zum Hauptinhalt
Der nördliche Vorplatz in einer Simulation.

© Planorama Landschaftsarchitektur / Promo

Hier halten deutschlandweit die meisten Züge : Berliner Bahnhof Ostkreuz bekommt endlich Vorplätze – vier Jahre nach Fertigstellung

Im Dezember 2018 wurde der Bahnhof Ostkreuz fertig, nach zwölf Jahren Bauzeit. Die vier Vorplätze sind immer noch Brachen. Nun sind erste Fortschritte zu sehen.

Zwölf Jahre lang, von 2006 bis 2018, baute die Bahn das Ostkreuz komplett neu. Im Dezember 2018 kam zur Feier des Tages sogar Bahnchef Richard Lutz mit einem Sonderzug vorbei. Die Anreiseart war sinnvoll - denn so sah Lutz nicht, dass der Bahnhof rundherum eine Sandwüste ist. Für die vier Vorplätze war das Land Berlin zuständig, und das ging - wie berichtet - gründlich schief.

Erst in diesem Jahr hat die senatseigene Grün Berlin damit begonnen, die Plätze zu gestalten, zunächst die beiden auf der südlichen Seite. Nun geht es auch sichtbar voran. Der südöstliche Vorplatz ist mit Kleinpflaster aufgehübscht worden, unter dem Ringbahnsteig wurden im Straßenniveau ein Doppelstockfahrradständer mit Platz für 100 Räder und zwölf so genannte Kreuzberger Bügel für je zwei Räder aufgestellt. Dies teilte Grün Berlin mit.

Bislang waren die Fahrräder meist wild angekettet an die vielen Zäune und sonstige Gelegenheiten. Seit etwa zehn Jahren wird über ein Fahrradparkhaus am Ostkreuz diskutiert, passiert ist bislang nichts. Die Zahl der „offiziellen“ Stellplätze erhöht sich durch die Maßnahmen lediglich von bislang 90 auf 290. Das wird nicht ausreichen für eine Station mit dieser Frequenz.

Das Ostkreuz ist von den Fahrgastzahlen her die drittwichtigste Station in Berlin. Täglich halten hier mehr als 1500 Züge, damit ist das Ostkreuz von der Zug-Frequenz her sogar Deutschlands Bahnhof Nummer 1. Täglich steigen hier 250.000 Menschen ein, aus oder um, davon 235.000 mit der S-Bahn. Da ab dem Fahrplanwechsel im Dezember auch alle Züge der Regionalexpresslinie RE1 hier halten, wird die Zahl der Regionalbahn-Fahrgäste kräftig steigen. Der RE1 wird künftig alle 20 Minuten in der Hauptverkehrszeit zwischen Frankfurt und Magdeburg fahren.

Das Uraltpflaster kommt bald weg.
Das Uraltpflaster kommt bald weg.

© Jörn Hasselmann

Im Sommer 2015 hatte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung den Gewinner des Wettbewerbs zur Gestaltung der Vorplätze bekannt gegeben. Es sei ein „gestalterisch attraktiver, in das Stadtbild integrierbarer Entwurf“ entstanden. Die Präsentation kam schon zeitlich knapp, denn eigentlich wollte die Bahn die Station 2016 fertig haben.

Doch Berlin schlug die Bahn bei der Verspätung um Längen. Es stellte sich heraus, dass die Entwässerung der Vorplätze entweder ganz vergessen wurde oder zu klein dimensioniert war. Deswegen passierte erst einmal nichts. Nun ist die Fertigstellung der beiden südlichen Vorplätze im Jahr 2023 geplant, die beiden nördlichen folgen bis 2024. Zusammen kostet das zwölf Millionen Euro, das Geld stammt aus dem Berliner Haushalt und dem der Bahn.

Zäune und Sandwüste -so sah es bis vor kurzem aus.
Zäune und Sandwüste -so sah es bis vor kurzem aus.

© Jörn Hasselmann

Das größte Problem am Ostkreuz bleibt die Straßenbahn. Sie hat derzeit eine Verspätung von zehn Jahren, die Planung begann vor 30 Jahren. 2013 war als Zeitpunkt für die erste Fahrt das Jahr 2016 genannt worden, 2017 dann 2020. Im Jahr 2020 wurde daraus 2022. Zuletzt war von der Verkehrsverwaltung das Jahr 2026 genannt worden, wieder verbunden mit dem Hinweis, dass es nun ganz sicher ein „realistischer“ Termin sei.

Bisher liegen die Schienen in der Boxhagener Straße, 400 Meter vom Ostkreuz entfernt. Für Umsteiger ist das unattraktiv. Schon das Straßenbahnkonzept für Berlin aus dem Jahr 1993 wollte die Tram durch die Sonntagstraße direkt zum Ostkreuz führen, dann direkt an den Bahnsteigen vorbei und weiter zur Marktstraße. 2013 hatte sich der Senat dann offiziell für diese Strecke entschieden, nach mehrjährigen Diskussionen mit Anwohnern.

Der Sprecher des Fahrgastverbands Igeb, Jens Wieseke, hatte die Planungshistorie kürzlich gegenüber dem „Neuen Deutschland“ so kommentiert: „Das kann man doch nur noch als Sabotage auffassen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false