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Vertriebene Rohingya aus Myanmar leben in den Flüchtlingslagern in Bangladesch.

© Pilar/Welthungerhilfe

Jetzt bewerben für Tagesspiegel-Spendenaktion: Hilfe für vertriebene Rohingya - und andere Bedürftige

Amal Clooney und Kanada setzen Zeichen gegen die Freiheitsikone Aung San Suu Kyi, Myanmars Regierungschefin. Der Tagesspiegel half den vertriebenen Rohingyas - die Spendenaktion startet wieder.

Einmal helfen und nicht mehr nachhaken? Nein. Der Tagesspiegel will nachhaltig Bericht erstatten und schaut genauer hin bei den Rohingya, der muslimischen Minderheit aus Myanmar, bei deren Verfolgung die UN von Völkermord spricht. Jetzt kritisieren Kanada und auch die Menschenrechtsanwältin Amal Clooney die ehemalige Freiheitsikone und De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi.

Den betroffenen geflohenen Rohingya konnte der Tagesspiegel über „Menschen helfen!“ mit 13.000 Euro Spendengelder unserer Leser aus der vergangenen Spendenaktion helfen. Auch in diesem Jahr wird der Tagesspiegel wieder mit der Deutschen Welthungerhilfe (DWHH) Notleidende stärken – Projekte werden gerade gesichtet. Spenden kann man schon jetzt. Und bei den Rohingyas, wie ist die Lage vor Ort?

Die Augen. Es sind die Augen, die Kerstin Bandsom nicht mehr vergisst. „Ich bin schon viel in der Welt herumgekommen, aber diese leeren Blicke der Kinder, der alten Menschen, die nehmen einen mit“, sagt die Sprecherin der Deutschen Welthungerhilfe. Die Lage in den Flüchtlingscamps in Bangladesch sei niederschmetternd.

Da ist zum einen das sichtbare Elend: Die Menschen leben im Morast, die Hütten sind nicht standfest, die Latrinen auf halber Höhe am Hügel wegen der Regenfälle abgerutscht. Immerhin, die Monsunzeit ist überstanden, auch dank der Umzüge auf die letzten freien Flächen in der Campregion. Alte Reisfelder wurden den Bauern aus Bangladesch abgekauft. Die Verschläge an den wegen Sturm und Regen erodierenden Hügeln im District Cox’s Bazar hielten nicht mehr.

Spendengelder für Hygieneartikel

Um das riesige Flüchtlingscamp zu organisieren, ist es in 27 Untercamps aufgeteilt. Die DWHH konnte mit ihrem Partner „Anando“ für 10.000 Euro Spendengelder unserer Leser Hygienekits lokal einkaufen, mit Seife, Waschpulver, Eimer, Henkelbecher oder auch Zahnputzpuder. Dazu konnten ebenfalls in den Camps Ukhia 14 und im Leda Camp in Teknaf 510 Auffüllkits mit Seife, Waschpulver, Puder für die Zahnpflege, Desinfektionsmittel und Babylotion verteilt werden.

Mit weiteren 3000 Euro Spendengeldern konnte die Welthungerhilfe zwölf Hygiene-Promoterinnen finanzieren, damit sie 6000 Menschen ausbilden konnten. Das sind nach Auskunft der Berliner Expertin Margret Müller in Bangladesch lokale Experten und Mitarbeiterinnen von Partnerorganisationen wie „Anando“ und „Friends in Village Development Bangladesh (FIVDB)“, die ein besonderes Augenmerk auf die Frauen in den Camps legen.

Es sind mehr Frauen als Männer im Camp, viele schwanger, haben Kinder bekommen. Oft nach Vergewaltigungen. Den Rohingyas würden weiter keine Menschenrechte zugestanden, so dürften sie – anders als in anderen Flüchtlingscamps der Welt – nicht arbeiten, etwa auf dem Feld oder auf dem Markt. Zu essen gibt es als Tagesrationen Reis, Linsen, Öl, nicht viel anderes. Wenn hinter einer Bretterbude frisches, kostbares Gemüse wächst, dann erahnen die Experten schnell, durch welches körperliche Anbieten solche Waren besorgt wurden.

