
© Boris Buchholz/TSP
FU Berlin gibt Widerstand auf: Geflüchtetenunterkunft auf dem Campus kommt
Geflüchtete sollen in Dahlem unterkommen. Die Uni hatte eigentlich andere Pläne für ihr Grundstück. Nun macht sie den Weg frei.
Stand:
Bei der Unterbringung von Geflüchteten wird in Berlin um jeden Standort einzeln gerungen. Nun sollen auf dem Campus der Freien Universität in Dahlem schon ab dem nächsten Jahr etwa 260 Menschen unterkommen. Die Hochschule hat ihren Widerstand gegen die Pläne aufgegeben.
„Die Freie Universität Berlin wird der temporären Unterbringung geflüchteter Menschen auf dem Gelände Thielallee 63 mit Respekt und Engagement begegnen“, heißt es in einer Mitteilung, die die Unileitung jetzt an alle Hochschulmitglieder versandte.
Die aktuell als Parkplatz genutzte Fläche neben dem Hahn-Meitner-Bau ist einer der Standorte, die der Senat im März für neue Unterkünfte ausgewählt hatte.
Mit der Unterbringung Geflüchteter hat die Uni bereits Erfahrung. Bereits im Winter 2014/2015 kamen auf dem Campus Menschen unter. Nach eigenen Angaben hatte die Hochschule dem Senat deshalb das Grundstück in der Thielallee bereits im Jahr 2022 als Standort angeboten, allerdings nur für eine vorübergehende Nutzung im Jahr 2023. Denn eigentlich verfolgt die FU eigene Baupläne auf dem Gelände.
Ab diesem Jahr sollte dort ein Multifunktionsgebäude für Forschung und Lehre entstehen, um Mitarbeiter während der Sanierungsarbeiten in anderen Gebäuden unterzubringen. „Dafür müssen nun Alternativen gefunden werden“, heißt es in dem Schreiben von letzter Woche. Noch im Frühjahr argumentierte die Uni, die Fläche sei „für die Entwicklung des Hochschulstandorts unabkömmlich und für eine Bebauung fest eingeplant.“
Für die Baupläne sei aktuell gar kein Geld im Landeshaushalt vorgesehen, stellt Berlins Flüchtlingskoordinator Albrecht Broemme fest. Insofern komme die Fläche als Standort in Frage. „Sobald die FU bauen will, sind die Container weg“, verspricht er. Sofern die Uni nicht plötzlich Drittmittel in Millionenhöhe erhalte, rechne er nicht damit, dass sich der Neubau kurzfristig ergebe.
Nur wenige Hundert Meter weiter stehen Gebäude leer
Für Irritationen hatte die Standortwahl des Senats auch gesorgt, weil sich in der Thielallee nur wenige Hundert Meter entfernt mehrere Gebäude der Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten (Bima) befinden, die seit Monaten leer stehen.
Sowohl die FU als auch die lokale Bürgeriniative „Willkommensbündnis Steglitz-Zehlendorf“ hatten das sogenannte Dahlemer Dreieck mehrfach als Alternative vorgeschlagen. Laut Bima sind die Gebäude aber in so schlechtem Zustand, dass sie für „Beherbergungszwecke nicht oder nur stark eingeschränkt nutzbar“ wären. Ohnehin müssten sie vor einer Neuvermietung zunächst umfangreich barrierefrei, energetisch und brandschutztechnisch saniert werden.
Die Bauarbeiten für die Containersiedlung sollen auf dem Unigelände noch im Herbst beginnen. Im 3. Quartal 2025 werden die Bewohner voraussichtlich in die Modulbauten einziehen. Die FU will sich laut Hochschulleitung auch mit örtlichen Vereinen, Kirchen und Organisationen beraten, um den Aufenthalt der Menschen auf dem Campus „bestmöglich zu begleiten.“
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: