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Katharina Günther-Wünsch (CDU), Berliner Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, nimmt an der Plenarsitzung des Berliner Abgeordnetenhaus teil.

© dpa/Fabian Sommer

Update

Wachschutz und Psychologen abgelehnt: Schulsenatorin macht Leitung der Bergius-Schule schwere Vorwürfe

Ein Schüler der Bergius-Schule wird von Jugendlichen bedroht. Die Bildungssenatorin sagt daraufhin, die Schule nehme Hilfsangebote nicht an. Deren Gesamtelternsprecher nennt diese Darstellung „schäbig“.

Nach einem erneuten Vorfall an der Friedrich-Bergius-Schule in Friedenau am Mittwoch hat Berlins Schulsenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) der Schulleitung vorgeworfen, Hilfsangebote nicht anzunehmen.

So sei der Schulleitung mehrfach etwa die Einführung eines Wachschutz angeboten worden, sagte die Senatorin am Donnerstag im Abgeordnetenhaus. „Das ist ganz konkret abgelehnt worden von der Schulleitung der Bergius-Schule.“

Erst auf dem Weg ins Abgeordnetenhaus habe sie mit der Schulleitung telefoniert und das Angebot erneuert, „um den Schülerinnen und Schülern und den Kolleginnen und Kollegen das Gefühl der Sicherheit zu geben“, sagte Günther-Wünsch. Doch die Schulleitung habe erneut abgelehnt. Die Schulleitung sagte dem Tagesspiegel auf Nachfrage, sie könne sich aus dienstrechtlichen Gründen zu schulischen Belangen nicht öffentlich äußern.

Auch Angebote zur pädagogischen Unterstützung seien bisher nicht auf Gegenliebe gestoßen, sagte die Senatorin. Der Kontakt zur Schulpsychologie und anderen Unterstützungsformaten stehe allen Schulen offen. „Der Bergius-Schule wurden konkret Termine angeboten, diese Termine wurden nicht angenommen“, sagte Günther-Wünsch.

Elternsprecher nennt Günther-Wünschs Darstellung „schäbig“

Diese Darstellung führte zu Irritationen. Gesamtelternsprecher Andreas Thewalt und die Vorsitzende des bezirklichen Schulausschusses, Martina Zander-Rade (Grüne), wiesen darauf hin, dass es gerade erst Mittwoch eine große Fortbildung mit dem schulpsychologischen Dienst gegeben habe. Thewalt nannte es „schäbig“, wie die Senatorin die Arbeit der Schulleitung darstelle. Deren Sprecher sagte, die Äußerung der Senatorin sei auf die Zeit vor dem Brandbrief im November bezogen worden.

Die Schulausschussvorsitzende Zander-Rade bezeichnete die Darstellung der Senatsverwaltung, dass die Schulleitung Unterstützungsangebote abgelehnt habe, als „irreführend“. Dies lenke von den eigentlichen Problemen ab.

Der Versuch, der Schulleitung die Verantwortung für Missstände zuzuschieben, ist nicht nur unangebracht, sondern erschwert eine nachhaltige Lösung der Probleme.

Martina Zander-Rade (Grüne), Vorsitzende des bezirklichen Schulausschusses

Zum Wachschutz sagte Zander-Rade, die Schulleiterin habe ausdrücklich erläutert, dass kein Wachschutz in Uniform benötigt werde, sondern Personal, das während des Unterrichts im Schulgebäude präsent sei, um auf die Schülerinnen und Schüler einzuwirken und Vertrauen aufzubauen. „Diese Forderung wurde mehrfach klar kommuniziert, aber bisher nicht erfüllt“. Der Vorfall zeige zudem, dass ein Wachschutz solche Situationen nicht hätte verhindern können.

Der Versuch, der Schulleitung die Verantwortung für Missstände zuzuschieben, sei „nicht nur unangebracht, sondern erschwert eine nachhaltige Lösung der Probleme“, sagte Zander-Rade.

Ein Sprecher der Bildungsverwaltung sagte dem Tagesspiegel, bei den Unterstützungsangeboten handele es sich konkret um „Angebote wie Coaching, Supervision, die Begleitung durch externe Schulentwicklungsexperten und die Einrichtung von Praxislernklassen“. Letzteres sind spezifische Lerngruppen für Kinder und Jugendliche mit geringer Schulbildung und mangelnden Deutschkenntnissen.

Der Vorsitzende der Gesamtelternvertretung hatte vergangene Woche im Schulausschuss des Bezirks Tempelhof-Schöneberg kritisiert, die von der Senatsverwaltung gemachten pädagogischen Unterstützungsangebote ignorierten die tatsächlichen Bedarfe der Schule. Günther-Wünsch sagte hierzu im Abgeordnetenhaus: „Es hilft nicht, wenn sich einzelne Akteure in Schuldzuweisungen versteigen.“

Ihr Sprecher ergänzte gegenüber dem Tagesspiegel, Schulaufsicht und Senatsverwaltung stünden „weiterhin in engem Austausch mit der Schulleitung, den Lehrkräften und der Elternvertretung“. Ziel sei es, „gemeinsam Lösungen zu entwickeln, die zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen beitragen und die Schulentwicklung nachhaltig fördern“. Dazu sei es jedoch unerlässlich, dass insbesondere die Schulleitung sich auf die angebotene Unterstützung einlasse. „Eine einseitige Fokussierung auf den Beschwerdebrief allein kann keine nachhaltige Lösung bieten.“

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