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Berlin: Eine Fanmeile für Europa

27 Staats- und Regierungschefs kommen an diesem Wochenende zum EU-Gipfel. In der Stadt wird gefeiert – und demonstriert

Stand:

An diesem Wochenende feiert Europa in Berlin seinen 50. Geburtstag. Während die Bundesregierung als Gastgeber des EU-Gipfels 27 Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsländer in der Stadt empfängt, verwandelt sich das Gebiet rund ums Brandenburger Tor zu einer riesigen Partymeile mit einem Bürgerfest und Infoständen. Mehr als hunderttausend Besucher werden am Wochenende erwartet. Wegen der vielen Veranstaltungen gibt es umfangreiche Sperrungen (siehe Grafik). Die Polizei rät, das Gebiet zu umfahren oder am besten die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen. Am Sonntag ist zudem eine Protestaktion gegen den EU-Gipfel geplant, zu der bis zu 10 000 Teilnehmer erwartet werden.

Rund 5 000 Polizisten sind an diesem Wochenende, das ganz im Zeichen der Europäischen Union steht, im Einsatz. Die Berliner Beamten würden durch die Bundespolizei und Kollegen aus anderen Bundesländern unterstützt, sagte ein Polizeisprecher. Bereits heute Abend reisen zahlreiche Staatsgäste an. Sie wurden von Bundeskanzlerin und EU-Ratspräsidentin Angela Merkel eingeladen: Denn in der Nacht zu Sonntag ist es 50 Jahre her, dass die Römischen Verträge unterzeichnet wurden – es war die Geburtsstunde der heutigen Europäischen Union.

Zu kurzzeitigen Straßensperrungen kommt es bereits heute Abend, wenn die EU-Politiker von den Flughäfen zu ihren Hotels eskortiert werden. Wann welcher Politiker eintrifft und in welchem Hotel er wohnt, halten die Sicherheitsbehörden geheim. Bekannt ist nur, dass die Staatsgäste und ihre Delegation im Hotel Adlon, im Hotel de Rôme am Bebelplatz sowie im Hotel Intercontinental an der Budapester Straße und im Grand Hyatt am Potsdamer Platz untergebracht sein sollen.

Das offizielle Programm für die hochrangigen EU-Politiker beginnt am Sonnabend: Kanzlerin Angela Merkel begrüßt die Staats- und Regierungschefs in der Philharmonie am Potsdamer Platz. Um 17.30 Uhr beginnt das Konzert der Berliner Philharmoniker. Gegen 19 Uhr fahren die hochrangigen Gäste dann vor dem Schloss Bellevue bei Bundespräsident Horst Köhler vor. Er lädt dort zum Abendessen ein und hält eine Rede.

Am Sonntagvormittag beginnt dann der Festakt zum 50. Jahrestag der Römischen Verträge: Kanzlerin Merkel empfängt die EU-Staats- und Regierungschefs um 9.45 Uhr im Schlüterhof des Deutschen Historischen Museums Unter den Linden. Gegen Mittag versammeln sich alle auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor zum gemeinsamen „Familienfoto“ – sofern das Wetter mitspielt. Geplant ist zudem ein Spaziergang über den Bebelplatz. Sollte es hingegen in Strömen regnen, versammeln sich die Politiker zum Foto im Schlüterhof. Das anschließende Arbeitsessen findet im Hotel de Rôme statt. Danach reisen die Delegationen wieder ab. Unklar blieb gestern, ob einige Staatsgäste das Europafest am Brandenburger Tor besuchen. Die Polizei gab dazu keine Auskunft.

Rund um das Brandenburger Tor findet die große öffentliche Geburtstagsparty statt – eine Fanmeile für Europa. Auf der Konzertbühne vorm Tor werden ab 12 Uhr zehn Stunden lang Popstars aus mehreren EU-Staaten auftreten. Mit dabei sind unter anderem die Rocksänger Joe Cocker und Gianna Nannini. In mehr als 75 Zelten auf der Straße des 17. Juni und am Pariser Platz präsentieren sich auf dem Fest außerdem die Bundesregierung, gesellschafts- und europapolitisch aktive Organisationen sowie Unternehmen mit Beiträgen zum Thema Europa. Zum Abschluss wird den Besuchern am Abend ein zehnminütiges Feuerwerk geboten, das vom Rias Jugendorchester musikalisch begleitet wird. Abseits der offiziellen Feierlichkeiten soll sich der Protest formieren: Ab 13 Uhr versammelt sich ein Bündnis von Friedensaktivisten, Gewerkschaften, Globalisierungskritikern sowie Linksautonomen zu einer Großdemonstration. 10 000 Teilnehmer werden erwartet. Der Marsch soll sich gegen 14 Uhr am Alexanderplatz in Bewegung setzen und bis zur Friedrichstraße führen. „Die Route kann sich kurzfristig noch ändern. Das hängt davon ab, ob die Anmelder Rechtsmittel gegen die Streckenführung einlegen“, sagte ein Polizeisprecher. Die Polizei wies Befürchtungen als unbegründet zurück, gewaltbereite Demonstranten könnten die Kundgebung als Übung für ihre Aktionen gegen den G-8-Gipfel in Heiligendamm im Juni missbrauchen. „Wir gehen davon aus, dass alles friedlich bleibt“, hieß es bei der Polizei.

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