
© Stefan Jacobs
Berlin trotzt der Trockenheit: Wasserbetriebe investieren in Kanalnetz – und Drohnen
Trotz geringer Regenmengen ist die Wasserversorgung in Berlin gesichert. Die Wasserbetriebe betreiben einen großen Auswand, um die Klärwerke und das Kanalnetz zu modernisieren.
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Knapp wird das Trinkwasser in Berlin vorerst nicht – aber etwas teurer. Ab 2027 soll es „moderate Steigerungen“ geben, sagte Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz der Berliner Wasserbetriebe (BWB), deren Aufsichtsratschefin sie ist. „Das, worüber wir hier sprechen, wird sich im Centbereich pro Monat bewegen, nicht im Bereich von Euros.“
Der Kreislauf des Berliner Wassers wird immer lokaler
Details soll nach Auskunft von Giffey eine Arbeitsgruppe klären. Auf jeden Fall solle das Preismodell möglichst simpel bleiben – was auch als Absage an überproportionale Gebühren bei besonders hohem Verbrauch verstanden werden kann. Auch für Einschränkungen wie ein Rasensprenger-Verbot an heißen Sommertagen sehe sie momentan keine Veranlassung, sagte Giffey.
Die Trockenheit der vergangenen Monate wirkt sich nach Angaben der Wasserbetriebe zwar auf den Grundwasserspiegel aus, aber die für die Trinkwasserversorgung relevanten Bereiche seien nicht akut betroffen. Rund zwei Drittel des Berliner Trinkwassers wird ohnehin aus sogenanntem Uferfiltrat gewonnen, das zu Brunnen an den Ufern der Seen sickert. Deren Wasser stammt wegen der Trockenheit zu einem immer größeren Teil aus dem Ablauf von Klärwerken, deren Reinigungsleistung die Wasserbetriebe mit großen Investitionen verbessern.
Jeder Tropfen zählt.
Slogan einer Sparkampagne, die demnächst neu aufgelegt wird.
Von den insgesamt 539 Millionen Euro Investitionen der BWB im vergangenen Jahr flossen 246 Millionen in Ausbau und Erneuerung von Pump-, Wasser- und Klärwerken. 251 Millionen Euro wurden ins 19.000 Kilometer lange Rohr- und Kanalnetz investiert. Trotz einzelner spektakulärer Rohrbrüche liegt die Schadensquote der Berliner Wasserbetriebe nach Auskunft von Vorstandschef Frank Bruckmann deutlich unter den 0,1 Schäden pro Kilometer, die in der Branche als kritische Schwelle gelten. Mitte der 1990er-Jahre lag die Quote in Berlin fast beim Doppelten; seit etwa 15 Jahren werde die Marke von 0,1 unterschritten. Neuerdings würden Kanäle auch mit durchfliegenden Kameradrohnen begutachtet.
Obwohl die Rekordinvestition des vergangenen Jahres 41 Prozent vom Umsatz der Wasserbetriebe entspricht, blieb ein Jahresüberschuss von 54 Millionen Euro. Im Jahr davor waren es 166 Millionen. Der Rückgang resultiert nach Auskunft von Bruckmann vor allem aus gestiegenen Kosten für Personal und Material. Zugleich stieg der Bilanzgewinn, der dem Berliner Landeshaushalt zufließt, um fast zehn Prozent auf 127 Millionen Euro.
Mit 214 Millionen Kubikmetern Trinkwasser verkauften die Wasserbetriebe rund 1,5 Prozent mehr als im Jahr davor. Im Schnitt verbraucht jeder Berliner pro Tag etwa 110 Liter. Die Menge des gereinigten Abwassers blieb konstant bei 265 Millionen Kubikmetern. Da die BWB-Klärwerke auch das Abwasser von etwa 800.000 Kunden aus Brandenburg reinigen und ihr Klarwasser großenteils durch die Havel Richtung Elbe und Nordsee abfließt, entwässert Berlin auch sein Umland.
Das mit dem Klimawandel durch zwar seltenere, aber zunehmend heftige Regengüsse verschärfte Problem, dass die innerstädtische Mischkanalisation in Spree und Landwehrkanal überläuft, muss nach Ansicht von Bruckmann vor allem durch den Umbau Berlins zur Schwammstadt mit mehr lokaler Versickerung gelöst werden. Neue Großprojekte wie der Bau weiterer unterirdischer Zwischenspeicher stehen nicht an.
Zur jüngst vom Umweltverband BUND veröffentlichten Studie, derzufolge auch in Berlin die natürlichen Grundwasserspeicher massiv übernutzt sind, sagte Bruckmann: Auf Bundesebene liefere die Studie „neue und interessante Aspekte“, aber die Erkenntnisse für Berlin und Brandenburg seien nicht neu und würden von den eigenen Fachleuten teils anders beurteilt.
Personell sehen sich die Wasserbetriebe für die wachsenden Herausforderungen gerüstet: Personalvorständin Kerstin Oster meldete eine um 85 auf 4836 Mitarbeitende gewachsene Belegschaft und 263 Auszubildende. Die Frauenquote betrage für die Branche erfreuliche 31 Prozent, der Krankenstand liege unter neun Prozent. Das Durchschnittsalter sei auf 46,8 Jahre gesunken, womit die Belegschaft binnen zehn Jahren im Schnitt um drei Jahre verjüngt worden sei.
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