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Am Spreekanal von Friedrichsgracht bis Schloßbrücke: Hier soll das Flussbad entstehen.

© Doris Spiekermann-Klaas TSP/Doris Spiekermann-Klaas TSP

Hürde für Flussbad bleibt bestehen: Berliner Senat sieht Wasserqualität im Spreekanal nicht geklärt

Die Initiatoren des Flussbads an der Museumsinsel hoffen, das Projekt mit deutlich weniger Auswand realisieren zu können. Doch der Senat widerspricht.

Das schier endlose Ringen um ein Flussbad im Spreekanal an der Berliner Museumsinsel geht weiter: Der Senat sieht entscheidende Fragen zur Wasserqualität noch immer nicht geklärt und widerspricht damit den Initiatoren des Projekts. Ob das Vorhaben auch mit weniger Aufwand und geringeren Kosten umgesetzt werden kann, bleibt daher offen. Das geht aus der Antwort der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung auf eine Anfrage des Abgeordneten Felix Reifschneider (FDP) hervor.

Um die Wasserqualität im Schwimmerbereich zu gewährleisten, wollen die Initiatoren des Flussbad-Projekts die Spree mithilfe von Schilf und anderen Wasserpflanzen filtern. Doch im Mai hatten sie 2022 erklärt, ihr Vorhaben diesbezüglich mit deutlich verringertem Aufwand realisieren zu können.

Der rund um die historische Jungfernbrücke im Wasser geplante Filterbereich könne demnach deutlich kleiner ausfallen als ursprünglich angenommen, so das Ergebnis eines viereinhalbjährigen Forschungsprojekts, das die Gruppe vergangenes Jahr vorstellte.

Erst nach Vorliegen ausreichender Daten sowie dem Ergebnis zum Hochwasserabfluss ist mit prüffähigen Unterlagen zu rechnen.

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zur Wasserqualität im Spreekanal

Danach sollte auch der Bau eines Hochwasserableiters unter der Kanalsohle entfallen. Dieser würde zu einer Großbaustelle führen. Auch das vorhandene Wehr neben dem Auswärtigen Amt könne voraussichtlich weiter genutzt werden, hatte die Untersuchung ergeben.

All diese Annahmen sieht der Senat hingegen nicht bestätigt. „Nach Auskunft des Landesamts für Gesundheit und Soziales liegen keine ausreichenden Daten vor, um diese Einschätzung hinsichtlich der hygienischen Anforderungen abschließend zu bewerten“, erklärt die Stadtentwicklungsverwaltung.

Es seien weitere Untersuchungen nötig, wie sich das verunreinigte Wasser aus der Mischkanalisation, das bei Hochwasser in die Spree geleitet wird, auf die Wasserqualität auswirkt. „Erst nach Vorliegen ausreichender Daten sowie dem Ergebnis zum Hochwasserabfluss ist mit prüffähigen Unterlagen zu rechnen.“

Überlaufrückhalt würde mindestens zwei Millionen Euro kosten

Läuft bei Starkregen Berlins Kanalisation über, werden die Abwässer direkt in die Spree geleitet. Um zu verhindern, dass das Wasser im Flussbad dadurch zu dreckig wird, diskutieren die Beteiligten darüber, südlich der Schleusenbrücke einen Regenüberlaufkanal in Betrieb zu setzen.

Die Pläne dazu befinden sich laut Senat noch „in der konzeptionellen Phase“. Die Kosten für den Bau lägen jedoch bei mindestens zwei Millionen Euro, schätzt das Haus von Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD).

Auch künftig wird bei Starkregen Abwasser in den Spreekanal laufen

Doch selbst dann würde bei Starkregen Mischwasser in den Spreekanal fließen. Den Zufluss gänzlich zu unterbinden sei „ist mit vertretbarem technischem und finanziellem Aufwand nicht leistbar“, urteilt die Senatsverwaltung.

Die Wasserqualität ist nicht die einzige Hürde für das Flussbad-Projekt. Offen scheint weiterhin auch, wie es mit der Freitreppe an der Schlossfreiheit weitergeht. Das Vorhaben ist mittlerweile planerisch nicht mehr direkt mit dem Flussbad verbunden. Könnte jedoch als möglicher Einstiegspunkt ins Wasser genutzt werden.

Für Bau und Fertigstellung der Freitreppe gibt es weiter keinen Termin

Der Baustart des mit mehr als drei Millionen Euro vom Bund geförderten Projekts sollte eigentlich bereits 2022 sein. Ab 2024 hätten Passanten sich auf den Stufen an den Spreekanal setzen sollen. Doch dieser Zeitplan ist lange obsolet. Zum aktuellen Zeitpunkt könne „kein Termin zur Fertigstellung der Treppe“ genannt werden, schreibt die Senatsverwaltung.

Bislang fehlt es demnach selbst an einer Baugenehmigung sowie Erlaubnissen der Schifffahrtspolizei. Diese können auch nicht beantragt werden, da nicht einmal klar ist, wer der Bauträger des Projekts sein soll. Senat und Bezirk Mitte streiten über diese Frage seit Jahren, ohne dass eine Einigung in Sicht scheint. Für das Flussbad geht der Senat daher ohnehin erst von einer Realisierung bis zum Jahr 2034 aus.

„Das Flussbad-Projekt fasziniert, hat aber bislang nur scheinbare Fortschritte gebracht. Die Realisierbarkeit steht seit Jahren in den Sternen“, konstatiert Reifschneider. Sowohl bei den Gewässern als auch der Lebensqualität in der Stadt gebe es wichtigere Aufgaben als ein Flussbad an der Museumsinsel.

„Anstatt zig Millionen für ein Flussbad an der Museumsinsel auszugeben, muss es vor allem darum gehen, die ökologische Qualität der zahlreichen kleinen und großen Berliner Gewässer aufzuwerten und alternative Standorte zu prüfen.“ Reifschneider schlägt stattdessen ein Flussbad im Osthafen vor. Dies hätte „weit weniger Probleme mit der Wasserqualität und weniger Konflikte mit dem Denkmalschutz wie in Mitte“, schätzt er.

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