Nachts trauten sich Frauen nicht auf die Toilette, aus Angst vor Vergewaltigung. Keine Bretterbude ist vor Eindringlingen sicher. Die Rohingya-Frauen, die schon in Myanmar massenvergewaltigt wurden, deren Kinder vor ihren Augen ins Feuer geworfen und deren Männer gefoltert wurden, was sollen sie noch verkraften?

Angriffe auf Zivilisten

Es ist aus der Sicht der westlichen Welt ein Elend, mit Beteiligten aller Seiten, was sich abspielte. Auch eine Miliz der Rohingya-Minderheit hatte laut Amnesty International ein Massaker verübt, 2017, an hinduistischen Zivilisten in Myanmar. Die Rebellengruppe Arsa (Arakan Rohingya Salvation Army) ermordete laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation am 25. August vergangenen Jahres 53 Hindus in einem Dorf in Myanmars Bundesstaat Rakhine, darunter 23 Kinder.

Am selben Tag seien 46 hinduistische Bewohner eines Nachbardorfs mutmaßlich ebenfalls von Arsa-Kämpfern getötet worden. An dem Tag griff Arsa rund 30 Posten der Sicherheitskräfte in Rakhine an, meldete auch "Spiegel Online" über die Nachrichtenagenturen dpa und AFP. Myanmars Armee hatte mit einer „Räumungsoperation“ an Hunderttausenden in den Dörfern reagiert.

Im Amnesty-Bericht ist von einer „gesetzeswidrigen und völlig unverhältnismäßigen Kampagne der Gewalt“ die Rede, „gekennzeichnet durch Töten, Vergewaltigung und andere sexuelle Gewalt, Folter, das Abbrennen von Dörfern, eine Taktik von erzwungenem Hungertod und andere Menschenrechtsverletzungen und völkerrechtliche Verbrechen“. Die UN und Menschenrechtsorganisationen werfen der Regierung des buddhistisch geprägten Myanmar „ethnische Säuberungen“ gegen die muslimische Minderheit der Rohingya vor.

Den Haag ermittelt gegen Myanmar

Politisch wird gerade agiert, erst am gestrigen Mittwoch hat Kanada Myanmars De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi die Ehrenstaatsbürgerschaft wegen ihrer „hartnäckigen Weigerung, den Völkermord an den Rohingya zu verurteilen“, entzogen – eine Premiere in Kanadas Geschichte. Die Friedensnobelpreisträgerin und einstige Freiheitsikone war 2007 zur Ehrenbürgerin ernannt worden, als die damalige Oppositionsführerin in ihrer Heimat unter Hausarrest stand.

Auch der malaysische Premierminister Mahathir Mohamad entzog Aung San Suu Kyi die politische Unterstützung, ein in der südostasiatischen Politik ungewöhnlicher Schritt. Malaysia und Myanmar sind Mitglieder des südostasiatischen Staatenbunds ASEAN, zu dessen Prinzipien die Nichteinmischung in die Innenpolitik der Mitgliedsländer gehört.

Der internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat indes Ermittlungen gegen Myanmar eingeleitet. Auch Menschenrechtsanwältin Amal Clooney hat an Aung San Suu Kyi appelliert: Sie möge sich für die Begnadigung zweier Reporter der Nachrichtenagentur Reuters einsetzen. Diese waren Anfang September wegen Landesverrats zu je sieben Jahren Haft verurteilt worden, sie hatten über die außergerichtliche Hinrichtung von zehn Angehörigen der muslimischen Rohingya-Minderheit in Myanmar berichtet. Laut Clooney wisse Suu Kyi „besser als alle anderen, was es bedeutet, politischer Gefangener in Myanmar zu sein. Sie hat in einer Zelle des Gefängnisses geschlafen, in dem die Reporter jetzt schlafen“. Myanmars Präsident Win Myint könne die Journalisten auf Ratschlag von Suu Kyi hin begnadigen, sagte Clooney auf einer Veranstaltung für Pressefreiheit am Rande der UN-Generaldebatte in New York. Suu Kyi weist Berichte über die an den Rohingya begangenen Grausamkeiten als Übertreibungen und „Fake News“ des Westens zurück.

