
© Cay Dobberke
Mendelsohn-Bau am Kurfürstendamm in Berlin: Fitness und Biokost im Rauchtheater
Das frühere Kabarett der Komiker am Lehniner Platz in Berlins City-West hat zeitgemäße Nachnutzer gefunden. Eine Glosse.

Stand:
Der Tagesspiegel sah einen Präzedenzfall und sich selbst bestätigt, denn zum ersten Mal sei „das Prinzip des von dieser Zeitung wiederholt geforderten ,Denkmalschutzes für die moderne Architektur’ berücksichtigt“ worden. „KadeKo wird nach Abriß originalgetreu neu aufgebaut“, hieß es am 25. August 1962 (hier der Archiv-Text).
KadeKo? Damit können heute nicht mehr viele etwas anfangen, damals durften unsere Kolleg:innen voraussetzen, dass allgemein bekannt war, was sich hinter dem Kürzel verbarg, das sie da in der Überschrift verwendeten. Das „Kabarett der Komiker“ war ein Teil des Woga-Komplexes, den Erich Mendelsohn in den Zwanzigerjahren am Lehniner Platz erbaut hatte, Kino, Wohnanlage, Tennisplätze, Ladenzeile und „Berlins erstes Rauchtheater“, das KadeKo, literarisch verarbeitet von Gabriele Tergit bis Ursula Krechel.
Nach Abriss der KadeKo-Kriegsruine und dem Wiederaufbau zogen allerlei Nutzer ein, zuletzt eine Spielhalle und jetzt ein Biomarkt, durchaus zeitgemäß (mehr hier in unserem Charlottenburg-Wilmersdorf-Newsletter).
Gut, dass dabei ein Schandfleck beseitigt wird, ein marktschreierischer Anbau, der so gar nicht zu Mendelsohns elegant-sachlicher Architektur passte. Im ersten Stock verbleibt ein Fitness-Studio. Nichts gegen Fitness, aber über dessen schaurige Reklame oben am Bau darf ruhig auch noch mal nachgedacht werden.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: