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Tesla plant, dass 12.000 Mitarbeiter in der ersten Ausbauphase der Fabrik 500.000 Autos im Jahr herstellen. 

© dpa

Update

Erweiterung des Tesla-Gigawerks: US-Fabrik für E-Autos will weitere 70 Hektar Wald in Brandenburg roden

Die Fabrik ist erst seit März in Betrieb. Früher als erwartet, treibt Tesla nun die Erweiterung voran – mit voller Rückendeckung der Brandenburger Landesregierung.

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Elon Musk gibt Vollgas in Grünheide, früher als erwartet: Tesla will nur wenige Monate nach der Eröffnung seine Gigafactory bei Berlin erweitern, um die Kapazität noch schneller hochzufahren. Im Werk werden in den nächsten Tagen weitere 70 Hektar Kiefernwald gerodet, um die nächste Ausbaustufe auf dem bestehenden 300-Hektar-Gelände vorzubereiten. Das bestätigte der US-Elektroautobauer am Freitag dem Tagesspiegel.

Der Beginn der Rodungen solle noch am Freitag sein. Ein Antrag zur Erweiterung der Produktion sei in Vorbereitung, hieß es. Dafür wird eine erneute Bürgerbeteiligung, eine Auslegung der Pläne erforderlich sein. Zuerst hatte die „Märkische Oderzeitung“ darüber berichtet. Tesla hatte „Giga Berlin“, wie Musk und Tesla die im November 2019 angekündigte Fabrik immer nennen, im März 2022 eröffnet.

Nach den letzten, einige Wochen alten offiziellen Verlautbarungen von Musk laufen dort mittlerweile 2000 Autos pro Woche vom Band, was einem Fünftel der für die erste Ausbaustufe genehmigten Kapazität von 500.000 Autos jährlich entspricht. Letzten Monat war das hier hergestellte E-Auto des Model Y laut Reuters in Europa das meist verkaufte Auto.

Tesla bestätigte, dass im Werk inzwischen mehr als 7000 Mitarbeiter beschäftigt sind. Damit ist der US-Elektroautobauer das größte Industrieunternehmen der Hauptstadtregion. 12 000 Jobs sind bisher geplant.

Tesla hat 300 Hektar Mischwald in Brandenburg gepflanzt

„Wir bereiten aktuell die nächste Ausbaustufe der Fabrik vor und werden dafür weitere 70 Hektar Kiefernforst auf unserem Werksgelände roden“, gab das Unternehmen bekannt. „Die Rodung erfolgt, weil der Platz für eine Zentralisierung der Baustelleninfrastruktur, sowie für die Freimachung des Baufeldes der geplanten Ausbaustufe benötigt wird.“

Hintergrund ist auch, dass Tesla Autowerk und Baustelle trennen will, um Risiken zu minimieren. Eine neue Fäll-Genehmigung ist demnach nicht notwendig, hieß es. Alle dafür nötigen forst- und artenschutzrechtlichen Maßnahmen seien „bereits umgesetzt oder befinden sich planmäßig in der Umsetzung.“

Demnach sind laut Tesla – als Ersatz für die bisherigen Fällungen zum Bau des Werkes – anderswo im Land als Ausgleich 300 Hektar hochwertiger Mischwald gepflanzt und ca. 100 Hektar Waldumbau umgesetzt worden. Welche neuen Produktionshallen Tesla auf dem Nord-Areal des Werkes zwischen Presswerk und der Bahnlinie Berlin-Frankfurt (Oder), wo nun gerodet wird, genau plant, ist bislang nicht bekannt.

Die Brandenburger Landesregierung steht hinter Tesla

Für den Ausbau samt der neuen Rodungen hat Tesla die volle Rückendeckung der Brandenburger Landesregierung. „Mit der Ankündigung der nächsten Ausbaustufe der Autofabrik bekennt sich Tesla klar zum Standort Brandenburg“, erklärte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD).

„Ich freue mich, dass es bei Tesla nun weitergeht“, sagte Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD). „Dies ist ein gutes Zeichen: Tesla setzt auf Brandenburg. Brandenburg entwickelt sich mehr und mehr zu einem gewichtigen Standort der modernen Automobilindustrie in Deutschland.“ Tesla habe als „mittlerweile größter industrieller Arbeitgeber und Ausbilder Brandenburgs“ daran einen entscheidenden Anteil.

Tesla setze mit innovativen Produktionsmethoden Maßstäbe in puncto moderner Fertigung und realisiere sein Vorhaben weiter mit hoher Geschwindigkeit. Woidke und Steinbach hatten zuletzt im Rahmen einer USA-Reise Gespräche mit Tesla geführt, da es Ängste vor einem etwaigen Stopp des Baus der Batteriezellenfabrik auf dem Areal gab. Die wurden aber von Tesla entkräftet.

Das Werk soll nicht nur nach Norden auf dem bestehenden Areal wachsen. Im Osten will Tesla vom Land Brandenburg weitere 100 Hektar kaufen, um dort unter anderem einen Güterbahnhof zu bauen. Die dafür nötigen Verfahren laufen.

Naturschützer kritisieren Ausbaupläne

Das Hochfahren der Fabrik in den letzten Monaten war auch von Problemen begleitet, was Kritik und Misstrauen bei Gegnern und Kritikern verstärkte. Wegen einer Havarie mit ausgelaufenem Lack und einem Großbrand war die teilweise im Trinkwasserschutzgebiet gelegene Tesla-Fabrik in Negativschlagzeilen geraten.

Umweltverbände und Bürgerinitiativen warfen Tesla einen laxen Umgang mit den bestehenden Genehmigungen und den Behörden mangelnde Kontrollen vor. Am Freitag kritisierten der Verein für Natur und Landschaft Brandenburg und die Bürgerinitiative Grünheide den Ausbau der Fabrik und die neuen Rodungen. „Tesla beherrscht die jetzige Produktion nicht“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. „Es treten immer wieder Störungen im Betriebsablauf auf, die eine Gefahr für Mensch und Umwelt darstellen.“ Sie verwiesen auf mehrere Brände.

In letzter Zeit informiert das US-Unternehmen – wegen seiner restriktiv-dosierten Öffentlichkeitsarbeit in der Kritik – erkennbar offensiver über das Werk und seine Ausbaupläne: zuletzt mit einer Informationsveranstaltung in Hangelsberg, mit einer Werkführung für Kritiker und Information durch eine Tesla-Mitarbeiterin über den letzten Brand in der Gemeindevertretung in Grünheide.

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