
© Kolya Reichart
Junge Lebensrealitäten: Eine Berliner Ausstellung zeigt, wie es ist, 18 Jahre alt zu sein
Der Fotograf John Kolya Reichart ist quer durch Deutschland gereist, um das Lebensgefühl Jugendlicher eingefangen. Die Porträts sind nun im Zeiss-Planetarium zu sehen.
Stand:
Marius wünscht sich mehr Einheit in der Bevölkerung, weiß aber nicht, wie man dahin kommt. Dabei ist er sogar ein Workaholic. Fatima genießt es, auf der Bühne zu stehen, weil die für sie Freiheit bedeutet. Nina sitzt gerade im Rollstuhl und träumt davon, wieder tanzen zu können.
Erfan liebt eigentlich den Iran, seine Heimat, sieht aber dort keine Zukunft für sich, weil es keine Freiheit gibt. Mustafa glaubt, dass er nicht mehr so asozial ist, nachdem er ein Anti-Aggressionstraining absolviert hat. „.achtzehn – Wie ist es, heute erwachsen zu werden?“, lautet der Titel einer Ausstellung, die noch bis zum 1. August im Zeiss-Großplanetarium zu sehen ist.

© John Kolya Reichart.
Sie geht zurück auf eine gemeinsame Initiative des Museums für Werte und des Fotografen John Kolya Reichart. Es sei sehr aufwändig gewesen, die Jugendlichen zu finden, sagt er.
Schließlich wollte er viele Facetten einfangen. Vier bis fünf Stunden täglich hat er jeweils mit den Jugendlichen verbracht, um ihre Lebensrealitäten kennenzulernen und besser zu verstehen. Seine Reise führte ihn durch 16 Bundesländer zu 35 Begegnungen an den unterschiedlichsten Orten.
Lene hat er in einer Klinik getroffen, sie leidet unter Magersucht und wünscht sich, dass sie sich mag, so wie sie ist, dass es ihr egal ist, was andere über sie denken. Yaroslav aus der Ukraine denkt, dass er erstmal in Deutschland bleiben und studieren wird. Eloise kämpft mit Depressionen. Sie will lernen, der Welt zu begegnen, statt in ihrem Zimmer zu sitzen und nichts zu tun.
Emmi hat Angst davor, in eine unbekannte Zukunft zu gehen, ist aber irgendwie auch gespannt. Leonie aus Trebbin in Brandenburg hat früher gestohlen, geprügelt, Drogen genommen. Jetzt lebt sie mit ihrer kleinen Tochter in einer Mutter-Kind-Einrichtung und will alles anders und besser machen. Vor allem will sie nicht so werden wie ihre eigene Mutter.
Von Berlin aus soll die Ausstellung durchs Land wandern. Zur Eröffnung sind ungefähr die Hälfte der Jugendlichen ins Zeiss-Großplanetarium gekommen. Dort treffen sie auch die Geschäftsführerin des Museums für Werte, Laura Ludwig. Ihr und ihrem Team geht es darum, bessere Kommunikation und Verständigungsmöglichkeiten zu schaffen.
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