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© Jörn Hasselmann/TSP

Ein Jahr nach der Amokfahrt am Ku’damm: Ein Mahnmal erinnert nun an die getötete Lehrerin

Ein Jahr nach der Todesfahrt eines psychisch Kranken auf Kurfürstendamm und Tauentzienstraße wurde am Donnerstag ein Mahnmal am Tatort aufgestellt. 2022 kam eine Lehrerin aus Hessen ums Leben.

Ein Jahr ist vergangen. Am 8. Juni 2022 starb eine Lehrerin aus dem hessischen Bad Arolsen, als ein psychisch Kranker mit seinem Auto in eine Menschengruppe raste. Mehrere ihrer Schüler und ihr Kollege Jörg Pfeil wurden schwer verletzt. Am Donnerstag kam Pfeil wieder nach Berlin, im Gepäck ein Mahnmal aus Stahl. Am Nachmittag fand an der Tauentzienstraße ein Gedenken statt, zu dem mehrere Verkehrsverbände aufgerufen hatten.

Auch ein Teil der Schüler der damaligen 10a der Kaulbachschule kam nach Berlin. Der Sprecher des Fußgängerverbands Fuss e.V., Roland Stimpel, berichtete, dass sie für sich an die Tat vor einem Jahr gedenken werden. „Die Jugendlichen wollen keine laute Veranstaltung“, sagte Stimpel. Wann die aus Stahl gefertigte Figur mit einer eingebrannten Schrift und einem QR-Code für Informationen endgültig aufgestellt wird, ist unklar.

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Im Herbst letzten Jahres war Pfeil das erste Mal nach der Tat wieder nach Berlin gekommen. Die vom Fußgängerverband Fuss e.V. aufgestellte weiße Plastikfigur war da bereits beschädigt, erinnert sich Stimpel. Anschließend entstand bei einem ersten Kontakt die Idee, eine dauerhafte Erinnerung zu schaffen, in Anlehnung an die weißen Figuren, die Fuss e.V. nach tödlichen Unfällen mit Fußgängern anbringt.

Ein Jahr nach der Amokfahrt wurde auf der Tauentzienstraße an die getötete Lehrerin gedacht
Ein Jahr nach der Amokfahrt wurde auf der Tauentzienstraße an die getötete Lehrerin gedacht

© Jörn Hasselmann/TSP

Ob die stählerne Erinnerung an der Tauentzienstraße dauerhaft sein wird, ist unklar. Die Bezirksbürgermeisterin von Charlottenburg-Wilmersdorf, Kirstin Bauch (Grüne), plädierte am Donnerstag bei der Feier für eine Gesamtlösung. Denn jeweils nur einen Steinwurf entfernt geschahen zwei weitere Tragödien: Der Anschlag des Islamisten Anis Amri im Dezember 2016 und das Autorennen zweier junger Männer Anfang des Jahres 2016, bei dem ein Unbeteiligter starb. Im Herbst wolle das Bezirksamt mit allen Beteiligten eine Debatte beginnen, kündigte Bauch an. Am Freitag werde sie sich mit den Schülern aus Bad Arolsen treffen, sagte sie weiter.

Den Autoverkehr „zivilisieren“

Roland Stimpel wünscht sich ein dauerhaftes Gedenken an diesem „Schreckensort“. Die Kreuzung schreie danach, dass der Autoverkehr „zivilisiert und gebändigt“ werde. Heiner von Marschall vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) sagte: „Es sind Autos, die töten.“ Gegen 10.30 Uhr war am 8. Juni vor einem Jahr der damals 29-jährige Gor H. mit seinem Auto vom Ku’damm kommend zunächst an der Ecke Rankestraße auf den Gehweg gefahren.

Die 51-jährige Lehrerin wurde dort getötet, zwölf Schülerinnen und Schüler und ihr Kollege Pfeil wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt. Anschließend setzte der Mann die Fahrt fort und erfasste an der Ecke Marburger Straße drei weitere Passanten, darunter eine Schwangere. Der Kleinwagen krachte dann in das Schaufenster einer Drogerie, der Täter wurde festgenommen.

Im April war Gor H. wegen Mordes und 16-fachen Mordversuchs verurteilt worden. Der Mann habe sich im Zustand einer akuten Psychose befunden und sei nicht schuldfähig, so die Richter, er soll dauerhaft in der Psychiatrie bleiben. H. habe mit „Vernichtungswillen“ gehandelt, die Tat sei heimtückisch gewesen. Zudem verhängte das Berlin Landgericht am Ende des dreimonatigen Prozesses eine lebenslange Führerscheinsperre.

Am Vormittag hatte die Senatskanzlei via Twitter an die Tat erinnert: „Unsere Gedanken sind bei der getöteten Lehrerin, den Angehörigen und Betroffenen“, hieß es darin.

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