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Das Gertraudendenkmal am Spittelmarkt in Berlin-Mitte. 

© imago/Travel-Stock-Image

Ersatzneubau der Gertraudenbrücke beschlossen: Berliner Senat verwirft Pläne zum Umbau des Spittelmarkts

Der Senat hat den Ersatzneubau der Gertraudenbrücke in Mitte beschlossen. Der Bau neuer Häuser am Spittelmarkt wird damit unmöglich.

Die Neue Gertraudenbrücke und die Spittelmarktbrücke in Mitte werden entgegen früheren Planungen nicht versetzt, sondern an ihrer bisherigen Stelle beim Ersatzneubau bleiben. Das hat der Senat am Dienstag auf Vorlage von Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) entschieden. Damit mache der Senat den Weg frei für die Verlängerung der Straßenbahn vom Alexanderplatz zum Kulturforum und neue Rad- und Fußwege, hieß es in einer Mitteilung.

Daneben soll die denkmalgeschützte Alte Gertraudenbrücke von 1895 als reine Fußgängerbrücke am historischen Standort saniert werden. Beide Brücken haben massive Mängel, die Verkehrslast musste eingeschränkt werden. Ende 2024 oder Anfang 2025 soll der Neubau starten und etwa 50 Millionen Euro kosten.

Zugleich rückt Berlin damit von den früheren Vorhaben aus dem Planwerk Innere Stadt ab, wonach am Spittelmarkt zusätzliche Wohnhäuser entstehen sollten. Dafür hätte die Verkehrstrasse beim Neubau verlegt werden müssen. So hätten sowohl auf der Fischerinsel als auch direkt am Spittelmarkt Baufelder erschlossen werden können.

Das sorgt für Kritik: „Die Festlegung der Straßenbahntrasse über die Neue Gertraudenbrücke verhindert die Erschließung von zwei möglichen Baufeldern in Mitte und konserviert die Verkehrsschneise“, kritisiert Stefan Lehmkühler von Changing Cities und selbst Grüne-Direktkandidat in Mitte den Senatsbeschluss Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne).

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Auch Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) ist unzufrieden, dass diese „schwerwiegende Festlegung“ ohne öffentliche Beteiligung beschlossen wurde. „Dass man das festlegt, ohne mit der interessierten Öffentlichkeit zu diskutieren, finde ich einfach schlimm.“

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Wenngleich der Baustadtrat sich freut, dass die historische Gertraudenbrücke als Fußgängerbrücke saniert wird, hätte er für einen anderen Prozess plädiert. Die Entscheidung, ob man die Trasse im aktuellen Verlauf belässt, oder die Straße verschwenkt, um die Freiflächen Bebauen zu können, hätte erst als Ergebnis eines Planungsprozesses getroffen werden dürfen.

Mittes Baustadtrat Gothe sieht Bürgerleitlinien missachtet

Gothe ärgerte sich zudem, dass die Senatsverkehrsverwaltung eine im Dezember 2020 versprochene Stadtwerkstadt zu Verkehrsfragen für die gesamte Stadtmitte bis heute nicht initiiert hat. Dort sollte nach Ansicht von Gothe in einem größeren Zusammenhang diskutiert werden, wie die Leipziger Straße, die Friedrichstraße, Unter den Linden und die Karl-Liebknecht-Straße künftig gestaltet sein sollen. 

Diese Partizipation sei auch Teil der bereits 2016 beschlossenen Bürgerleitlinien für die historische Mitte gewesen. „Mir ist es unbegreiflich, mit welcher Ignoranz die Senatsverkehrsverwaltung die Bürgerleitlinien, die die Partizipation der Stadtgesellschaft an wichtigen Orten vorsieht, missachtet“, konstatierte Gothe.

Über den Umbau des breiten Straßenzugs entlang von Mühlendamm und Leipziger Straße wird seit Jahren diskutiert. Erst in der vergangenen Woche hatte eine Fachjury in diesem Zusammenhang einen Siegerentwurf für den Ersatzneubau der ebenfalls maroden Mühlendammbrücke gekürt.

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