Ein Drittel der Rohingya ist vertrieben, sie können nicht vor und nicht zurück. Nur Tag für Tag überleben. Teils gingen Hilfsorganisationen Gelder aus. Die mühsam aufgeforsteten Wälder, sie sind für Brennholz alle gerodet. Und nun beginnt auch noch die Taifunsaison.

Jetzt bewerben für die Tagesspiegel-Weihnachtsaktion – Einsendeschluss ist der 19. Oktober

WER KANN SICH BEWERBEN?

Akteure des sozialen Berlins wie Ehrenamtsinitiativen und Vereine, Selbsthilfeorganisationen und Wohlfahrtsverbände, Projekte und gemeinnützige Gesellschaften, die von Leserspenden profitieren möchten, müssen als mildtätig oder gemeinnützig anerkannt sein. Der Nachweis muss mitgeschickt werden. Einsendeschluss ist der 19. Oktober 2018.

DER THEMENSCHWERPUNKT?

Bei der 26. Aktion möchten wir vor allem älteren Menschen helfen, die gearbeitet haben und infolge einer kleinen Rente knapsen müssen. Viele Senioren sind vereinsamt. Ihnen helfen Vereine, Projekte und Ehrenamtliche – und wir rufen unsere Leserinnen und Leser auf, bitte zu ihren Gunsten zu spenden. Vor dem Hintergrund der aktuellen Fälle wollen wir außerdem Projekte fördern, die sexuellen Missbrauch von Kindern bekämpfen und Opfern beim Umgang mit den Folgen helfen.

Stärken will der Spendenverein auch Projekte zur Suizidprävention sowie konkrete Angebote für die Integration von Geflüchteten in den Lebensalltag bei uns: Deutsch lernen, die hiesigen Werte und Gepflogenheiten kennenlernen, sich für Ausbildung oder Arbeit fit machen. Natürlich können sich auch alle anderen Projekte, Initiativen und Vereine bewerben, also etwa für Drogenabhängige und Obdachlose, psychisch Kranke oder Menschen mit Behinderung.

UNSER AUSLANDSPARTNER

Auslandshilfe für Menschen in Not etwa nach Naturkatastrophen wollen wir wieder mit der Deutschen Welthungerhilfe leisten.

WAS GENAU EINREICHEN?

Bewerber müssen eine kurze Projekt- oder Vereinsdarstellung schicken, neue oder auch von Kürzungen bedrohte Aktivitäten beschreiben. Kostenvoranschläge helfen bei der Bewertung. Woher kam bisher das Geld, warum fehlt es? Personalstellen können wir nicht finanzieren, aber etwa Teilnehmergebühren für Kurse und Sachkosten für Möbel, Miete, Spielzeug. Bitte notieren Sie auf einem DIN-A4-Blatt zusammenfassend Infos: sozialer Bereich, Name des Trägers/Vereins, Name und Ziel des Projektes, Anschaffungsliste/Wunschsumme – und warum wir gerade Ihr Projekt unterstützen sollen. Der Spendenverein wählt wieder 60 Projekte aus. Stellvertretend für andere Initiativen stellen wir in der Spendenserie vor Weihnachten wieder einige vor. Bewerbungen bitte bis 19. Oktober an: Der Tagesspiegel, Spendenverein „Menschen helfen!“, Askanischer Platz 3, 10963 Berlin.

UND WIE KANN MAN SPENDEN?

Spenden können unsere Leserinnen und Leser schon jetzt an: Spendenaktion Der Tagesspiegel e. V., Verwendungszweck: „Menschen helfen!“, Berliner Sparkasse, IBAN: DE43 1005 0000 0250 0309 42, BIC: BELADEBE

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