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Mutombo Mansamba fordert Gerechtigkeit für den Tod seines Bruders.

© Getty Images/Anadolu

Update

Medard Mutombo starb nach Polizeieinsatz: Bruder fordert juristische Konsequenzen für Berliner Polizisten

Der schwer psychisch erkrankte Mutombo starb 2022, nachdem Polizisten ihn mit Gewalt fixiert hatten. Sein Bruder und dessen Anwälte fordern, dass der Fall endlich aufgeklärt wird.

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Die vergangenen drei Jahre seien für ihn die Hölle gewesen, sagt Mutombo Mansamba sichtlich bewegt. Damals, am 14. September 2022, nahmen Polizisten seinen Bruder Medard Mutombo in einer Unterkunft in Spandau gewaltsam fest, fixierten ihn unter anderem in Bauchlage.

Mutombo war Schwarz, an einer schweren Schizophrenie erkannt und soll bei der Fixierung einen Herzstillstand erlitten haben. Drei Wochen nach der Maßnahme starb er in einem Berliner Krankenhaus. Der Berliner Polizeibeaufragte warf der Polizei bereits 2023 schwere Versäumnisse vor.

Ombudsstelle: Tod war „vermeidbar“

Am Montag schloss sich die Ombudsstelle für das Berliner Landesantidiskriminierungsgesetz (LADG) den Vorwürfen an: In einem Bericht wirft die Stelle der Polizei vor, Mutombo unter anderem wegen seiner Behinderung und fehlender Sprachkenntnisse diskriminiert zu haben. Die Stelle kam zu dem Schluss, dass Mutombos Tod „vermeidbar“ gewesen sei und dass das Land Berlin die Verantwortung dafür trägt.

Trotz der umfassenden Kritik gebe es bislang keine Konsequenzen für die beteiligten Polizisten, kritisierte Mansamba bei der Pressekonferenz der Opferberatungsstelle „Reachout“ am Dienstag. Stattdessen habe die Staatsanwaltschaft bereits zwei Mal die Ermittlungen eingestellt und nur nach einer Beschwerde seiner Anwältin wieder aufgenommen.

Für meinen Bruder bedeutete dieser Einsatz den Tod, für unsere Familie den Beginn eines Albtraums.

Mutombo Mansamba, Bruder des Toten

„Für meinen Bruder bedeutete dieser Einsatz den Tod, für unsere Familie den Beginn eines Albtraums“, beschrieb Mansamba seinen Kampf gegen die Behörden. Er warf diesen vor, ihn nicht zu unterstützen und die Aufklärung stattdessen massiv zu behindern.

Seine Anwältin Regina Götz etwa sieht schwerwiegende Versäumnisse bei den Ermittlungen: So seien zentrale Zeugen wie der behandelnde Notarzt oder beteiligte Polizisten zu spät oder nie befragt worden. Auch ein Video, das eine Nachbarin aufgenommen habe, sei ihrer Kenntnis nach nie ausgewertet worden.

Götz kritisierte das gesamte System: Es sei ein Skandal, dass in Deutschland Polizisten gegen Polizisten ermitteln würden. Sie und ihre Kollegin Beate Böhler forderten stattdessen eine „unabhängige Kontrolle des Gewaltmonopols der Polizei“. Böhler vertritt Musamba in einem parallelen Zivilverfahren, in dem er das Land Berlin auf Schmerzensgeld verklagt.

Der Fall habe schwere Folgen auch für ihn, betonte Musamba. Er sei in therapeutischer Behandlung, habe körperliche Folgen und Schulden wegen der Anwaltskosten. „Ich werde zum Täter gemacht, obwohl ich ein Opfer bin“, sagte er und appellierte an die Behörden: „Was ich fordere, ist Gerechtigkeit.“

Am Dienstag kritisierte auch Philmon Ghirmai, Landesvorsitzender der Grünen, die mangelnde Aufarbeitung des Falles in einer Mitteilung als „inakzeptabel“: „Mutombo und seine Familie verdienen Gerechtigkeit“, kommentierte Ghirmai.

Das „Wegducken“ der Senatsinnenverwaltung sei „beschämend“ und zeige, „dass die Sicherheitsbehörden im Umgang mit staatlicher Diskriminierung noch immer keinen angemessenen Umgang gefunden haben.“ Das beschädige das Vertrauen in die Institutionen, sagte Ghirmai, und forderte eine „verantwortungsvolle Fehlerkultur“ sowie eine Entschädigung für die Hinterbliebenen.

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