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Nach mehr als 60 Jahren gilt die bestehende Rudolf-Wissell-Brücke als irreparabel beschädigt.

© imago/Jürgen Ritter

„Die Stausituation wird stark zunehmen“: ADAC warnt vor Folgen von Autobahnsanierungen für Verkehr in Berlin

Etliche Straßenbrücken in Berlin müssen neugebaut oder saniert werden. Der ADAC mahnt mehr Tempo an, um Vollsperrungen zu verhindern. Für Autofahrer wird es auf einigen Strecken trotzdem unangenehm.

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Der Autoverkehr in Berlin wird laut ADAC in den kommenden Jahren enorm unter den dringend nötigen Brückenneubauten in der Stadt leiden. „Wir gehen davon aus, dass die Stausituation in Berlin stark zunehmen wird“, sagte Martin Koller, Vorstand für Verkehr beim ADAC Berlin-Brandenburg am Mittwoch mit Bezug auf die anstehenden Baumaßnahmen.

Insbesondere der Verkehr auf dem nordwestlichen Teil der Berliner Stadtautobahn werde durch den Neubau des Dreiecks Funkturm, der Westend- und Rudolf-Wissell-Brücke sowie Sanierungsarbeiten der A111 rund um den ehemaligen Flughafen Tegel führten zu enormen Einschränkungen. „Wir gehen von einer prekären Situation von Anfang 2024 Jahr bis Mitte der dreißiger Jahre aus“, sagte Peter Specht vom ADAC.

Der Automobilclub forderte zugleich mehr Tempo bei Neubau und Sanierung der maroden Brückenbauten in Berlin. „Wir müssen die Anzahl der Brückensanierungen erhöhen, das erfordert eine viel bessere Koordination aller beteiligten“, sagte ADAC-Vorstand Koller.

Nicht einmal jede dritte Berliner Brücke ist in gutem Zustand

Nur 27 Prozent der insgesamt 1085 Brücken in der Stadt sind laut der letzten Erhebung des Senats in gutem Zustand. Doch nur bei 60 Bauwerken liefen aktuell Arbeiten oder dafür vorbereitende Planungen, kritisierte der ADAC.

Erhöhe sich die Geschwindigkeit bei der Sanierung nicht, drohten künftig immer häufiger spontane Sperrungen wegen der gravierenden Schäden an den Querungen. „Dann kommt es zum Verkehrsinfarkt, den es unbedingt zu vermeiden gilt“, sagte Koller.

Die verkehrliche Belastung ist viel höher als damals prognostiziert wurde. Dadurch kommt es viel schneller und intensiven zu Abnutzungserscheinungen.

Martin Koller, Vorstand beim ADAC Berlin-Brandenburg für den Bereich Verkehr

Müssten Brücken kurzfristig gesperrt werden, komme es nicht nur zu langen Staus, auch die Ausweichverkehre würden dann oft unkontrolliert andere Routen in der Stadt belasten. Es brauche daher auch ein digitales Leitsystem, das frühzeitig auf Staustellen hinweise, forderte der ADAC-Vorstand.

Etliche Berliner Brücken müssen in den kommenden Jahren saniert oder ganz neu gebaut werden. Hintergrund ist, dass die meisten der Bauwerke zu einer ähnlichen Zeit in den sechziger und siebziger Jahren entstanden und aus Spannbeton errichtet wurden. „Im Zuge der Zeit gab es deshalb erhebliche Korrosionsschäden“, sagte Koller.

Zugleich wurden die Bauwerke bei ihrer Planung nicht für die hohe Zahl an Fahrzeugen und insbesondere Lkw ausgelegt, die heute täglich über die Strecken fahren. „Die verkehrliche Belastung ist viel höher als damals prognostiziert wurde. Dadurch kommt es viel schneller und intensiven zu Abnutzungserscheinungen“, erklärte der ADAC-Vorstand.

Jahrelang habe die Politik das Thema zudem nicht ausreichend beachtet. Daher bestehe nun ein enormer Sanierungsstau.

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