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Runde Nummer. Der kanadische Luftring-Akrobat Frédérique Cournoyer-Lessard.

© Palazzo

Entenbrust mit Wegner und Wowereit: Artistik-Dinnershow „Palazzo“ feiert in Berlin Premiere

Hans-Peter Wodarz und Kolja Kleeberg eröffnen die neue „Palazzo“-Saison mit scharf gemachter roter Bete und staunenswerter Artistik. Zur Premiere kommen Stars und Politiker.

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Auch Regierende Bürgermeister, frühere wie aktuelle, brauchen Rituale. Dass sich die alljährliche Palazzo-Premiere zu einer Art Stammtisch für die Spitzenkräfte der Stadt entwickelt hat, könnte mehrere Gründe haben.

Manchmal muss man sich austauschen in heiterer Atmosphäre, und es ist gut, wenn man immer wieder unterbrochen und zum Staunen gebracht wird, bevor es womöglich allzu ernst wird. Anne Momper kommt in leuchtend roter Bluse zur Premiere am Freitagabend.

Anne Momper trägt Rot zum Jahrestag

Das erinnert zum Jahrestag des Mauerfalls unweigerlich an den roten Schal, den ihr Mann Walter Momper, hier mit roter Krawatte, in jenen glücklichsten Tagen der Stadtgeschichte zum Markenzeichen machte. Mit am Tisch sitzen außerdem Klaus Wowereit, Michael Müller und Kai Wegner mit Partnerin und Senatorin Katharina Günther-Wünsch.

Die familiäre Atmosphäre bei der Dinnershow im Spiegelpalast am Bahnhof Zoo beschwört Gastgeber Hans-Peter Wodarz mit einem schlichten: „Wir sind wieder da!“ Gemeinsam mit Kolja Kleeberg, der für die Komposition des viergängigen Menüs zuständig ist, stimmt er die Gäste auf eine einfache, aber mit viel Komik und eindrucksvoller Akrobatik erzählte Geschichte ein.

Wuchtige Bardame. Chastity Belt ist Sängerin und Komikerin.

© Palazzo

Die Sängerin Chastity Belt zieht mit ihrer Bar aus dem grauen London ins lebhafte Berlin um. Moderater Lokalpatriotismus funktioniert auch an der Spree, wenn man nur genug Wein dazu trinkt. Die international besetzte Band „The Geschmacksverstärkers“ heizt den Appetit an mit goldenen Oldies wie „American Pie“.

„Nachtschwärmer“ ist der Titel der Show, die natürlich keine Gänsehaut produziert, sondern, wie Wodarz es will, „Entenhaut“. Denn Ente ist immer dabei, diesmal mit einer köstlichen Sauce als Brust und confiertes Ragout.

Rote-Bete-Tatar und Kabeljaufilet

Ohne die vegetarische Variante „Strudel“ geht es freilich auch nicht mehr, die ist über die Jahre immer populärer geworden. Rote-Bete-Tatar auf Pumpernickel-Erde ist so scharf gemacht, dass alle denkbaren Aversionen betenrot im Erdboden versinken.

Zwischendurch gibt’s Kabeljau-Filet auf Erbsenpüree und am Ende ein Schoko-Soufflé auf Piña-Colada-Chili-Salat. Die mit artistischer Geschwindigkeit aufgetragenen Gänge lenken nicht unnötig ab von der gelungenen, ineinander verschmelzenden Mischung aus Clownerie und Akrobatik.

Hammer! So schön.

Rudolf Schenker, Scorpions-Mitgründer

Gleich am Anfang gibt die finnische Fußjongleurin Rosa Autio Rätsel auf, wie weit Körperbeherrschung auch im Kopf gehen kann. Der kanadische Luftring-Akrobat Frédérique Cournoyer-Lessard schließt atemberaubend den Kreis zur bekannten Trapezkunst.

Zum Drahtseil gibt es ebenfalls eine moderne Alternative, die Tonghui Ni aus China auf dem Schlappseil vorführt. Scorpions-Mitgründer Rudolf Schenker kommentiert: „Hammer! So schön.“ An so einem Abend werden unter den geladenen Gästen jede Menge Erinnerungen wach.

Geteilte Begeisterung für die Beatles

Schenker und Wodarz teilen eine frühe Begeisterung für die Beatles, bevor der Weltruhm kam. Schenker erzählt, wie er vom Guru der Beatles einst Meditationstechniken gelernt hat, die ihm bis heute „auf der Autobahn des Lebens“ immer neue Erlebnisse bescheren.

Der Verleger Detlef Prinz denkt zurück an seine Besuche im Restaurant von Wodarz im Wiesbaden der 70er-Jahre. Damals war der Schritt von der bodenständigen Hausmannskost zu den Höhen der Sterneküche für viele Deutsche noch ungewohnt.

Um die ernste Ehrfurcht aus seinem Restaurant zu vertreiben und den urdeutsch gründlichen in einen heiter entspannten Genuss zu verwandeln, erfand der Sternekoch damals die Dinnershow. Der blieb er nach dem Umzug nach Berlin Anfang der 90er-Jahre treu in anderen Varianten.

Britt Kanja (l.), Davila Federico und Günther Krabbenhöft bei der Premiere der Dinner-Show im Spiegelpalast.

© imago/pictureteam/IMAGO/Matthias Gränzdörfer

Die Schauspielerinnen Mariella Ahrens und Simone Thomalla sind da, ebenso wie Enie van de Meiklokjes, Rennklub-Managerin Tini Gräfin Rothkirch, Club-Ikone Britt Kanja, Schauspieler Günther Krabbenhöft und der Geburtsmediziner Wolfgang Henrich, der gerade erst Fünflingen in die Welt geholfen hat, ebenfalls.

Einige schräg aufgebrezelte Gestalten gehören unweigerlich auch dazu. Großartige Techniken wie Equilibristik oder den Tanz am chinesischen Mast kann man trainieren. Instinkt nicht. Erstaunlich, welche Talente sich in den wenigen Mitmach-Elementen entfalten.

Ein Robert tanzt den Künstler, der ihn aus dem Publikum auf die Bühne geholt hat, fast in Grund und Boden. Später übernimmt ein Patrick souverän die Rolle des Bräutigams der wuchtigen Bardame. Zwischen schräg, schön und präzise ist Berlin an diesem Abend mal ganz bei sich. Bis Mitte März läuft die Show, da bleibt noch reichlich Platz für die Touristen übrig.

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