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Bundesweit haben viele Arztpraxen dieser Tage geschlossen.

© dpa/Britta Pedersen

Langes Warten für Berliner Patienten : Ärzte schließen Praxen aus Protest gegen Gesundheitsminister Lauterbach

Die Praxen in Berlin sind dieser Tage oft geschlossen – und die zuständige Hotline ist überlastet. Nun steigt die Sorge, dass Patienten die Rettungsstellen der Krankenhäuser aufsuchen.

Auch in Berlin bleiben dieser Tage zahlreiche Praxen geschlossen. Neben urlaubsbedingter Ruhezeit wollen damit viele Ärzte mindestens bis zum Wochenende gegen die Politik von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und der Krankenkassen protestieren.

Der Virchowbund, der niedergelassene Ärzte vertritt, hatte mitgeteilt, dass sich bis zu 70 Prozent der Praxen am Protest beteiligen könnten. Das wären circa 4000 der fast 5800 Praxen in Berlin.

5800
Praxen gibt es in Berlin

Die ambulante Versorgung sicherzustellen ist Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), der alle niedergelassenen Ärzte und Therapeuten angehören müssen, die gesetzlich Versicherte versorgen. Berlins KV verweist auf den Bereitschaftsdienst, der unter der Telefonnummer 116117 erreichbar ist. Nach telefonischer Beratung absolvieren die KV-Ärzte im Bedarfsfall auch Hausbesuche. Nach Tagesspiegel-Informationen scheiterten zumindest am Mittwoch aber Versuche – auch nach Stunden –, unter 116117 tatsächlich durchzukommen. Die Leitung war offenbar überlastet.

Einzelne Praxen sollen an ihren Türen, im Internet oder auf dem Anrufbeantworter etwaige Vertretungen ausgewiesen haben. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisierte die Aktion der Ärzte dennoch. Auch Minister Lauterbach verwies darauf, dass derzeit jeder zehnte Bundesbürger vor allem wegen Atemwegsinfektionen krank sei. Lauterbach will sich im Januar mit Ärzte-Vertretern treffen.

Die protestierenden Ärzte machen gegen die aufwendige Bürokratie und gedeckelte Krankenkassen-Budgets mobil. Zudem sollen die Kassen, so die Forderung, die Gehälter der Medizinischen Fachangestellten voll bezahlen.

Berlins Krankenhausgesellschaft warf den Praxisärzten vor, sie trügen ihren Protest „auf den Schultern der Rettungsstellen“ aus. Während die Krankenstände anstiegen, sei die Lage in den Notaufnahmen schon durch eine dünne Personaldecke angespannt. Bekannt ist, dass ganzjährig massenhaft Patienten die Rettungsstellen aufsuchen, die kein Notfall sind – sondern einige Tage auf Hausarzttermin hätten warten können.

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