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Die Bahn erneuert ihre Schienen zwischen Hamm und Hannover - für Reisende bringt das erstmal Umleitungen und Zugausfälle mit sich. (Archivbild)

© Lukas Schulze/dpa

„Das wird hart“: Bahn sperrt ICE-Strecke Berlin-Hamburg und setzt 173 Busse ein

Für die Bahnkunden wird die Bauphase ab August heftig – die Fahrzeit verlängert sich um mindestens 45 Minuten. Gebaut wird ein Dreivierteljahr. Auch der Regionalverkehr ist schwer betroffen. Am Freitag nannte die Bahn erste Details.

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Die Dimensionen sind gewaltig. Im August 2025 startet die Bahn mit der „Generalsanierung“ der ICE-Strecke Berlin-Hamburg. Die 280 Kilometer zwischen den beiden größten deutschen Städten werden komplett gesperrt, und zwar für neun Monate. Wer nach Hamburg will, kennt es von der viermonatigen Sperrung im Jahr 2024: Die ICE werden über Stendal und Uelzen umgeleitet, die Fahrzeit verlängert sich um mindestens 45 Minuten. Die Strecke zwischen Hamburg und Berlin ist mit 230 Zügen und bis zu 30.000 Fahrgästen pro Tag eine der wichtigsten Direktverbindungen.

Völlig neu ist die Situation im Regionalverkehr, also für die Menschen an den über zwei Dutzend Unterwegsbahnhöfen. Wer zum Beispiel in Wittenberge wohnt und bislang mit dem ICE in einer guten Stunde in Berlin oder Hamburg war, braucht ab 1. August mindestens zwei Stunden. „Das wird hart“, sagte der regionale Bahnchef Alexander Kaczmarek am Freitag vor Journalisten. Als Ersatz fahren 173 extra angemietete moderne Busse, die auf 26 Linien verkehren.

WLAN in den Bussen des Ersatzverkehrs

Für die Ausstattung der Busse hat die Bahn in ihrer Ausstattung höhere Standards angelegt. Die Fahrzeuge sind demnach barrierefrei, verfügen über große Info-Monitore sowie Steckdosen an den Plätzen. Außerdem gebe es in allen Fahrzeugen ein WLAN-Netz, sagte Fahrplanmanager Silvio Künkel.

Das wird hart.

Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigter der DB für Berlin-Brandenburg

Bei der Bahn wird derzeit überlegt, ob der Abschnitt Berlin-Nauen etwas früher fertig werden könnte, und zwar im Februar statt Ende April. Denn der Protest aus den Rathäusern entlang der Strecke war heftig. Zusagen wollte die Bahn am Freitag nicht machen. „Wir prüfen das.“

Der Schienenersatzverkehr (SEV) wird täglich zweimal die Erde umrunden, 86.000 Kilometer zurücklegen. Das hat die Bahn ausgerechnet. Die ersten Details des Bus-Konzeptes aus 26 Linien stehen fest, genaue Fahrzeiten konnte die Bahn noch nicht nennen. Der Ersatzverkehr wird der größte, den es bislang in Deutschland gegeben hat.

Vorbild der Komplettsperrung, die zum Generalsanierungsprogramm der Bahn gehört, war die 2024 pünktlich beendete Sanierung der Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt. Diese ist jedoch mit etwa 70 Kilometern beträchtlich kürzer. Und: Der Abschnitt Spandau-Nauen gehört zu den bundesweit am stärksten frequentierten – die Regionalzüge sind brechend voll.

180
Kilometer Gleise und 200 Weichen werden erneuert

Das Konzept sieht vor, dass die SEV-Busse Wustermark oder Dallgow-Döberitz an der Strecke nach Hannover ansteuern. Hier müssen Pendler aus der Region dann in einen Regionalzug umsteigen. Direkt nach Spandau können die Busse nicht, da sie sonst nur im Stau stünden.

In den neun Monaten zwischen 1. August und 30. April erneuert die DB 180 Kilometer Gleise und 200 Weichen. Sechs zusätzliche sogenannte Weichenverbindungen sollen den Betrieb flexibler machen. Bislang fahren ICE oft hinter verspäteten Regionalbahnen oder Güterzügen hinterher. Künftig können die an den Überleitstellen überholt werden.

Bauarbeiten auch an 28 Bahnhöfen

In Wittenberge entstehen zusätzliche Gleisverbindungen. Bauarbeiten finden an insgesamt 28 Bahnhöfen entlang der Strecke statt. Bahnchef Kaczmarek sagte, dass mit der Generalsanierung eine deutlich höhere Zuverlässigkeit erreicht werden soll. 2,2 Milliarden Euro werden investiert, auch diese Summe ist Rekord.

Zudem wird modernste Sicherungstechnik eingebaut, und zwar das europäische Zugbeeinflussungssystem ETCS – allerdings nur zwischen Berlin-Nauen und Hamburg-Büchen. Dieses ermöglicht dichtere Zugfolgen. Für den langen Abschnitt dazwischen fehlt für die europaweit einheitliche Zukunftstechnik jedoch das Geld. ETCS soll Anfang des nächsten Jahrzehnts nachgerüstet werden. Spätestens dann steht die nächste Sperrung an.

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