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So könnte die neue Bibliothek aussehen.

© Render Vision

Neuer Standort für Berliner Zentralbibliothek: Kultursenator Chialo schlägt Lafayette-Gebäude vor

Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) schlägt im Kulturausschuss vor, die ZLB im Quartier 207 anzusiedeln. Der sei schneller bezugsfertig und nachhaltiger als ein Neubau.

Die sensationelle Idee, die Senator Joe Chialo (CDU) am Montag im Kulturausschuss präsentieren wollte, stand nicht einmal auf der Tagesordnung, so gut wurde das Geheimnis gehütet. Nur eine Handvoll Politikerinnen und Politiker kannten den Plan: Die Zentral- und Landesbibliothek soll ins Lafayette-Gebäude in der Friedrichstraße ziehen.

Der Gedanke entstand vor einigen Wochen, ausgelöst durch Meldungen, das französische Kaufhaus wolle alle Standorte im Ausland aufgeben. Offenbar ist das Ende für Lafayette in der Friedrichstraße für Ende 2024 geplant. Das Gebäude gehört dem Immobilienunternehmen Tishman Speyer Properties, das auf der Suche nach einem Nachmieter ist. Angeblich soll es bereits erste Kontakte mit dem Land gegeben haben. Denkbar wäre auch eine Art Mietkauf.

„Jahrhundertchance“ für Berlin

Für den Umbau des Lafayette-Gebäudes werden zeitlich zwei bis drei Jahre kalkuliert. Die Kosten sollen leicht unter den bisher geplanten Ausgaben von mindestens 460 Millionen Euro für den Neubau der ZLB am Standort Blücherstraße liegen. Allerdings hatte noch der alte Senat die Pläne aus dem Investitionsprogramm für die Jahre 2022 bis 2026 genommen. Es müsste also eine neue Finanzierung beschlossen werden, was angesichts der Haushaltslage schwer durchzusetzen wäre.

So könnte es aussehen.
So könnte es aussehen.

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Den Standort an der Friedrichstraße bezeichnen diejenigen, die mit der Idee vertraut sind, als hervorragend. Zum einen sei das Innere des Gebäudes mit dem offenen Lichthof und den Rundgängen perfekt für die Zwecke einer modernen, kommunikativen Bibliothek geeignet.

Zum anderen verspreche die zentrale Lage und die Nähe zur Staatsbibliothek Unter den Linden eine hohe Besuchsfrequenz. Schließlich könnte die ZLB an diesem Ort auch zu der dringend erwünschten Belebung der Friedrichstraße beitragen.

Die Amerika Gedenkbibliothek in Berlin-Kreuzberg.
Die Amerika Gedenkbibliothek in Berlin-Kreuzberg.

© IMAGO / Günter Schneider

Volker Heller, Generaldirektor der ZLB, nannte die Pläne am Montag „eine Jahrhundertchance“ für Berlin. So könnten ein weiterer Kaufhausleerstand oder eine Umnutzung als Bürostandort vermieden werden. Heller sagte, das Gebäude sei sehr geeignet und könnte „fast alle Funktionalitäten unseres Bedarfsprogramms erfüllen.“ Lediglich die Außenmagazine der ZLB, derzeit im Westhafen, müssten weiter betrieben werden.

Kultursenator Chialo wollte Heller am Montag im Ausschuss über die Pläne sprechen lassen. Die überraschten Abgeordneten ließen eine ausführliche Vorstellung der Idee allerdings aus Zeitgründung nicht zu.

Eine unendliche Geschichte

Wäre der Neubau der Landesbibliothek ein Buch, gäbe es dafür immerhin schon ein paar tausend geschriebene Seiten und einen passenden Titel: „Die unendlich teure Geschichte“. Absehbar ist schon jetzt, dass sich der zuletzt auf das Jahr 2027 verschobene Baustart für die ZLB womöglich weiter verzögern wird.

Seit 2015 ist die Zusammenführung der beiden Standorte der Berliner Zentral- und Landesbibliothek vereinbart. Die Orte seien zu klein geworden, der bauliche Zustand marode und der Instandsetzungsbedarf einfach riesig. Jedoch werden immer wieder Ideen und Projekte zum Umbau auf Eis gelegt. Zuletzt betraf das die 2018 vom Senat beschlossene Erweiterung der Blücherstraße. Der Grund: zu teuer.

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