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Ein Obdachloser liegt am frühen Morgen auf einer Bank im Tiergarten.

© dpa/Paul Zinken

Update

Drogenprobleme rund um den Görlitzer Park: Ganzjährige Notunterkunft „Ohlauer 365“ eröffnet

In Berlin ist eine neue Notunterkunft für männliche Obdachlose mit Suchterkrankungen eröffnet worden. Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann nutzt den Anlass für einen dringlichen Appell.

Stand:

Neun Monate nach dem Sicherheitsgipfel zur Verbesserung der Lage rund um den Görlitzer Park hat Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) eine Notunterkunft für drogensüchtige Menschen eröffnet.

Künftig können in der „Ohlauer 365“ jeden Abend 88 Männer ohne festen Wohnsitz unterkommen. Sie erwarten eine warme Mahlzeit und ein Frühstück, die Möglichkeit zum Duschen, frische Kleider sowie eine ärztliche Behandlung und eine Sozialberatung. Die Unterkunft ist das gesamte Jahr über geöffnet und wird betrieben durch die Johanniter.

Kiziltepe, die die Einrichtung im Beisein von Monika Herrmann (Grüne), Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg sowie Sozialstadtrat Oliver Nöll (Linke) eröffnete, bezeichnete das Projekt als „Bekenntnis zu dem Ziel, Obdachlosigkeit bis 2030 zu überwinden“.

Schlüsselübergabe. Künftig können in der „Ohlauer 365“ jeden Abend 88 Männer ohne festen Wohnsitz unterkommen.

© Johanniter/Michael Rapaic.

Sie lobte das Miteinander mit dem Bezirk sowie den Johannitern. „Nur gemeinsam können wir die Obdachlosigkeit in unserer Stadt überwinden“, sagte Kiziltepe, die sich persönlich für die Finanzierung des Projekts eingesetzt hatte.

Herrmann fordert mehr Regelangebote

Eine Garantie für deren Fortbestehen über das Jahr 2025 hinaus vermochte Kiziltepe aber nicht zu geben. Die unsichere Haushaltslage lasse das nicht zu, so Kiziltepe. In diesem und dem kommenden Jahr stehen 2,7 Millionen Euro für das Projekt zur Verfügung.

Herrmann, deren Bezirk in der Frage des Umgangs mit dem Görlitzer Park in Konflikt zum Senat steht und dessen Zaunbau-Pläne beklagen will, bezeichnete die Unterkunft als Blaupause für den Umgang mit drogensüchtigen Menschen in der Stadt. „Mit der Einrichtung, die wir heute eröffnen, zeigen wir, wie eine Lösung aussehen kann“, sagte Herrmann und forderte den Ausbau von Strukturen und Regelangebote.

Das permanente Projektitis-Arbeiten funktioniert nicht wirklich gut.

Clara Herrmann (Grüne), Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg

„Wir brauchen Orte, an denen sich solche Menschen aufhalten können“, sagte Herrmann und verwies auf die wachsenden Probleme durch offenen Drogenkonsum auch im eigenen Bezirk. „Wir brauchen gesamtstädtische Angebote und eine Strategie. Das permanente Projektitis-Arbeiten funktioniert nicht wirklich gut“, sagte Herrmann in Richtung Senat.

Die „Ohlauer 365“ befindet sich in dem einst besetzten Gebäude der früheren Gerhart-Hauptmann-Schule in unmittelbarer Nähe zum Görlitzer Park. Seit sechs Jahren existiert in dem Gebäude eine Notunterkunft der Kältehilfe, ebenfalls betrieben durch die Johanniter.

Diese wird nun um einen konsum-akzeptierenden Ansatz ergänzt. Ziel ist es, suchtbelasteten Menschen Wege aus ihren Lebensumständen aufzuzeigen und sie aktiv dabei zu unterstützen, der Drogensucht zu entkommen.

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