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Ein 53-Jähriger soll seine minderjährige Tochter missbraucht und zudem im Internet zur Vergewaltigung angeboten haben. Vor Gericht gab er entsprechende Chats zu und sagte, sie seien nicht ernst gemeint gewesen. (Foto Illustration)

© Jens Kalaene/dpa

Update

Er bot seine Tochter zum Missbrauch an: Vater bekennt sich schuldig – und will es nicht ernst gemeint haben

Ein neunjähriges Mädchen wird auf einer Erotik-Plattform mehrmals zum Missbrauch angeboten. Einen Monat später kommt es in Berlin zur Festnahme eines dreifachen Vaters. Nun begann der Prozess.

Stand:

Der Angeklagte bekannte sich schuldig. Doch es schien, als würde er vor allem sich selbst bedauern. Es sei passiert, weil es so viel Streit gegeben und seine Partnerin ihm „immer Vorwürfe“ gemacht habe. Er habe nicht nachgedacht, als er auf einer Erotik-Plattform seine damals neunjährige Tochter anbot. Es sei nicht ernst gemeint gewesen, behauptete Klaus S. vor dem Berliner Landgericht und jammerte: „Ich habe alles verloren.“

Der 53-Jährige muss sich seit Dienstag unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen, Vorbereitung des sexuellen Missbrauchs von Kindern sowie der Herstellung und Verbreitung von Kinderpornografie verantworten. Klaus S. ist wegen ähnlicher Vorwürfe vorbestraft. Er erhielt jeweils Bewährungsstrafen.

Nach einer Verurteilung im Jahr 2008 habe er seine „große Liebe“ kennengelernt und ein „komplett neues Leben“ beginnen wollte, sagte der Angeklagte. Sie wurden 2011 Eltern eines Sohnes, es folgten zwei Töchter. Die Familie lebte in einer Wohnung in Neukölln. S. arbeitete als Kommissionierer bei einem Großhändler, seine damalige Partnerin ist Altenpflegehelferin.

Die Mutter gab im jetzigen Verfahren zu Protokoll, sie habe bei der zweiten Schwangerschaft gebetet, dass es kein Mädchen wird. Klaus S. aber habe sie beruhigt und behauptet, er habe nur gestanden, um Strafminderung zu erreichen. Sie habe ihm geglaubt. „Ich glaube, ich habe als Mutter versagt“, erklärte die 41-Jährige als Zeugin vor Gericht.

Was willst Du mit ihr machen?

soll Klaus S. auf einer Erotik-Plattform im Zusammenhang mit Fotos seiner Tochter gefragt haben.

Insgesamt 13 Taten in den Jahren 2023 und 2024 sind angeklagt. In drei Fällen habe Klaus S. seine damals neunjährige Tochter im Wohnzimmer auf der Couch sexuell angefasst, heißt es in der Anklage. Zudem habe er intime Fotos von dem Mädchen angefertigt, diese dann im letzten Oktober in Chats mit Usern einer Erotik-Plattform auch verschickt. An vier Tagen habe er das Mädchen im Netz zum Missbrauch angeboten. In einem Chat habe S. gefragt: „Was willst du mit ihr machen?“

Als es vor Jahren ein Problem mit der Wohnung gab und das Jugendamt auftauchte, wurden die Vorstrafen von S. auch in der Familie seiner Partnerin bekannt. „Von da an war alles gegen mich, ich wurde ausgeschlossen von Treffen zu Festen.“ Seit fast drei Jahren leide er an einem Tinnitus. In der Beziehung hätten zuletzt Streit und Vorwürfe dominiert. „Da habe ich ein Strandbild vergrößert.“

Ihm war alles zuviel

Das Bild hatte er aufgenommen, als er allein mit der Neunjährigen an einem See war. Er habe nicht nachgedacht, als er es verschickte, behauptete der Angeklagte. „Ich wollte es gar nicht, aber es ist passiert – meine Krankheit, meine Arbeit, die sich steigernden Streitereien, es war alles zu viel“, schluchzte der 53-Jährige voller Selbstmitleid.

Es seien aber keine tatsächlichen Angebote gewesen, behauptete der Vater. Er habe vielmehr andere User foppen wollen. Der Verteidiger erklärte, S. habe nie beabsichtigt, seine Tochter wildfremden Männern zu übergeben. „Es war für ihn erotisierend, so was zu schreiben. Er hätte das Kind nie weggegeben.“ Zudem sei Alkohol im Spiel gewesen.

Klaus S. sagte, vor allem er habe sich um die Kinder und den Haushalt gekümmert. Die Mutter sei eine neue Partnerschaft eingegangen, diesmal mit einer Frau. Wegen der Kinder hätten sie noch in der gemeinsamen Wohnung gelebt. „Ich war gut, wenn ich was machen sollte, ansonsten war ich der Buhmann“, so der Angeklagte. Es sei immer schlimmer geworden – „seit eineinhalb Jahren ging es zwischen Streit und Versöhnung hin und her“.

Bis Ermittler die kriminellen Chats im Netz entdeckten. Am 22. November stand die Polizei vor der Tür. Seitdem befindet sich S. in Untersuchungshaft. Sein Sorgerecht hat er inzwischen abgegeben. Ein Urteil wird voraussichtlich am 15. Mai verkündet.

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