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Ein Glockenspiel als Lotto-Geschenk: Berliner Denkmal-Kämpfer feiern Jubiläum
André Schmitz engagiert sich mit Herzblut und Mitstreitern für die Rekonstruktion alter Denkmale. Mit seinem Verein begeht er nun das 20. Jubiläum.
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Beim Geburtstagstoast zum 20-jährigen Bestehen des Vereins „Denk mal an Berlin“ werden nicht nur nostalgische Erinnerungen hervorgekramt. Zu den Gründungsmitgliedern gehört André Schmitz, und dem ehemaligen Chef der Senatskanzlei sitzt das Politiker-Gen auch nach jahrelanger Abstinenz noch zu tief in den Knochen, um nicht ein bisschen auch Stimmung zu machen für den Schutz der Denkmäler, die ihm am Herzen liegen, und die Stadtreparatur unter dem Aspekt historischer Bezüge.
Er erinnert sich zusammen mit der damaligen Stadträtin von Tempelhof-Schöneberg, Elisabeth Ziemer, und dem früheren obersten Denkmalpfleger der Stadt, Jörg Haspel, an den größten Erfolg des Vereins, den Wiederaufbau des Turms der Parochialkirche an der Klosterstraße.
Hans Walls Geburstagswunsch
Das Glockenspiel war vor dem Krieg Kult bei vielen Berlinern, die sich regelmäßig dort versammelten, um es anzuhören. „Hans Wall wollte zu seinem 70. Geburtstag gern das Glockenspiel wieder hören“, erzählt er.
Der Unternehmer wurde bei der Gründung gleich zum Vorsitzenden gewählt. Und die 100.000 Euro, die er für diesen Zweck gespendet hat, motivierten auch die Lotto-Stiftung, an dieser Stelle zu helfen.
„Was weg ist, ist weg und darf nicht wieder rekonstruiert werden“, so lautet nach André Schmitz‘ Beobachtung das deutsche Denkmalmotto.
Uns droht auch hier die allgegenwärtige architektonische Beliebigkeit wie zum Beispiel am Hauptbahnhof.
André Schmitz
Er hasst es innig und kann sich einige Seitenhiebe darauf nicht verkneifen: „Die Abrisswut nach dem Krieg können wir Nachgeborenen uns nur damit erklären, dass man wohl meinte, damit auch die böse Vergangenheit loswerden zu können.“ Deshalb aber seien private Vereine so wichtig, die einen Gegenakzent setzen können.
Die Wachsamkeit der Zivilgesellschaft sieht der gerade besonders gefordert im Hinblick auf den historischen Wiederaufbau der Bauakademie. Das Grundstück, so hat es der Senat einst beschlossen, sollte für einen symbolischen Euro derjenige bekommen, der mindestens die Fassaden nach dem alten Vorbild wiedererrichten würde.
Dafür wurde sogar eigens eine Bundesstiftung Bauakademie gegründet und mit 62 Millionen Euro ausgestattet. Aktuell aber werde unter dem Stichwort „klimabewusstes Bauen“ der Wunsch großer Teile der Berliner Zivilgesellschaft infrage gestellt.
Mitkämpfer dringend gesucht
Wie Schmitz es sieht, besteht sogar die Gefahr, dass dieser Wunsch hintergangen wird. „Uns droht auch hier die allgegenwärtige architektonische Beliebigkeit wie zum Beispiel am Hauptbahnhof.“
Wer mitkämpfen will, solle unbedingt Mitglied im Verein werden, wirbt er. Es wird da auch nicht nur gekämpft. Allein 128 Projekte mit rund 2000 Schülern zum Tag des offenen Denkmals sind auch ein schöner Erfolg, um Ohren und Herzen für die Geschichte der Stadt zu öffnen. Der Denkmal-Donnerstag auf Instagram gehört ebenfalls zu den Aktivitäten des Vereins.
Für die Geburtstagsparty selbst haben sie auch einen besonderen Ort gefunden. Das Haus Kurfürstendamm 210 steht direkt zwischen dem Cinema Paris und einer Riesenbaustelle, weshalb die Räume gerade nicht so leicht vermietbar sind.
Eingezogen ist dort vorübergehend die Pop-up-Galerie Peter Lindenberg. Hierher hatte der Verein auch den Landeskonservator Christoph Rauhut und den Gartenhistoriker Klaus-Henning von Krosigk geladen, der auch Mitglied des Kuratoriums ist.
Das ist mit dem Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios, Theo Koll, dem Architekten Hans Kollhoff und dem Sänger Max Raabe sowieso prominent besetzt. Der Schlagkraft des Vereins mit dem lustigen Namen wird das keinen Abbruch tun.
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