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Endometriose ist schmerzhaft und weit verbreitet.

© imago/Westend61

Jede zehnte Frau betroffen: Berliner FDP fordert Aufklärungskampagne zu Endometriose

Endometriose ist eine schmerzhafte und weit verbreitete Frauenkrankheit. Dennoch wissen viele Betroffene und Ärzte nichts darüber. Die FDP will das ändern.

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Es ist eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen, oft verbunden mit heftigen Schmerzen. Etwa jede zehnte Frau ist betroffen. Trotzdem wissen noch immer viele Frauen und ihre Ärzt:innen zu wenig über Endometriose. Die FDP-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus will das ändern und fordert vom Senat eine landesweite Kampagne zur Aufklärung über die Krankheit.

„Wir können die fast zwei Millionen Frauen in Deutschland nicht alleine leiden lassen. Jedes Mädchen in der Schule muss wissen, dass es die Krankheit gibt. Jede Gynäkologin und jeder Gynäkologe muss Fachwissen über Endometriose haben“, sagte die FDP-Abgeordnete Maren Jasper-Winter.

Auch in der Schule zum Thema machen

Dafür sollten unter anderem Informationen über Endometriose im Rahmen des Aufklärungsunterrichts an Schule weitergegeben werden, heißt es in einem Antrag der Fraktion für das Plenum des Abgeordnetenhauses am Donnerstag. Auch öffentlich solle auf das Thema aufmerksam gemacht werden.

Es dauert im Schnitt fast acht Jahre bis zur Diagnose. Betroffene leiden still und auch darunter, dass es ‚ja nur Periodenschmerzen‘ seien.

FDP-Angeordnete Maren Jasper-Winter

„Der Senat sollte zum Tag der Endometriose entschieden vorangehen und jährlich eine Plakatkampagne und Social-Media-Kampagne in der Stadt zeigen“, sagte Jasper-Winter. Zudem sollte der Tag (29. September) zusammen mit der Ärztekammer zum Anlass genommen werden, Fortbildungen für Gynäkologinnen und Gynäkologen zu organisieren.

Bei der Endometriose handelt es sich gutartige, jedoch meist schmerzhafte Wucherungen von Gewebe, das dem der Gebärmutterschleimhaut entspricht, jedoch außerhalb der Gebärmutterhöhle meist an anderen Organen wie den Eierstöcken sowie und im unteren Bauch- und Beckenraum wächst. Während der Periode schwillt es wie die gewöhnliche Gebärmutterschleimhaut an und kann dadurch zu starken Krämpfen führen.

Statistiken gehen davon aus, dass sieben bis 15 Prozent der Frauen in Deutschland unter der Krankheit leiden – nur wissen viele nichts davon. Sie halten die Schmerzen für Menstruationsbeschwerden. „Es dauert im Schnitt fast acht Jahre bis Endometriose diagnostiziert wird. Betroffene leiden still und auch darunter, dass es ‚ja nur Periodenschmerzen‘ seien“, sagte Jasper-Winter.

Liberale fordern Aktionsplan

Hinzukäme, dass Periodenschmerzen immer noch tabuisiert würden. Anderswo sei die Aufklärung über die Erkrankung bereits weiter. „Frankreich hat gezeigt, wie es geht. Dort gibt es einen nationalen Endometriose-Aktionsplan.“

Um eine landesweite Endometriose-Strategie auch in Berlin zu etablieren, fordern die Liberalen ein systematisches Fort- und Weiterbildungsangebot für Ärztinnen und Ärzte. Dieses solle gemeinsam mit der Landesärztekammer und entsprechend dem aktuellen Stand der Forschung entwickelt werden.

Auch die Forschungseinrichtungen müssten „gut ausgestattet sein, um den stiefmütterlich behandelten Bereich der Frauengesundheit noch stärker in den Fokus nehmen können“, appellierte Jasper-Winter. Dies solle in Abstimmung mit der Bundesregierung im Aufbau eines deutschen Zentrums für Endometriose-Forschung münden.

Zudem solle sich Berlin auf Bundesebene dafür einsetzen, dass ein jährlicher Vaginal-Ultraschall als zuzahlungsfreie Kassenleistung eingeführt werde. Betroffene sollten auch ohne Zuzahlung hormonelle Präparate gegen Endometriose bekommen können.

Gesundheitsverwaltung sieht sich nicht zuständig

Die Senatsgesundheitsverwaltung wies die Forderungen der FDP weitgehend zurück. „Die Aufklärung über die Erkrankung ist insbesondere Aufgabe der Ärztinnen und Ärzte“, teilte ein Sprecher mit. Auch Selbsthilfeverbände hätten sich zur Aufgabe gemacht, Betroffene und Ratsuchende zu informieren.

Bereits heute stehe Frauen ab dem Alter von 20 Jahren mit der jährlichen gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung eine regelmäßige Anbindung an die Frauenärzt:innen zur Verfügung. „In all diesen Kontakten ist selbstverständlich Raum für die Beratung und Diagnostik bei Beschwerden und Schmerzen im Zusammenhang mit der Regelblutung.“

Auch für zusätzliche Fortbildungen der Mediziner sei die Senatsverwaltung nicht zuständig. Diese falle in die alleinige Zuständigkeit der Ärztekammer Berlin. „Es ist dem Senat, der nur die Rechtsaufsicht über die Berliner Heilberufekammern ausübt, nicht möglich, auf die Inhalte der Fort- und Weiterbildung Einfluss zu nehmen, sofern nicht gegen höherrangiges Recht verstoßen wird“, erklärte der Sprecher.

Bereits heute gebe es regelmäßige Fortbildungen zum Thema von der Arbeitsgemeinschaft Endometriose in der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG), die in Berlin an der Charité ihren Sitz habe.

Die Arbeitsgruppe Endometriose an der Charité wurde im Rahmen des Endometriosezentrums gegründet und sei eine von sechs Arbeitsgruppen des Fächerverbundes Frauenheilkunde an der Charité. „Hier laufen bereits verschiedene Studien und Forschungsprojekte zum Thema Endometriose“, teilte der Sprecher mit.

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