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Kennt sich aus in den Kneipen. Désirée Nick ist eine Urberlinerin.

© Gräfe und Unzer Verlag/Frank Zauritz

Mit Grandezza und einem Schuss Vulgarität: Désirée Nick bringt Berlin-Reiseführer heraus

Désirée Nick knöpft sich Berlin vor: in Form eines Reiseführers. Darin schwärmt die Schauspielerin hemmungslos von ihrer Heimatstadt, die ihr oft zu einseitig dargestellt wird.

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Am Ende verrät Désirée Nick im Interview sogar noch den Namen ihres Schönheitsarztes am Gendarmenmarkt. Er sei fingerfertig, feinfühlig, habe einen guten Geschmack und sei perfekt für alle, „die nicht aussehen wollen wie die Kardashians“.

Aber zurück auf Anfang. Am helllichten Tag hat die Schauspielerin für eine Audienz zwecks Promotion ihres neuen Berliner Reiseführers „Nice to meet you, Berlin! Auf Entdeckungstour mit Désirée Nick“ eine Suite im Waldorf-Astoria-Hotel ausgewählt.  

Weit geht der Blick durch die raumhohen Fenster über ihre Stadt. Die Urberlinerin, wie sie sich nennt, trägt Paillettenhose und Glitzertop. Und das berühmte Selbstbewusstsein. Das Bild von Berlin in der Welt sei ihr zu einseitig, sagt sie.

Schloss Britz für Schwaben

Sie will die Leute an die Hand nehmen und ihnen ein Berlin zeigen, das nicht ruppig ist und nicht dreckig, sondern ein Idyll. Das mehr ist als Prenzlauer Berg, wo man eh keine echten Berliner treffe. Die Schwaben sollen da sowieso mal raus, sich Schloss Britz in Neukölln anschauen.

Dass die gebürtige Charlottenburgerin, die einige Jahre lang in der Charlottenstraße in Mitte gewohnt hat, sich in der zweiten Lebenshälfte mit einer Villa im brandenburgischen Falkensee begnügen muss, statt im geliebten Grunewald zu residieren, kratzt kein bisschen an ihrer selbst gefühlten Autorität in Sachen Berlin-Kenntnis.

Diseuse mit einem Schuss Vulgarität

Grandezza ist ihr zweiter Vorname. Den Schuss Vulgarität, der bei einer Diseuse von Graden eben auch dazu gehört, trägt sie mit Fassung. Dass der Reiseführer in einer Folge von 20 erfolgreichen Büchern steht, erwähnt sie gern.

So furchtbar geheim sind manche Tipps für die Einheimischen vielleicht nicht. Von der Paris Bar mag der eine oder andere schon mal gehört haben, ebenso vom Borchardt, dessen Eleganz sie rühmt. „Ich möchte dazu einladen, die Vielfalt dieser einzigartigen Metropole zu genießen“, spricht sie hoheitsvoll.

Essen in den Thüringer Stuben

Ihre Geheimtipps für die Erkundung der Stadt gehen in die Richtung, dass man eingetretene Pfade verlassen soll, auch mal ins Metzer Eck gehen, oder in die Thüringer Stuben. Sie meide Fast Food, betont sie, kapituliere als gute Berlinerin allerdings beim Döner und bei der Currywurst.

Gedacht ist der Führer gar nicht in erster Linie für die Touristen, die nach ihrer Beobachtung sowieso nur kommen für ein Selfie am Brandenburger Tor. Sie habe das vor allem für die Berliner geschrieben. Für diese kiezklebrigen Mitbewohner, die endlich mal raus sollen aus Wilmersdorf und Weißensee.

Shoppen in Lichtenberg

Ab nach Marzahn, mal Seilbahn fahren. Wer, der in Reinickendorf oder Pankow groß geworden ist, shoppt schon im Dong Xuan Center in Lichtenberg? Eben! Außerdem gibt es jede Menge Berliner in der Gen Z und unter den Millennials, die dringend ein bisschen Nachhilfe in Sachen Mauerfall etc. vertragen könnten.

Die kennen ja nicht mal mehr die drei Damen vom Grill aus der TV-Serie. Berühmt ist nicht nur, was Madame Tussaud’s zu sehen ist. Désirée Nick ist eine Frau mit Mission, die sich rasch in Rage redet. Okay, man sollte vielleicht nicht nachzählen, wie oft das Wort „fantastisch” vorkommt oder überhaupt ein euphemistisches Adjektiv.

Lieben statt leiden

In Berlin gilt es normalerweise eher als cool, an der eigenen Stadt zu leiden und auf keinen Fall überströmend zu sein. Die Grande Dame der Authentizität zeigt, dass es auch anders geht. Sie schwärmt wie verrückt: vom Restaurant Diener. Von Bier’s Currywurst. Vom guten alten West-Berlin.

Und gleichzeitig umweht sie sowas Babylonisches. „Ick bin doch Babylon Berlin“, sagt sie mit Empörung in der Stimme. „Die versuchen alle, mich nachzuäffen, kopieren meine ureigenen Insignien. Schrill und schräg sein, nicht anbiedernd, dafür mit knarzender Stimme.“

Mitgespielt hat die Schauspielerin da aber noch nicht. Kommt vielleicht noch. Im Buch gibt es viele Bilder von der Schönheit vom Gendarmenmarkt. Nur weil in ihrem Leben vieles doof gelaufen ist, habe sie so werden können, wie sie jetzt ist, sagt sie. Ein Gesamtkunstwerk. Darauf eine Weiße! Egal wo.

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