungen sollen entstehen
  • Projektleiterin der Siemensstadt 2.0 ist Karina Rigby
  • Der Senat will die 1980 stillgelegte Siemensbahn wiederaufbauen lassen
  • Eine Verlängerung der Strecke in nahegelegene Neubaugebiete ist im Gespräch

Auf dem Gebiet der Siemensstadt 2.0 sollen bis zu 3000 Wohnungen entstehen, und zwar mit „sozialer Durchmischung“, wie der Konzern mitteilt. Dazu gehören Wohnungen für Studierende und Forscher.

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Siemens spricht von einer „24/7Vitalität“ in dem  neuen Quartier der kurzen Wege und  der umfassenden  Vernetzung mit Künstlicher Intelligenz und dem Internet of Things. Durch die Ansiedlung von Forschungs-, Fach- und Gründerzentren, wissenschaftlichen Einrichtungen sowie mittelständischen Firmen „soll die Strahlkraft der neuen Siemensstadt 2.0 weit über Berlin hinausreichen“. Dazu werden  nach Einschätzung des Konzerns „Teile des vorhandenen Gebäudebestandes beitragen, die dem Standort Alleinstellungsmerkmale verleihen und ihm auch in Zukunft ein identitätsstiftendes Profil geben werden“.

München profitierte vom Mauerbau - als neue Standort

Der Weltkonzern Siemens hatte bis in den 1940er Jahren seinen Sitz in Berlin. Teilungsbedingt zog das Unternehmen Ende der 1940er Jahre nach München. Mit diversen Fabriken - darunter das Gasturbinenwerk in Moabit sowie Schalt- und Dynamowerk in Spandau - ist Berlin aber noch immer der größte Produktionsstandort. Siemens beschäftigt weltweit rund 385.000 Mitarbeiter, davon gut 10.000 in Berlin.

Industriekultur. Das Siemensgelände in Spandau.
Industriekultur. Das Siemensgelände in Spandau.

© Jürgen Heinrich/Imago

Der Wettbewerb der Architektur- und Stadtplanungsbüros wurde entschieden von einer Jury, die sich aus jeweils acht Fach- und Sachpreisträgern zusammensetzte. Den Vorsitz hatte der Stuttgarter Architekt Stefan Behnisch. Zu den weiteren Fachpreisrichtern gehörten unter anderem Kees Kaan aus Rotterdam und Manuel Scholl aus Zürich sowie die Berliner Architekten Regula Lüscher (Senatsbaudirektorin), Tobias Micke und Ivan Reimann.

Die Bank der Sachpreisrichter wurde besetzt von Vertretern der Politik und des Konzerns. Neben Michael Müller (SPD) gehörten Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) sowie der für Denkmalschutz zuständige Kultursenator Klaus Lederer (Linke) dazu. Die Siemens-Vorstandsmitglieder Ralf P. Thomas und Cedrik Neike saßen  ebenso in der Jury  wie Karina Rigby, die für den Konzern das Projekt Siemensstadt  leitet.

Ein „Kiez der Macher“ soll entstehen

Als einen „Kiez der Macher“ stellt sich Rigby das neue Stadtviertel vor. Im November 2018 hatte sich der Siemens-Vorstand für Berlin als Standort des  Innovationscampus entschieden. Die deutsche Hauptstadt mit den Siemens-Produktionsstätten, der vielfältigen Wissenschaftslandschaft und  Start-up-Szene hatte sich gegen asiatische Konkurrenten durchgesetzt. Energie, Infrastruktur und Mobilität sind die großen Themen und Geschäftsfelder von Siemens, die in der Siemensstadt 2.0 in rund 30 „Reallaboren“ mit Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft bearbeitet werden sollen.

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Bereits Mitte 2019 war gemeinsam von Unternehmen und Senat das „Werner-von-Siemens Center for Industry an Science“ gegründet worden, das von Siemens und dem Land Berlin mit jeweils 7,5 Millionen Euro ausgestattet wird. Ferner werden drei Professuren an der TU eingerichtet, die sich mit der Erforschung digitaler Produktionstechnologien befassen. 1,5 Millionen Euro gibt das Land im Jahr dafür aus.

Die Siemensbahn soll wieder fahren

Alles in allem wird das Land Berlin ähnlich viel Geld  in dem neuen Stadtteil investieren wie Siemens. Herausragend ist die Wieder-Inbetriebnahme der so genannten Siemens-Bahn. Die Strecke von Jungfernheide durch Siemensstadt nach Gartenfeld war 1980 stillgelegt worden. Ein weiteres Verkehrsprojekt betrifft die Verbindung der Siemensstadt 2,0 mit der „Urban Tech Republic“, also dem geplanten Forschungs- und Industriepark auf dem Gelände des Flughafens Tegel.

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