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Die Berliner Polizei hat den Tatort abgesperrt.

© Cay Dobberke

Update

Geldtransporter in Berlin überfallen: Bewaffnetes Räubertrio setzt Fluchtwagen in Brand

Unbekannte überfallen in der Charlottenburger Kantstraße einen Geldtransport und schießen auf das Fenster des Wagens. Sie flüchten mit der Beute. Kurz danach brennt es in einer Tiefgarage.

Eine Tat nach dem Muster krimineller Clans: Am Tag nach dem Überfall auf eine Bank und einen Geldtransporter in der Kantstraße in Berlin-Charlottenburg sucht die Polizei weiter nach den drei bewaffneten Tätern. Die Männer seien weiterhin auf der Flucht, sagte eine Sprecherin am Donnerstagmorgen.

Am Tag nach der Tat werden weitere Details zum Tatablauf bekannt. Laut Polizei befanden sich gegen 10.50 Uhr zwei 35 und 51 Jahre alte Geldboten in der Filiale der ApoBank in der Kantstraße 129a, als zwei Männer sie unter Vorhalt von Schusswaffen aufforderten, die Geldkassetten herauszugeben. Die Bankangestellten lösten sofort einen Alarm aus.

Mit der Beute flüchteten die Unbekannten in Richtung eines Fluchtwagens, der draußen vor dem Geldtransporter stand. In dem Mercedes saß nach Polizeiangaben ein Komplize.

Polizei prüft Anfangsverdacht des Mordes

Als der Fahrer des Geldtransporters versucht habe, die Räuber an der Flucht zu hindern, habe einer der Tatverdächtigen mindestens einen Schuss auf die Scheibe des Geldtransporters abgegeben, hieß es. Er feuerte einmal in Kopfhöhe auf die Scheibe der Beifahrerseite. Das Projektil durchschlug die gepanzerte Scheibe aber nicht, der 62-jährige Fahrer blieb unverletzt.

Die Polizei ermittelt wegen schweren Raubes, prüft aber auch den Anfangsverdacht des versuchten Mordes.

Die Polizei geht von drei bewaffneten Tätern aus. Sie sollen mehrere Geldkassetten erbeutet haben. Wie viel Geld sie geraubt haben, blieb zunächst unklar.

Die Männer waren mit ihrem Auto, einem schwarzen Mercedes S-Klasse, vor der Bank vorgefahren und hatten den Transporter abgepasst, als gerade Geld ausgeladen wurde.

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Zunächst flüchteten die Täter mit ihrem Mercedes und rasten in Richtung Zoologischer Garten. „Sie wechselten das Tatfahrzeug und sind mit einem silbernen Dreier-BMW weitergefahren“, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch.

Fluchtwagen in Wilmersdorfer Tiefgarage ausgebrannt

Nach Tagesspiegel-Informationen aus Sicherheitskreisen steht ein Brand in einer Tiefgarage in der Durlacher Straße in Wilmersdorf mit dem Überfall im Zusammenhang.

Gegen 11 Uhr, also mindestens zehn Minuten nach dem Banküberfall, war die Feuerwehr alarmiert worden. In der Tiefgarage brannte ein Pkw – es war der schwarze Mercedes des Räubertrios. Die Feuerwehr rückte mit 90 Einsatzkräften an. Sie führten mehrere Bewohner sicherheitshalber ins Freie. Verletzt wurde niemand.

Laut Polizei brannte der Mercedes vollständig aus, ehe die Feuerwehr ihn löschen konnte. Mehrere in der Garage geparkte Fahrzeuge seien durch die Hitzeentwicklung ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden.

In der Vergangenheit waren nach Raub- und Diebeszügen insbesondere von kriminellen Clan-Männern mehrfach Tat- und Fluchtfahrzeuge in Brand gesetzt worden, um Spuren zu verwischen.

Der überfallene Geldtransporter in der Kantstraße.

© Cay Dobberke

Bei dem Raubüberfall in der Kantstraße wurde niemand verletzt, eine Angestellte der Bank stand aber unter Schock und musste behandelt werden. Die Polizei suchte das gesamte Umfeld ab und befragte Zeugen. 50 Polizisten waren im Einsatz. Kriminaltechniker untersuchten den Tatort. Mit einer Drohne filmte die Polizei den Bereich.

Die Berliner Polizei hat ein Hinweisportal eingerichtet. Zeugen, die Fotos, Videos und sachdienliche Hinweise zu dem Überfall haben, können sie über das Hinweisportal „Überfall Kantstraße“ an die Polizei übermitteln, teilte die Behörde auf der Plattform X mit.

„Man merkt, dass auch im Bereich der Organisierten Kriminalität Weihnachten bevorsteht und Schwerstkriminelle mal wieder Geld brauchen“, sagte Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei. „Wer mitten am Vormittag bewaffnet einen Geldtransporter an der belebten Kantstraße überfällt und dabei noch gezielt auf den Fahrer schießt, ist vollkommen abgebrüht und bereit, Menschen zu töten.“ Der Ablauf zeige, dass die Täter „nicht das erste Mal Straftaten begehen“.

In den vergangenen Jahren gab es eine Reihe spektakulärer Überfälle auf Geldtransporter, etwa im Januar 2021 am Ku’damm. Dort erbeuteten als Müllmänner verkleidete Männer aus dem Clan-Milieu, darunter aus der deutsch-arabischen Großfamilie Remmo, knapp 650.000 Euro. Das Muster ist häufig ähnlich. Ermittler vermuten überwiegend kriminelle Mitglieder von Clans hinter den Taten. Im Dezember 2021 überfielen Maskierte mit Reizgas bewaffnet eine Bank in der Friedrichstraße. Im Mai 2021 wurde bei einem Banküberfall ein Geldbote im Vorraum einer Filiale in Neukölln angegriffen.

Im Februar 2022 überfielen mindestens zwei Männer vor einer Kaufland-Filiale in Neukölln einen Geldtransporter. Die Täter bedrohten den Wachmann mit einer Pistole, sprühten ihm Reizgas ins Gesicht, schnappten sich den Geldkoffer und flüchteten auf Elektrorollern. Mitte Januar 2022 wurde kurz hinter der Berliner Grenze, in Großziethen, ein Geldtransporter vor einer Rewe-Filiale überfallen. Im Juni 2022 fielen vor einer Postbankfiliale in der Uhlandstraße in Wilmersdorf Schüsse, vier Personen sind bei dem Überfall auf einen Geldboten verletzt worden.

Die Kantstraße war vor der Bank in Richtung Osten zwischen der Weimarer Straße und der Leibnizstraße gesperrt. Allerdings wurden Fahrzeuge bereits an der Kreuzung zur Kaiser-Friedrich-Straße nach links und rechts abgeleitet. Die Polizei war mit zahlreichen Einsatzkräften und Fahrzeugen am Tatort. Auf X riet die Behörde dazu, den Bereich weiträumig zu umfahren. Ermittler markierten vor der Bank Spuren. (mit dpa)

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