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Der zukünftige Hauptstadtflughafen aus der Luft.

© dpa

Auftakt zum BER-Desaster schon 2008: Mit dem A 380 fing alles an

Weil auch der Riesenflieger A 380 in Schönefeld landen sollte, mussten die BER-Pläne aufwendig umgearbeitet werden. So geriet das Projekt schon vor Jahren in Verzug. Das geschah wohl auf Wunsch des Aufsichtsrates - mit einer fragwürdigen Begründung.

Das Ringen um den Ausbau des neuen Hauptstadtflughafens BER zum internationalen Drehkreuz samt Anschluss für den Riesenflieger A 380 hat gleich beim Baustart für das Terminal im Jahr 2008 für erhebliche Probleme gesorgt und den Bau nachhaltig in Verzug gebracht. Die Pläne mussten nach Tagesspiegel-Informationen damals geändert und überarbeitet werden - schließlich war es eine Frage des Prestiges, dass der Flieger am Terminal andocken kann. Also musste 2008 aufwendig umgeplant werden.

In internen Papieren ist von einem sogenannten „Ebenenshift“ die Rede, der die in den ursprünglichen Plänen vorgesehene Steuerung der Passagierströme im Terminal durcheinanderbrachte. Damit habe bereits 2008 die Misere begonnen, die am Schluss dazu geführt hat, dass die Inbetriebnahme mehrfach verschoben werden musste, sagen Insider.

Dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats, dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), gefiel offenbar überhaupt nicht, dass die Planer ohne A 380 auskommen wollten – also musste Platz für den Giganten geschaffen werden. Ein Sprecher Wowereits sagte, dies sei nicht allein die Vorstellung des Vorsitzenden gewesen, sondern des gesamten Aufsichtsrats.

In internen Papieren ist von „wesentlichen Störungen durch die Flughafengesellschaft und Auswirkungen auf die Planung“ die Rede. Die Flughafengesellschaft, die mehrere Tage für eine Antwort auf eine Anfrage brauchte, erklärte dazu, dies sei „Quatsch“.

Für den A 380 sind besondere Anlagen erforderlich, weil der Zugang über drei Brücken zu den zwei Stockwerken des Flugzeugs erfolgt. Ursprünglich hatten die Planer einen anderen Bereich in der Haupthalle für das Flugzeug vorgesehen, wo es ebenfalls in der oberen Etage einen Bereich für die Passagiere geben sollte, die nicht aus dem Schengen-Raum kommen. Sie dürfen nur nach Kontrollen einreisen, ihre Wege müssen getrennt von anderen Fluggästen sein.

Dieser Teil des Terminals war für die Lufthansa vorgesehen, die aber bereits 2006 abgesagt hatte, mit dem Riesenflugzeug zum BER zu kommen – und zudem kein Interesse zeigte, Berlin zu einem Drehkreuz für den interkontinentalen Verkehr zu machen.

Beim Umplanen bis an die Grenzen der Physik gegangen

Tatsächlich wird für den A 380 mit etwa 500 Passagieren auf absehbare Zeit kein Bedarf am neuen Flughafen bestehen. Dennoch hatten die Architekten auf Wunsch der Flughafengesellschaft ursprünglich zwei Brücken für den Airbus geplant, für den besondere Anlagen nötig sind. Nach Tagesspiegel-Informationen sollten beide Brücken an der Haupthalle entstehen, wo die eigens abgegrenzte obere Etage nur für Non-Schengen-Passagiere vorgesehen war. Non-Schengen-Passagiere gibt es vorwiegend im Interkontinentalverkehr – und nur für diesen ist ein Einsatz des Großflugzeugs rentabel.

Allerdings hatte die Lufthansa kein Interesse, den BER zu einem Drehkreuz für den interkontinentalen Verkehr zu machen. Wegen des fehlenden Bedarfs strichen die Planer die A-380-Brücken. Der Aufsichtsrat intervenierte, ein moderner Hauptstadtflughafen ohne Platz für das Prestigeflugzeug sei nicht denkbar, hieß es damals. Auch nach einer Fluggesellschaft, die mit der Maschine andocken wollte, wurde Ausschau gehalten. Laut Insidern nahm Flughafenchef Rainer Schwarz dazu Gespräche mit dem damaligen Chef von Air Berlin, Joachim Hunold, auf.

Dieser sei dann bereit gewesen zu versprechen, irgendwann den A 380, der seither mehrfach auf der Luftfahrtschau ILA zu sehen war, auch einzusetzen. Bestellt hat Air Berlin bis heute nicht. Daraufhin wurde die A-380-Brücke an anderer Stelle geplant – mit weitreichenden Folgen für das innere Gefüge des Großflughafens.

Vielleicht war es aber trotzdem weise Voraussicht, denn Ende 2011 wurden Pläne von Emirates bekannt, mit der Maschine zum BER zu fliegen. Der südliche Teil des Piers musste nachträglich für den Verkehr aus dem Nicht-Schengen-Bereich ausgestattet werden. Rechnerisch sollten auf den unveränderten Flächen doppelt so viele Passagiere unterwegs sein wie zuvor.

Entsprechend musste auch die Entrauchungsanlage angepasst werden, bei der man nach Angaben eines Planers „bis an die Grenzen der Physik“ gehen musste. Probleme mit der – gesamten – Entrauchungsanlage waren ein wesentlicher Grund dafür, dass der für 3. Juni geplante Eröffnungstermin des Flughafens verschoben werden musste.

Ab Freitag befasst sich der Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses mit dem BER-Desaster.

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