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17.11.2025, Berlin: Ein Polizeiauto steht vor einer Berliner Schule. Eine über mehrere Messenger-Dienste verbreitete angebliche Anschlagsankündigung gegen rund 20 Schulen sorgt in Berlin für Unruhe. Bei der Polizei sind über den Notruf mehr als 900 Anrufe eingegangen, wie ein Sprecher sagte. Laut Polizei handelt es sich bei der Ankündigung um «Falschinformationen, die gezielt Ängste schüren sollen». Foto: Sven Käuler/dpa - ACHTUNG: Kennzeichen der Privatfahrzeuge gepixelt +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Sven Käuler

Update

„Falschinformationen, die gezielt Ängste schüren sollen“: Polizei nach Anschlagsdrohungen an 22 Berliner Schulen im Einsatz

Nachrichten über angeblich geplante Anschläge hielten am Sonntag etliche Schulen in Atem. Die Polizei stuft die Drohung als nicht ernst ein – doch der Notruf steht nicht still, besorgte Eltern schlagen Alarm.

Eine über mehrere Messenger-Dienste verbreitete angebliche Anschlagsankündigung gegen rund 20 Berliner Schulen ist nach Einschätzung der Polizei nicht ernst zu nehmen. Der Hinweis sei der Polizei seit Sonntagnachmittag bekannt, sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Die Nachricht wurde in mehreren Schulgruppen weitergeleitet, etliche Einrichtungen werden darin namentlich genannt. Dem Tagesspiegel liegt die Liste der Schulen vor.

Die Berliner Polizei teilte am Abend via X und WhatsApp mit: „Hinweise auf Gefährdungen oder konkrete Bedrohungen liegen uns nicht vor. Es handelt sich hierbei um Falschinformationen, die gezielt Ängste schüren sollen.“ Bei der Polizei sind über den Notruf mindestens 900 Anrufe eingegangen, sagte ein Sprecher der Polizei.

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An einem Gymnasium im Norden Berlins verlief der Morgen ruhig, berichtet ein Reporter vom Tagesspiegel. Von der Polizei war ein älterer Beamter erst vor, dann in der Schule. Von zwei Zugängen in das Gebäude wurde einer verschlossen, am offenen Tor begrüßte eine Lehrerin die Schülerinnen und Schüler. Auch ein TV-Team ist gekommen.

„Seit heute Morgen sind wir mit mehreren Kräften im Einsatz“, teilte die Polizei am Montagmorgen auf X mit. „Die speziell für Schulen ausgebildeten Präventionsteams der Abschnitte moderieren Falschinformationen und stehen sowohl den betroffenen als auch den unbeteiligten Schulen als direkte Ansprechpartner zur Verfügung. Insgesamt sind wir an 22 Schulen präsent.“

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Die Polizei wolle eigenen Angaben zufolge im Nahbereich von Schulen präsent sein, um gegebenenfalls schnell auf Vorfälle reagieren zu können. Präventionskräfte, die es in den Bereichen gebe, würden an verschiedene Schulen geschickt, um etwa Schulleitungen Kommunikationsangebote zu machen. Allerdings stellte die Polizei auch klar: „Bitte verbreiten Sie keine unbestätigten Gerüchte. Nutzen Sie den Notruf bitte nur bei akuten Notfällen oder echten Gefahren.“

Offenkundiger Fake: Die Mommsen-Schule gibt es seit 1945 nicht mehr

Auf den Fake-Charakter der Drohung deutet auch die Liste der Schulen hin. Sie enthält zahlreiche Fehler und Ungereimtheiten. Das dort genannte Charlottenburger „Mommsen-Gymnasium“ etwa gibt es seit 1945 nicht mehr. Auch das genannte Luisengymnasium existiert nicht mehr.

Das ebenfalls aufgezählte Heinrich-von-Kleist-Gymnasium wurde bereits 2012 fusioniert. Seither gibt es den Namen nur noch als Erinnerung auf dem früheren Gebäude an der Moabiter Levetzowstraße. Das Haus selbst wurde von den Johannitern zwischenzeitlich als Flüchtlingsunterkunft genutzt.

Auch an Schulen, die nicht auf der Liste stehen, gibt es offenbar Angst und Unsicherheiten. An einem Gymnasium in Reinickendorf hätten sich am Montagmorgen 300 Schülerinnen und Schülern für den Tag abgemeldet, teilte die Schulleitung dem Tagesspiegel mit. Insgesamt gehen 900 Kinder an diese Schule.

An den meisten Schulen läuft der Betrieb am Montag aber normal, wie der Tagesspiegel von einigen der betroffenen Einrichtungen erfuhr. Auch übermäßige Abmeldungen für Montag seien nicht bekannt.

Hier wird Propaganda zulasten der Kinder und Eltern verbreitet.

Norman Heise, Landeselternsprecher

Es gibt zahlreiche Reaktionen im Netz auf den Hinweis der Polizei. Die Elternchats „laufen gerade Sturm“, heißt es dort zum Beispiel. Von einem Vater heißt es: „Mein Sohn hat mir die Drohung gezeigt; er hat Angst und seine Klassenkameraden auch. Sie werden morgen nicht zur Schule gehen. Ich habe auch Angst. Bitte unternehmen Sie etwas.“

Landeselternsprecher: Drohung beschäftigt zahlreiche Elternchats

„Das Thema der angeblichen Drohung beschäftigt seit Sonntagnachmittag zahlreiche Elternchats“, berichtete Landeselternsprecher Norman Heise dem Tagesspiegel. Dass hier „Propaganda zulasten der Kinder und Eltern“ verbreitet werde, trage zu großer Verunsicherung bei. Die ungeprüfte Weiterleitung bringe genau diesen gewünschten Effekt und vergrößere nur die Sorgen der Eltern.

„Der Landeselternausschuss schließt sich den Empfehlungen der Polizei zum Umgang mit dieser und vergleichbaren Meldungen uneingeschränkt an“, fügte Heise hinzu. Landesschülersprecher Orçun Ilter hatte am Sonntagabend noch keine Kenntnis von den Fake-Nachrichten, wie er auf Anfrage mitteilte.

Der Unterricht findet am Montag regulär statt.

Nachricht eines betroffenen Schulleiters an Schüler- und Elternschaft.

Leitungen der betroffenen Schulen appellierten am Sonntag an Eltern und Schüler, die falsche Warnung nicht zu verbreiten und ganz normal zur Schule zu kommen: „Der Unterricht findet am Montag regulär statt“, lautete die Ansage eines Wilmersdorfer Schulleiters, die dem Tagesspiegel vorliegt.

Der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz des Landeskriminalamtes ermittelt wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten. Geprüft werde nun, wer hinter der Verbreitung der Nachricht stecke. Die Nachrichten auf den Messenger-Diensten deuten unter anderem auf russische Quellen. (mit dpa)

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