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Senatorin Cansel Kiziltepe.

© Carsten Koall/dpa

Gegen Musk nicht mit der Nazikeule: Kiziltepe tut sich und der Sache keinen Gefallen

Berlins SPD-Senatorin Cansel Kiziltepe bezeichnet Tesla als „Nazi-Auto“ – und beleidigt damit Tesla-Beschäftigte und -Kunden. Kein so kluger Schachzug.

Stephan-Andreas Casdorff
Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Stand:

Die Berliner Arbeitssenatorin – wer ist das? Cansel Kiziltepe heißt sie. Nach ihrer Nazi-Attacke auf Tesla und dessen Chef Elon Musk werden das in der Hauptstadt, aber auch darüber hinaus jetzt ganz schön viele Leute wissen. Mehr als zuvor. War es das wert?

Zur Erinnerung: Die Sozialdemokratin hatte auf dem Portal X – ausgerechnet dem von Musk – zur Absatzflaute von Tesla geschrieben „Wer will auch ein Nazi-Auto fahren?“ Darauf hagelte es Kritik, nicht zuletzt aus Brandenburg.

Logisch, steht da doch die Tesla-Fabrik. Aber deshalb wird es trotzdem nicht falsch, was die Genossen Wirtschaftsminister und Ministerpräsident in Brandenburg, Daniel Keller und Dietmar Woidke, meinen. Nämlich: So geht’s nicht. Nicht mit der Nazikeule.

Richtig ist: Musk ist ein Rechtsausleger, der schon mal mit Pseudo-Hitlergruß und AfD-Elogen auffällt. Äußerst unangenehm. Aber deshalb gleich ein Nazi-Vergleich, der auch alle Teslafahrer trifft? Am Standort in Grünheide arbeiten 11.000 Menschen aus 150 Ländern. Die bauen Autos, keine Ideologie. Und an die Adresse der Arbeitssenatorin: Viele Beschäftigte wohnen in Berlin. Das Land profitiert davon.

Wenn Kiziltepe nur das gesagt hätte, was sie jetzt auf X nachschob, also dass Tesla eine Absatzflaute erlebt, weil die Kunden dem Unternehmen rechtsextreme Positionen von Musk übel nehmen, hätte das gereicht. Wer rechtsextreme Ideologie propagiert, ist außen vor.

Kiziltepe bietet Angriffsflächen

Ja, klar, Politik darf auch schon mal zuspitzen, bloß nicht so. Kiziltepe bietet Angriffsflächen, und sie ist nicht irgendwer, ist Senatorin – Landesministerin –, vielleicht SPD-Spitzenkandidatin für die nächste Berlinwahl.

Es wäre ein Missverständnis, in ihren Worten eine linke Position zu sehen. Damit lässt sich nichts gewinnen. Mehr noch: Kiziltepe darf keine Zweifel an ihrer grundsätzlichen Eignung aufkommen lassen, die Dinge in einem passenden Rahmen zu beurteilen. Bei allen Ambitionen muss sie jetzt erst recht aufpassen: Worte haben Macht.

Vor dem Hintergrund hat Berlins CDU-Fraktionschef Dirk Stettner einen wichtigen Punkt gemacht – indem er Kiziltepe vorwirft, den Naziterror und damit den Holocaust „gefährlich zu relativieren“. Gefährlich in jeder Hinsicht, für sie, für die Gesellschaft. Von dieser Art Relativierung, gedankenlos, hat die schon genug.

Und die Moral von der Geschicht’? Schwing die Nazikeule nicht. Am Ende trifft sie dich selbst.

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