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Eine Statue der Justitia.

© Foto: dpa/David Ebener

„Du bist die Nächste!“: Femizidprozess in Berlin – Angklagter droht weiterer Frau

Yasser B. erstach seine Ex-Frau – laut Anklage aus „Besitzdenken“. Im Gerichtssaal drohte er nun der Schwester der Getöteten.

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Er verzog den Mund, schien zu grinsen, störte die Befragung einer Nichte seines Opfers. Yasser B., der sich wegen Mordes an seiner Ex-Frau verantworten muss, provozierte. Angehörige der Getöteten reagierten empört. Dann zeigte er mit dem Finger auf die Schwester seines Opfers, die Nebenklägerin, und rief ihr etwas zu. Sie sprang auf und sagte: „Er droht mir mit seinem Bruder.“ B. habe ihr gerade angekündigt: „Du bist die Nächste!“

Erneut musste der Saal geräumt werden. Am Rande des Prozesses gegen den 50-Jährigen sagte die Schwester von Norhan A.: „Er und seine Brüder wollen über Frauen herrschen.“ Deshalb seien viele Frauen aus ihrer Familie zur Verhandlung am Landgericht gekommen – „wir stehen da, um ihm zu zeigen, dass wir keine Angst haben“.

Die 36-jährige Norhan A. hatte sich im Jahr 2020 nach mehrjähriger Ehe von Yasser B. getrennt. Es soll immer wieder zu häuslicher Gewalt gekommen sein. Die vierfache Mutter setzte die Scheidung durch – auch mit Hilfe ihrer im Libanon lebenden Mutter.

Stich ins Herz

Norhan A. erwirkte eine Anordnung nach dem Gewaltschutzgesetz. B. durfte sich ihr nicht mehr nähern. Sie selbst wurde mit ihren Kindern in einer geschützten Wohnung in Zehlendorf untergebracht.

Doch er soll ihr weiter nachgestellt haben. Als sie am 28. August 2024 allein das Haus verließ, griff er sie laut Anklage an. Er beschimpfte sie, schlug sie und rammte ihr ein Messer in die Brust. Dreimal. Ein Stich traf das Herz.

Die Staatsanwaltschaft geht von einem Femizid aus. Aus „massiver Eifersucht“ und „übersteigertem Besitzdenken“ habe er die Frau getötet. Als B. am Tatort festgenommen wurde, soll er gesagt haben: „Sie hat es nicht verdient zu leben.“ Es sei um seine „Ehre“ gegangen.

Im Prozess erklärte B., er habe sich in die Trennung „letztlich gefügt“. Streit habe es um das Sorgerecht gegeben. Am Tattag sei er am See gewesen, mit einem Obstmesser. Dann habe er sich der Wohnung genähert – um „etwas von meinen Kindern zu sehen oder zu hören“. Als seine Ex-Frau vor ihm stand, sei es zum Streit gekommen. Er habe die Beherrschung verloren und zugestochen, gab B. zu. Schlimme Dinge habe er geäußert – „sie geben nicht das wieder, was ich denke“. Der Verteidiger hatte erklärt, der Begriff Femizid treffe in diesem Fall nicht zu.

Eine Nichte von Norhan A. schilderte als Zeugin, B. habe nicht gearbeitet – „er wollte sich nicht belasten“. Es habe häusliche Gewalt gegeben, er sei gefühlskalt. Der Prozess geht am Montag weiter.




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