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ALBA Berlin - Maccabi Tel Aviv, Mercedes-Benz Arena. Fans von Maccabi Tel Aviv stehen mit Fahnen in der Halle.

© IMAGO/Andreas Gora

Nach Ausschreitungen in Amsterdam: Israelfeindliche Szene nimmt Basketballspiel in Berlin ins Visier

Maccabi Tel Aviv ist Ende November bei Alba Berlin zu Gast. Vor der Arena am Ostbahnhof ankert das Jüdische Kulturschiff „MS Goldberg“ auf der Spree. Der Intendant bangt um Sicherheit.

Stand:

Wenn am 28. November Alba Berlin den israelischen Basketballmeister Maccabi Tel Aviv in der Uber-Arena empfängt, dürfte an diesem Tag nicht wie gewöhnlich das sportliche Geschehen im Mittelpunkt stehen. Die israelfeindliche Szene Berlins ist auf das Euroleague-Spiel am letzten Donnerstag des Monats aufmerksam geworden.

Erst im Februar dieses Jahres hatte Alba zuletzt den dreimaligen Euroleague-Sieger aus Tel Aviv empfangen und deutlich mit 71 zu 106 verloren. Damals lag der Fokus auf dem Basketballfeld und der höchsten Alba-Heimniederlage der Klubgeschichte. Zu Störaktionen oder gar Demonstrationen kam es nicht. Doch vor dem Hintergrund der schweren Ausschreitungen in Amsterdam in den vergangenen Tagen wird die Partie in der Arena in Berlin-Friedrichshain in einer gänzlich anderen Ausgangslage angepfiffen als das Spiel im Februar.

Am Donnerstag vor einer Woche empfing Ajax Amsterdam in der Fußball-Europaleague Maccabi Tel Aviv im heimischen Stadion. Die Begegnung wurde von schweren Krawallen überschattet. Während israelische Hooligans palästinensische Fahnen in der Stadt herunterrissen und anti-arabische Parolen anstimmten, kam es zu teils brutalen und antisemitischen Übergriffen von Einheimischen auf israelische Fußballfans.

Niederländische Polizei am Rande der Ausschreitungen in Amsterdam.

© dpa/Uncredited

Videos zeigen, wie vermummte Gewalttäter in den Straßen von Amsterdam auf der Suche nach israelischen Gästefans Pässe kontrollierten. Bilder zeigen regelrechten Jagdszenen auf Israelis. In einem Clip wiederholt ein am Boden liegender junger Mann mehrfach den Satz, er sei nicht jüdisch, damit Angreifer von ihm loslassen. In der Nacht zu Dienstag kam er erneut zu Krawallen durch pro-palästinensische Gewalttäter, die unter anderem eine Straßenbahn in Brand setzen. Auf Videos ist die antisemitische Parole „Juden-Geschwür“ zu hören.

In der pro-palästinensischen Szene Berlins wurde die Gewalt in den Niederlanden gegen Israelis von verschiedenen Akteuren relativiert. Stattdessen stört man sich nun am geplanten Gastauftritt der Basketballer aus Tel Aviv in der deutschen Hauptstadt. Via Instagram wird Alba dazu aufgerufen, das Spiel abzusagen. „Wir wollen keine israelischen Sportteams hier“, ist in den Kommentarspalten zu lesen. Jemand anderes schreibt: „Wer Unterkünfte an israelische Fans vermietet, ist ein Stück Scheiße.“

Dass es nicht nur bei virtueller Hetze gegen Maccabi-Fans bleiben könnte, zeigt ein weiterer Beitrag auf Instagram. Ein polizeibekannter israelfeindlicher Aktivist, der bei pro-palästinensischen Demonstrationen mehrfach festgenommen wurde, postete in seiner Story ein Foto seiner erworbenen Eintrittskarte für das Basketballspiel. Es liegt also nahe, dass im Inneren der Uber-Arena mit Störaktionen des Milieus zu rechnen ist.

Auch deswegen ist der Intendant des Jüdischen Kulturschiffs „MS Goldberg“, Peter Sauerbaum, im Alarmbereitschaft. Beheimatet ist das Schiff normalerweise am Spandauer Havelufer, doch zum Konzept gehören vorübergehende Aufenthalte an anderen Anlegestellen. Seit Anfang November liegt die „MS Goldberg“ deswegen noch bis Ende des Jahres am Friedrichshainer Spree-Ufer direkt vor der Uber-Arena. Besucher erwartet ein tägliches Programm von Theateraufführungen, Konzerten und Lesungen.

Peter Sauerbaum, Intendant der „MS Goldberg“

© promo/MS Goldberg

Seitdem das Schiff an der Spree liegt, nimmt die Crew der „MS Goldberg“ eine veränderte Stimmung am Anliegeplatz im Vergleich zu Spandau wahr. Immer wieder würden Personen stehenbleiben und den Schriftzug „Jüdisches Kulturschiff“ fotografieren und schnell weitergehen, sobald sie dabei beobachtet werden, berichtet eine Mitarbeiterin.

Intendant Sauerbaum hat bereits den Objektschutz der Berliner Polizei über seine Sorgen angesichts des anstehenden Basketballspiels informiert. Eine Antwort der Pressestelle der Polizei zur Sicherheitslage rund um das Spiel blieb am Mittwoch vorerst unbeantwortet.

„Wir bangen angesichts der Ereignisse in Amsterdam um unsere Sicherheit“, sagt Sauerbaum. Wenn es keinen intensiveren Schutz für die „MS Goldberg“ geben sollte, müsse man darüber nachdenken, vor dem entsprechenden Tag am Spree-Ufer abzulegen. „Es geht schließlich um die Gesundheit der Besatzung“, sagt der Intendant.

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