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Ex-Manager des 1. FC Union: BSW wählt Oliver Ruhnert in Berlin zum Spitzenkandidaten
Der Berliner BSW-Landesverband hat Oliver Ruhnert mit 87,6 Prozent auf Listenplatz 1 gewählt. Bestimmendes Thema der Kandidaten sind der Krieg in der Ukraine und Waffenlieferungen.
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Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) zieht in Berlin mit Oliver Ruhnert als Spitzenkandidat in die Bundestagswahl im Februar 2025. Der ehemalige Manager des 1. FC Union, der aktuell in der Scoutingabteilung des Vereins arbeitet, wurde auf einem Parteitag des BSW am Sonntag ohne Gegenkandidat mit 87,6 Prozent der Stimmen auf Listenplatz 1 gewählt.
Auf den weiteren Listenplätzen folgen die Bundestagsabgeordnete und Wagenknecht-Vertraute Sevim Dağdelen, der Fraktionsvorsitzende der BSW-Fraktion in Lichtenberg, Norman Wolf, sowie Josephine Thyrêt, Co-Landesvorsitzende der Partei und Betriebsratsvorsitzende der landeseigenen Krankenhausgesellschaft Vivantes. Alle erhielten jeweils über 85 Prozent der Stimmen.
Das BSW wird am Sonntag auch die Listenplätze fünf bis elf besetzen, die aber nur eine geringe Chance auf einen Einzug in den Bundestag haben. Das BSW liegt in den Umfragen bundesweit aktuell zwischen vier und acht Prozent. „Das Ergebnis bei der Europawahl bleibt für mich der Maßstab“, sagte Alexander King, Co-Landesvorsitzender des BSW, dem Tagesspiegel kürzlich. Bei der Wahl im Juni holte das BSW aus dem Stand 8,7 Prozent der Stimmen. In Berlin kommt die Partei einer Umfrage von Infratest dimap zufolge aktuell auf sieben Prozent.
Bestimmende Themen der BSW-Kandidaten für die vorderen Plätze waren der Krieg in der Ukraine sowie die Waffenlieferungen Deutschlands. „Wir gießen kein Öl mehr ins Feuer, sondern verursachen einen Flächenbrand“, sagte Ruhnert in seiner Bewerbungsrede in Hinblick auf die militärische Unterstützung der Ukraine. Die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern würde Deutschland „tiefer in den Krieg hineinziehen“. Als einziger Redner auf dem Parteitag verurteilte Ruhnert auch den Einmarsch Russlands in die Ukraine.
Der 53-Jährige, der Union als Manager in die Bundesliga und die Champions League führte, trat im Mai 2024 dem BSW bei. Zuvor war er in der Linkspartei aktiv, er sitzt bis heute im Stadtrat von Iserlohn im Sauerland (NRW). Laut Ruhnert habe ihn Wagenknecht persönlich gefragt, ob er für das BSW in Berlin als Spitzenkandidat antreten wolle. Im Bundestag wolle er sich unter anderem für eine „geregelte Migrationspolitik“ und Chancengleichheit von Kindern und Jugendlichen einsetzen.
Sevim Dağdelen, die seit 2005 im Bundestag sitzt und bisher stets über die Landesliste der Linkspartei in Nordrhein-Westfalen eingezogen ist, sprach in ihrer Rede hinsichtlich der Erlaubnis der US-Regierung, deren Waffenexporte auch für Gegenangriffe auf russischem Gebiet verwenden zu können, von einer „beispiellosen Eskalation“. CDU, SPD, Grüne und FDP bezeichnete sie als „kriegsbesoffen“ und „Lemminge“. Dağdelen hatte wiederholt behauptet, die USA und die Nato seien hauptverantwortlich für den Einmarsch Russlands in die Ukraine.
Das BSW steht in Brandenburg und Thüringen kurz vor dem Eintritt in die jeweilige Landesregierung. Robert Crumbach, BSW-Chef in Brandenburg und designierter Finanz- und Europaminister, lobte in seiner Gastrede, dass im Koalitionsvertrag mit der SPD erstmals die Stationierung von US-Waffen auf deutschem Boden kritisiert werde.
Neben dem BSW hat in Berlin bisher einzig die AfD ihre Landesliste für die Bundestagswahl aufgestellt. Der Landesverband zieht erneut mit Beatrix von Storch als Spitzenkandidatin in den Wahlkampf. Grüne und FDP wollen ihre Landesliste am kommenden Wochenende wählen. Die CDU bereits davor, am 12. Dezember. Die SPD bestimmt am 18. Dezember ihre Landesliste für Berlin, die Linke am 20. Dezember. Die Bundestagswahl wird aller Voraussicht nach am 23. Februar stattfinden.
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